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Keine Leaderin, keine Gitarre – aber jede Menge Haltung: Wenn Principess auf die Bühne treten, knallt es. Musikalisch, visuell, inhaltlich. Ihr Sound liegt irgendwo zwischen Prinzessinnen-Ästhetik, Italo-Wave und Wut. Mit Orgel, Bass und Schlagzeug „bewaffnet“ singen sie übers monatliche Bluten, Mansplaining, Fickbarkeitsskalen und die fehlende Solidarität unter Frauen. Eine filterlose feministische Popkunst mit Witz und Tiefgang.
Warum rosa Outfits und Kröncheneine Kampfansage sein können – und was sie sich von der Musikszene wünschen, erzählen Maria Moling, Teresa Staffler und Julia Viechtl im Gespräch mit BARFUSS.
BARFUSS: Eure Instrumente sind Schlagzeug, Bass und Orgel – keine Gitarre. Wie seid ihr genau zu diesen Instrumenten gekommen?
Principess: Das sind die Instrumente, die wir am besten spielen können. Wir haben schon vor Principess viel live zusammengespielt – bei me+marie. Da lag es nahe, so weiterzumachen.
Welche Rolle spielt dieser ungewöhnliche Mix in eurem Sound?
Naja, für uns ist es kein ungewöhnlicher Mix sondern einfach natürlich. Unsere Instrumente spielen klarerweise eine große Rolle im Sound. Die Songs entstehen meistens über einen gemeinsamen Groove, den wir finden, nachdem wir uns über alles, was uns bewegt, ausgetauscht haben. Sehr intuitiv und aufgeladen. Oder wie in einer Konzertkritik stand: „Wir beißen der Rose den Kopf ab.“
In einem Artikel eines Münchner Mediums beschreibt ihr euren Stil als „feministische Rettung des Pop“ und er wird eingeordnet zwischen „Italo-Kraut und Post-Wave“. Welche Bands oder Genres waren und sind prägend für euren Sound?
Da wir alle drei sehr unterschiedliche Musik hören und gehört haben, gibt es da viele. Von My Ugly Clementine über Debbie Harry und Las Ketchup bis Warpaint, Dan Auerbach und Gianna Nannini.
Manche eurer Songs behandeln häufig Themen wie Sexismus, PMS oder Mansplaining. Andere thematisieren Frauen-Solidarität und Gender Pay Gap. Wie entscheidet ihr, welche Themen ihr musikalisch aufgreift?Unsere Songs handeln von den Themen, die uns tagtäglich beschäftigen. Im Prinzip treffen wir uns, reden darüber was bei uns so passiert, was uns beschäftigt und sehr oft auch wütend macht und daraus wird dann der Songtext. Der feministische Kampf ist leider noch lange nicht zu Ende gekämpft.
Glaubt ihr, dass Musik politischer werden muss?
Musik ist immer politisch. Denn auch wenn nicht offensichtlich in den Lyrics eine politische Position bezogen wird, schwingt sie immer mit. Da es nicht immer leicht ist, zwischen den Zeilen zu lesen, würden wir uns insgesamt sehr über klarere Statements freuen. Veränderung gäbe es allerdings nur, wenn sich auch Veranstaltende und alle andere im Musikbusiness mit verändern. Entscheidend ist ja, wem die Bühne und Öffentlichkeit gegeben wird. Wir haben eine klare Haltung, die wir nach außen tragen: Wir brauchen mehr weibliche Perspektiven auf gesellschaftsrelevante Themen. Die Antwort auf politische Themen ist durch das Patriarchat und damit den männlichen Blick geprägt. Daher brauchen wir mehr FLINTA-Personen und deren Stimmen und Kunst auf den Bühnen.
Der feministische Kampf ist leider noch lange nicht zu Ende gekämpft.
Inhaltlich seid ihr also alles andere als klassische Prinzessinnen, die man aus Disney und Co. kennt. Trotzdem spielt ihr äußerlich mit dem Image. Warum?
Genau deshalb. Mit dem klassischen Bild zu brechen macht Spaß. Außerdem spiegeln die recht (bewusst) unbequemen Outfits die realistische Lebenssituation von Frauen sehr gut wieder. Man kennt ja diesen be***issenen Spruch: Wer schön sein will muss leiden. Oder? Tolles Frauenbild der Gesellschaft. Danke!
Und überhaupt: Jede darf sein, wer sie sein mag. Und natürlich anziehen, was sie mag.
Und dann noch: Es ist mega lustig, einen rosa Farbklecks auf die meist schwarz-jeansigen Festivalbühnen zu werfen.
Und zu guter Letzt: Die schillernden Augen der Zuhörer:innen, wenn sie uns sehen, sind unbezahlbar.
Welche Wirkung wünscht ihr euch sonst noch bei eurem Publikum?
Nach einem Festival kam eine etwas betagtere Dame zu uns und hat sich bedankt, dass wir davon singen, was ihr seit Jahrzehnten auf dem Herzen liegt. Das beschreibt es am besten. Wir erleben das Publikum oft tanzend und weinend. Gleichzeitig. Das rührt uns sehr.
Ihr habt in München zusammengefunden. Wie nimmt euch die Szene dort auf und kann man euch auch ab und zu in Südtirol sehen?
Mit offenen Armen und feuchten Augen! Wir wohnen alle drei in München und dementsprechend ist diese Stadt unsere Heim-Bubble und wir lieben es hier zu spielen. In Südtirol werden wir im Frühling 2026 spielen. Ihr dürft raten wo … Kleiner Tipp: Es ist in einer unserer Heimatstädte.
Was steht als nächstes an? Arbeitet ihr bereits an neuem Material oder plant Touren bzw. Festivalauftritte?
Viel. (lachen) Jetzt im Sommer spielen wir hauptsächlich auf Festivals und im Herbst werden wir neben Clubshows auch an unseren neuen Songs arbeiten. Und dann gibt’s noch eine Überraschung. Also fleißig unseren Insta-Feed verfolgen!
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