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Illustrations by Sarah
Teseo La Marca
Veröffentlicht
am 14.11.2015
MeinungKommentar zum Terror in Paris

Attentäter und Opferschänder

Europa hat ein bisher ungekanntes Ausmaß an Terror erfahren. Umso mehr grenzt es an ein Verbrechen, gerade jetzt noch weiteren Hass zu schüren.
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Zum Pariser Attentat von Freitagabend bleibt nicht viel zu sagen. Bilder und Berichte sprechen für sich. Worüber es aber sehr wohl lohnt, zu reden, sind die Reaktionen und die Folgen dieser Ungeheuerlichkeit – innenpolitisch wie außenpolitisch.

Inzwischen hat die islamistische Terrormiliz „Islamischer Staat” ihre Autorschaft des Anschlags bestätigt. Das Motiv scheint klar zu sein: die Beteiligung Frankreichs an US-Luftangriffen. Das Ziel der französischen Beteiligung war es, den Gegner zu schwächen, nicht zu besiegen – dazu hätten ein paar Luftangriffe nicht genügt. Erreicht hat man dadurch wohl nur eines: Den Gegner zu verärgern und zu Vergeltungsschlägen zu veranlassen. Wie nun eben in Paris. Dementsprechend könnte sich das bisher eher lauwarme Vorgehen gegen den IS beträchtlich verschärfen.

Über mögliche militärische Aktionen kann man nun diskutieren und streiten – aber Hass in der Bevölkerung gegen eine ganze Menschengruppe darf nicht die Lösung sein. Was passiert ist, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Umso mehr zählt jetzt das, was noch passieren wird: Und prompt haben verschiedenste politische Akteure und Meinungsmacher die Gelegenheit ergriffen, Kapital aus der Tragödie zu schlagen. Die italienische Tageszeitung „Libero“ beispielsweise titelte gestern auf der ersten Seite: „Bastardi islamici“. Ihr folgten weitere zweifelhafte Statements italienischer Politiker. Aber auch auf Südtiroler Facebook-Gruppen lassen die üblichen Vögel ihren Senf ab. Hier einige Beispiele:

https://www.facebook.com/salviniofficial/posts/10153372576208155

https://www.facebook.com/danielasantanche/posts/10153699465642889

Solchen Aussagen ist das Statement des Zentralrats der Muslime in Deutschland entgegenzusetzen. Dessen Vorsitzender Aiman Mazyek spricht von einem „feigen und perfiden Massenmord“. In der Pressemitteilung des Zentralrats heißt es weiter: „Diese Terroristen führen Krieg gegen die Menschlichkeit und damit auch direkt gegen den Islam.“

Noch ein persönlicher Gedanke: Wäre ich selbst zum Opfer eines solchen Anschlags geworden und mein Tod würde dazu verwendet, eine menschenfeindliche und hasserfüllte Politik zu propagieren, wäre das für mich so, als würde ich ein zweites Mal getötet werden. Ich denke, dass das auch für die Opfer von Paris gilt. Diese Menschen kann man nicht mehr ins Leben zurückholen, man kann ihnen aber Respekt und Trauer entgegenbringen. Wer hingegen diesen Vorfall bewusst nutzt, um Menschen auf der Flucht (die vielleicht sogar selbst vor den IS-Schlächtern fliehen) zu diffamieren, der wird damit den Toten von Paris nicht nur nicht weiterhelfen, sondern sie dazu auch noch schänden.

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