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Julia Tappeiner
Veröffentlicht
am 24.11.2020
LeuteJunge Literatur in Südtirol

Die Glühbirne

Veröffentlicht
am 24.11.2020
Fünf junge Autorinnen alias „Die Glühbirne“ haben ihren ersten Sammelband vorgelegt. Ein Gespräch über Südtiroler Nachwuchsliteratur und die Leidenschaft zum Schreiben.
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Junge Schriftstellerinnen haben sich zusammengetan. Von links nach rechts: Nadia Unterfrauner, Carmen Ramoser, Magdalena Ferdigg, Nadia Rungger und Anna Maria Parteli.

Hinter dem Südtiroler Autorinnenkollektiv „Die Glühbirne” stecken fünf junge Frauen zwischen 18 und 22: Anna Maria Parteli, Nadia Unterfrauner, Magdalena Ferdigg, Carmen Ramoser und Nadia Rungger. Was sie verbindet, ist die Leidenschaft zum Schreiben, ob Prosa oder Lyrik, Anti-Märchen oder absurde Geschichten, traurige Kurzgeschichten oder etwas zum Lachen, Hauptsache vielfältig. Ihre literarischen Spuren vereinen sie nun in einer Textsammlung mit dem Titel „In die klare Luft springen“, der im Rahmen der Literaturreihe ZOOM-ED erschien. Der Raetia-Verlag startete die Reihe gemeinsam mit der Südtiroler Autorinnen- und Autorenvereinigung (SAAV), um Nachwuchsautorinnen zu fördern. Wie es sich in der Literaturszene Südtirols lebt und was ihre Generation beschäftigt, erzählen zwei Autorinnen des Kollektivs im Interview.

„Die Glühbirne“ ist ein außergewöhnlicher Name für ein Autorinnenkollektiv. Woher kommt er?
Carmen Ramoser: Entstanden sind wir ja aus einem Literaturprojekt der Oberschulen in Brixen 2017. Dabei sollten wir gemeinsam eine Abschlussvorlesung veranstalten. Dafür mussten wir uns einen Namen überlegen und sind zur Glühbirne gekommen. Zum einen sollte es darum gehen, die Lyrik „zu erhellen“, und weil es Dezember war, passte das Symbol vom „Licht“ ganz gut in dieser kalten Jahreszeit. Es ging auch darum, bildlich die „Idee“ darzustellen, die in Comics oft mit einer Glühbirne symbolisiert wird.
Nadia Unterfrauner: Nach dem Projekt haben wir fünf uns weiterhin getroffen, und dachten, warum machen wir nicht einfach als Glühbirne weiter?

Edition Raetia veröffentlichte die erste Anthologie des Kollektivs “Die Glühbirne”.

Ist es einfacher, als Kollektiv in der Südtiroler Literaturszene Anklang zu finden?
Unterfrauner: Das kommt wohl auf die Textsorte an. Wir von der Glühbirne schreiben ja eher kurze Texte, und da ist es einfacher, gemeinsam eine Anthologie zu verfassen, als alleine einen ganzen Textband.
Ramoser: Als junge Autorin ist man oft auch unsicher, und alleine würde man sich vielleicht nicht trauen, eine Lesung zu veranstalten. Aber zu fünft kann man sich gegenseitig inspirieren aber auch kritisieren, gemeinsam Veranstaltungen planen und sich Mut zusprechen.

Habt ihr das Gefühl, Südtirol unterstützt junge Nachwuchsautor*innen und bietet ausreichend Platz für neue Texte der jüngeren Generation?
Unterfrauner: Ich habe das Gefühl, dass es in letzter Zeit mehr Möglichkeiten gibt. Die Zeitschrift NUY ist dafür ein Beispiel, oder eben die Nachwuchsförderung ZOOM-ED. Ansonsten ist aber echt schwer, etwas zu veröffentlichen, auch in Zeitschriften.
Ramoser: Durch die SAAV sind wir etwas mehr vernetzt, und so geht es in Südtirol sicher einfacher, als wenn man noch unbekannt ist und niemanden kennt. Aber ich glaube, außerhalb Südtirols ist das ähnlich.

Ihr seid 5 verschiedene Schreiberinnen, zu einem Kollektiv vereint. Da treffen doch sehr unterschiedliche Stile aufeinander?
Ramoser: Auf jeden Fall. Das ist aber kein Problem, im Gegenteil, wir freuen uns, dass wir so verschieden sind. So können wir uns gegenseitig ausgleichen. Anna schreibt zum Beispiel gerne Lyrik, Nadia Rungger hat mit Kurzgeschichten angefangen, aber mittlerweile schreibt sie auch Gedichte. Ich habe mit fantastischen oder witzigen Texten angefangen, bin aber durch die Glühbirne auch auf Gedichte gekommen, Magdalena schreibt eher nachdenkliche oder philosophische Texte und Nadia Unterfrauner hingegen hat Romane geschrieben, verfasst heute aber auch kürzere Prosa.
Unterfrauner: Genau das ist das tolle an der Glühbirne: Jeder kann sein eigenes Ding machen, aber trotzdem wird man voneinander positiv beeinflusst, und probiert so auch mal neue Textsorten aus.

Gibt es Themen, die euch als Kollektiv besonders am Herzen liegen?
Unterfrauner: Es gab mal eine Zeit, wo wir ganz viele Texte zum Thema „in die Ferne“ verfasst haben. Das war zu der Zeit, als unsere Studienauswahl anstand, das Weggehen von Zuhause, das Trennen von alten Freunden. Ansonsten greifen wir öfter ähnliche Themen auf, verarbeiten sie aber meist sehr unterschiedlich. Man kann also schwer sagen, dass es bestimmte Themen gibt, die wir alle verfolgen.

AutorInnen zeichnen ja oftmals ein Bild ihrer sozialen Realität. Welche sozialen Phänomene beschäftigen eure Generation?
Ramoser: Ich schreibe gerne über die Zeit, in der wir leben. Im Moment schreibe ich über die moderne Technik. In unserem Buch habe ich zum Beispiel in einem Text Apps mit magischen Fähigkeiten verbunden, um die technische Entwicklung, die unsere Lebensumgebung ja ausmacht, in die Literatur miteinzubeziehen.
Unterfrauner: Unser soziales Umfeld beeinflusst uns zwar, aber ich glaube nicht, dass jemand von uns sich hinsetzt und bewusst sagt: Ich will jetzt über Klimawandel schreiben. Ich denke, Themen, werden oft im Nachhinein in einen Text reininterpretiert. So hat jede von uns schon einmal über das Thema Natur geschrieben, und im heutigen Kontext kann man natürlich auf den Klimawandel anspielen, aber vor 100 Jahren haben die Leute genauso über Natur geschrieben und es wurde anders interpretiert.

Was nährt eure Leidenschaft zum Schreiben? Seht ihr darin eine gesellschaftliche Verantwortung oder schreibt ihr, um eure Gefühle zu verarbeiten?
Ramoser: Ich würde sagen, es ist persönliche Notwendigkeit. Ich habe mich nie entschieden, zu schreiben. Wenn ich mich entscheide, mal nicht mehr zu schreiben, dann hält das nicht lange an. Es ist vielleicht ein Drang, Geschichten zu erzählen oder Geschichten aus dem Leben zu machen, wahrscheinlich auch um mit dem Leben umzugehen. Aber ich schreibe jetzt nicht, um eine bestimmte Message weiterzubringen.
Unterfrauner: Ich sehe das ganz anders. Ich schreibe weniger aus einem persönlichen Interesse. Oft sind es Ideen zu Geschichten, die mich faszinieren, oder die jemanden faszinieren, dem ich sie erzähle. Und da spüre ich dann das Bedürfnis, es aufzuschreiben, weil ich denke, dass es vielleicht noch mehr Menschen geben könnte, die es interessiert. Mittlerweile fange ich auch an, mich zu fragen, ob meine Texte eine gute Botschaft enthalten. Weil fiktive Protagonisten oftmals mit dem Autor verwechselt werden, fühle ich schon die Verantwortung, etwas in die Welt hinauszulassen, wohinter ich auch selber stehen kann.

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