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Aufgepasst: JWA ist etwas Heißem auf der Spur. Er will von den anderen Landtagsabgeordneten nicht nur wissen, bei welchen Vereinen sie dabei sind (unsere Kolleg:innen von Salto haben berichtet), er fordert auch eine Auflistung dessen, ob und welche Steuergelder bestimmte Vereine und Medien jährlich erhalten – und in den letzten Jahren bereits erhalten haben. Wirft man einen Blick auf Anderlans schriftliche Anfrage wird schnell deutlich: Diese bezieht sich ausschließlich auf zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich für Menschenrechte, Antidiskriminierung und kulturelle Vielfalt einsetzen – keine Rede von traditionellen Großvereinen oder Wirtschaftsverbänden. Warum? Die Antwort liegt auf der Hand: Es geht nicht um Transparenz, sondern um gezielte Stimmungsmache.
Last but not least möchte er natürlich auch noch wissen, wie viel Gelder dem Amt für Jugendarbeit und der Koordinierungsstelle für Integration zustehen.
Einige dieser Vereine erhalten Beihilfen. Gott sei Dank, man stelle sich vor, wenn unsere wertvollen Steuergelder nur für die rechten Patrioten in unserem Landtag rausgehen würden! Die kosten ja schließlich auch was.
Hui, da sammelt wohl einer wieder ordentlich Stoff für die allabendliche Dosis Empörung zum Runterkommen. Die scheint in JWA-Kreisen voll reinzuknallen – sogar dann, wenn seine Gschichtlen quasi nur Placebos sind, sprich Märchen, wie neulich beim vermeintlichen Haus in Meran, in dem die viiiielen Migrant:innen wohnen – das Haus aber eigentlich in Heidelberg steht – und die ausländischen Namen hat er ja auch nur dazugebastelt. Whatever, seine Anhänger:innen stört das nicht, Hauptsache einer hat endlich (!!!) kapiert, wo die großen Probleme in unserer Gesellschaft liegen. Endlich hat mal jemand den Mut, mit erfundenen Anekdoten den wahren Kern der Realität zu zeigen. Oder sie verstehen es eben nicht und schlucken einfach jede tägliche Dosis an Wutbürger:innen-Geschichten, die ihnen aufgetischt wird, weil es bequemer ist zu schimpfen und die vermeintliche Schuld auf irgendwelche Sündenböcke zu schieben, als sich des eigenen Gewissens zu bedienen.
Jetzt sammelt Wirth Anderlan also Zahlen. Und ja, die wird es geben. Einige dieser Vereine – aber nicht alle – erhalten Beihilfen. Gott sei Dank, man stelle sich vor, wenn unsere wertvollen Steuergelder nur für die rechten Patrioten in unserem Landtag rausgehen würden! Die kosten ja schließlich auch was. Und das nicht gerade wenig. Aber die sind natürlich nicht auf seiner schwarzen Liste. Nur die, die er und sein Gefolge so gern als „Gutmenschen“ betiteln.
Wir „grün-links-versifftes Blattl“, als welches BARFUSS schon des Öfteren von JWAs Anhänger:innen betitelt wurden, haben es als kritisches Medium ebenfalls auf die Liste „geschafft“, gemeinsam mit der FF und salto.bz sowie unzähligen sozialen Vereinen – zum Beispiel Centaurus, Alto Adige Pride Südtirol, RE.A.DY Antidiskriminierungsnetzwerk oder die OEW, um nur einige zu nennen – und Kultureinrichtungen wie dem ost west club est ovest, Astra Brixen, BASIS Vinschgau oder der Carambolage. Das sind bei Weitem (!) nicht alle. Das ist eine wirklich sehr lange und eigentlich sehr farbenfrohe Liste – aber mit dem Regenbogen hat er’s ja nicht so, der wütende Wirth Anderlan. Seine größten Feindbilder: lauter Menschen und Vereine, die sich für die Belange anderer einsetzen, etwa ihren existentiellen Menschenrechten. Oder die dafür sorgen, dass Kultur entstehen und gelebt werden kann und dass Menschen zusammenkommen, die eine wertvolle und konstruktive Zeit fern von Gehässigkeit und getarntem Nationalstolz verbringen. Gruselig, was?
Wer kritische Medien, kulturelle Orte und Menschenrechtsorganisationen anprangert und in einem zweiten Schritt womöglich Gelder kürzen oder abschaffen will, will letztlich auch eine kritische Öffentlichkeit abschaffen.
Jedenfalls: All diese Vereine, die sich gegen Rassismus einsetzen und Räume für Geflüchtete schaffen, die sich für Familien – in welcher Form auch immer – engagieren, die geschützte Räume für queere Menschen und für Jugendliche schaffen oder Kultur in ihrer Vielfalt für alle zugänglich machen – unabhängig von Herkunft, Status oder Einkommen –, findet JWA halt einfach blöd. Und er will jetzt endlich mal wissen, wie viel Gelder in all seine selbsternannten Gegner:innen hineinfließen – solche Aktionen nennt man in seinen Kreisen wohl Gerechtigkeit oder Aufarbeitung – kennen wir ja schon von seinem zweiten „Standbein“, nämlich der gerechten Aufarbeitung der Coronamaßnahmen (Gähn!).
Fakt ist: Was hier betrieben wird, ist kein Einsatz für Gerechtigkeit, sondern ein Angriff auf das Rückgrat unserer pluralistischen Gesellschaft. Wer kritische Medien, kulturelle Orte und Menschenrechtsorganisationen anprangert und in einem zweiten Schritt womöglich Gelder kürzen oder abschaffen will, will letztlich auch eine kritische Öffentlichkeit abschaffen – und das Fundament jeder funktionierenden Demokratie gleich mit. Wer im sozialen und kulturellen Bereich schlechte Stimmung verbreitet, reduziert Menschlichkeit und gesellschaftliche Kohäsion.
Die öffentliche Förderung zivilgesellschaftlicher und kultureller Arbeit ist keine „Gefälligkeit“, sondern ein Ausdruck demokratischer Verantwortung.
Die öffentliche Förderung zivilgesellschaftlicher und kultureller Arbeit – die meines Erachtens nicht einmal immer ausreicht, denn viele der Mitarbeitenden in diesen Organisationen arbeiten ehrenamtlich oder für sehr kleines Geld – ist keine „Gefälligkeit“, sondern ein Ausdruck demokratischer Verantwortung. Sie stärkt das soziale Miteinander, schützt Minderheitenrechte, fördert kulturelle Vielfalt und kompensiert genau die Leerstellen, die populistische Politik bewusst ignoriert – oder gar bekämpft.
Wir von BARFUSS sind der Meinung: Wir gehören lieber zu einem Haufen – um es in Wirth Anderlans Sprache zu sagen – „Gutmenschen“, die sich füreinander einsetzen, als zum Haufen jener Leute mit bösen Absichten, die Menschen gegeneinander aufschaukeln und Personengruppen systematisch ausgrenzen. Wenn „grün-links-versifft“ gleich Menschlichkeit bedeutet, dann sind wir das doch liebend gerne. Ja, wir erhalten eine öffentliche Förderung (2024 waren es 15.775,54 Euro), die wir dringend benötigen und die bei Weitem nicht reicht. Und: Wir zahlen gerne Steuergelder für die vielen Vereine, die tagtäglich eine fantastische Arbeit leisten, um wirklich einen nachhaltigen Mehrwert für unsere Gesellschaft zu schaffen.
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