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Illustrations by Sarah
Teseo La Marca
Veröffentlicht
am 07.08.2019
LebenStart-up Juchu

Die Chef-Insalateure

Für ihre Idee gaben Thomas Ploner und Klaus Innerebner ihre gutbezahlten Jobs auf. Heute beliefern sie Büros in ganz Wien mit ihren Salatkreationen.
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Das Juchu-Team wächst. Im Vordergrund die beiden Gründer (v. r.): Klaus Innerebner und Thomas Ploner

Sie sind keine Geschäftsführer, sie sind Insalateure. So einfach klingt das berufliche Selbstverständnis von Thomas Ploner und Klaus Innerebner. Und die besten Insalateure – so steht es auf der Homepage ihres nachhaltigen Lieferservices „Juchu“ – kommen aus Südtirol. Was so strotzend vor Selbstbewusstsein klingt, ist in Wirklichkeit eine unverzichtbare Grundhaltung, wenn man auf dem heiß umkämpften Lieferservice-Markt Wiens bestehen will. Mjam, Foodora und Lieferservice.at sind nur einige der Mitbewerber, die mit ihren (leider meist unterbezahlten) Lieferanten auf zwei Rädern das Straßenbild in Wien dominieren. Angesichts dessen muss man schon sehr überzeugende Alleinstellungsmerkmale aufweisen, um sich von der billigen Konkurrenz der Lieferkonzerne abzusetzen.

Genau das scheinen der Rittner Thomas Ploner und der Kalterer Klaus Innerebner geschafft zu haben. Heute beliefern sie in Wien 60 bis 70 Unternehmen mit ihren Salaten. Das Unternehmen, das sie im Jahr 2017 gegründet haben, wächst. Vier bis fünf Mitarbeiter dürfen sich inzwischen Teil des Juchu-Teams nennen, die meisten davon sind Studenten, die sich mit diesem Nebenjob die Miete (und noch etwas mehr) finanzieren. Doch allein die Tatsache, dass die Mitarbeiter fair bezahlt werden und, wie Innerebner behauptet, „sympathischere Chefs“ haben, wird die anspruchsvolle Kundschaft noch nicht überzeugt haben. Vielmehr sind es die Salatkreationen selbst, die mit Namen wie „Heidi“, „Dschesolo“ oder „Francesco“ den Unterschied machen. Sie bestehen ausschließlich aus regionalen und saisonalen Zutaten und landen für 5 bis 7 Euro in den Büros quer durch Wien auf den Schreibtischen.[[{“fid”:”25859″,”view_mode”:”default”,”fields”:{“format”:”default”,”field_description[und][0][value]”:”%3Cp%3EEin%20Mittagessen%20von%20%3Cem%3EJuchu%3C%2Fem%3E%3C%2Fp%3E%0A”,”field_description[und][0][format]”:”full_html”,”field_imagesource[und][0][value]”:”Juchu”,”field_license_type[und]”:”_none”,”field_url[und][0][url]”:””,”field_tags[und]”:”juchu, salat”},”type”:”media”,”link_text”:null,”attributes”:{“height”:780,”width”:780,”class”:”media-element file-default”}}]]

Der hektische Wiener Büroalltag: Es ist eine Realität, die Thomas Ploner und Klaus Innerebner, heute beide 33 Jahre alt, selbst zur Genüge kennengelernt hatten. Beide waren bis 2016 mehrere Jahre in gutdotierten Positionen tätig, Thomas Ploner arbeitete für Universal Music im Marketing, Klaus Innerebner für den Schoko-Hersteller Mars im Bereich Produktion. Berufliche Vorkenntnisse in der „Salat“-Branche lagen somit keine vor. Aber unzählige Mittagspausen, in denen Ploner und Innerebner mit ihrem Essen unzufrieden waren. Lieferservices gab es in Wien zwar schon seit Jahren, aber an gesunde und gleichzeitig leistbare Kost kam man dadurch nicht so leicht. Deswegen sorgten Ploner und Innerebner meistens selbst für ein ausgewogenes Mittagessen und nahmen sich von zu Hause eine Lunchbox mit, die sie zuvor mit knackigen Salatvariationen abfüllten, garniert mit Sonnenblumenkernen, Mandeln und Hülsenfrüchten.

Wie sich bald herausstellte, war das genau die Marktlücke, die die beiden Freunde gesucht hatten. Schon länger war in ihnen der Wunsch gereift, irgendwann einmal den großen Ameisenhaufen, in dem sie arbeiteten, zu verlassen und sich selbstständig zu machen. Ein Blick nach Deutschland zeigte ihnen, dass es ähnliche Angebote – also nachhaltige, gesunde und regional beschränkte Lieferservices – in Städten wie Hamburg oder Berlin schon gab. Nichts sprach dagegen, dieses Konzept auch in Wien einzuführen.

Salat für die Stadt

„Bevor wir kündigten, haben wir viel geredet und natürlich auch gerechnet“, blickt Innerebner nun zurück. Zu Weihnachten 2016 hatten die beiden Freunde einen Business-Plan ausgearbeitet, der die Machbarkeit des Projektes schwarz auf weiß festhielt. Ab diesem Moment gab es keine Ausflüchte mehr. Im darauffolgenden Mai legten Innerebner und Ploner ihre Kündigungen vor und bereiteten alles für den Start vor: Aussuchen des Büros bzw. des Produktionsraumes, Erledigen der Bürokratie, Kreieren der Produktpalette. Vor allem die Namensfindung bereitete den Jungunternehmern langes Grübeln. Etwas Positives und Farbenfrohes sollte es sein, etwas, das die Freude zum Ausdruck bringt, sobald der Essensbote mit den Salaten vor der Tür steht. Im September 2017 ging „Juchu“ schließlich an den Start.

„Die Wiener kennen Südtirol aus dem Urlaub. Wenn dann die Aromen dieses Urlaubsfeeling in das Bürozimmer zurückbringen, kommt das gut an.“

Die Südtiroler Herkunft war dabei immer ein Ass im Ärmel. Zahlreiche Zutaten, die in die Salate von Juchu kommen, stammen aus Südtirol oder aus Italien. „Die Wiener kennen Südtirol aus dem Urlaub. Wenn dann die Aromen dieses Urlaubsfeeling in das Bürozimmer zurückbringen, kommt das gut an“, erklärt Innerebner. Außerdem seien Italien und Südtirol bekannt für hochwertige, qualitative Nahrungsmittel. Die Kunden von Juchu sind dementsprechend Firmen und Menschen, die großen Wert auf eine gesunde Ernährung, aber auch auf Nachhaltigkeit legen. Erst im vergangenen Juni erhielt Juchu einen Preis des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus aufgrund besonderer Kompetenz im Klimaschutz.

Das kommt nicht von ungefähr. Die beiden Unternehmensinhaber radeln höchstpersönlich auf ihren E-Bikes jeden Tag durch Wien, um Salate auszuliefern, und legen dabei im Schnitt 15 Kilometer pro Tag zurück. „Naja, ich mache eigentlich 25, aber das gleicht dann die zehn Kilometer von Thomas wieder aus“, stichelt Klaus Innerebner.

So viel wie in ihren früheren Jobs verdienen die beiden noch immer nicht. Auch was ihre Freizeit angeht, sind Innerebner und Ploner durch den Sprung in die Selbständigkeit nicht unbedingt flexibler geworden. Die Urlaubszeit musste beispielsweise in den ersten zwei Jahren von Juchu drastisch reduziert werden. Insbesondere sehnen sich die beiden Freunde danach, wieder gemeinsam, so wie früher, in den Urlaub fahren zu können, als sie zusammen Südamerika und den Nahen Osten bereisten. Das ist jetzt, wo mindestens einer von ihnen beim Unternehmen bleiben muss, nicht mehr möglich. Trotzdem sind die Juchu-Gründer erfüllt von der Idee, die sie in die Wirklichkeit umgesetzt haben.

Ob sie damit irgendwann auch nach Südtirol kommen? „Das weiß man nie“, sagt Ploner. Aber in Südtirol, so erklärt es der Juchu-Gründer, gingen die Menschen zur Mittagspause lieber raus aus dem Büro. Da erübrigt sich der Lieferservice.

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