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Hannes Senfter
Veröffentlicht
am 28.01.2014
LebenHollywood im Hochpustertal

Pietros See

Veröffentlicht
am 28.01.2014
Eine Spurensuche, warum sich gerade das Hochpustertal zum Mekka der Filmszene und für alternde Western-Stars entwickelt hat.
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Es gibt einen Spruch, der das Klima im oberen Pustertal treffend beschreibt: „Neun Monate herrscht Winter und in den restlichen drei Monaten ist es kalt.“ Ob Terence Hill diesen Spruch auch kennt? Wahrscheinlich schon. Immerhin gehört er mittlerweile zum Alltagsbild des Hochpustertals dazu.

Im normalen Leben heißt Hill ganz einfach Mario Girotti. Seit ein paar Jahren arbeitet der alternde Western-Star – immerhin ist er 75 Jahre alt – beinahe jährlich im östlichen Südtirol. Als Förster Pietro hat er auf RaiUno in der Serie „Un passo dal cielo“ die Herzen der Italiener erobert. Als Naturbursche wohnt er in einem Bootshaus an einem Alpin-See. Seine Leidenschaft besteht nicht nur darin, sich allmorgendlich am Steg zu rasieren und irgendwelche Tiere aus Holz zu schnitzen. In der atemberaubenden Landschaft zwischen Prags und Innichen geht Pietro auf Verbrecherjagd. Ihm zur Seite stehen einige Polizisten und Carabinieri sowie ein Innichner Bürgermeister, der sprichwörtlich etwas aus der Rolle fällt. Immerhin spricht er im breitesten neapoletanischen Dialekt.

Aber das scheint den Zusehern egal zu sein. Ähnlich wie die Tatsache, dass der Pragser Wildsee nur als „Lago di Pietro“ bekannt wurde. Und auch sonst Bahnhöfe und Dorfzentren für die Serie zwischen den Dörfern hin und hergeschoben werden wie Kulissen. So kommt es auch vor, dass Touristen im Sommer am Bahnhof von Innichen ankommen und fragen: „Dov'é il Lago di Pietro?“ Wo ist der See von Pietro? Als Antwort erhalten sie meist nur ein Lächeln. Denn Innichen ist zwar eine größere Gemeinde im Hochpustertal samt einer weit bekannten romanischen Kirche. Doch einen See hat es hier nie gegeben. Der See liegt im 15 Kilometer entfernten Pragser Tal.

Südtiroler Filmindustrie

Es war die Business Location Südtirol BLS, die das Film-Team rund um Terence Hill hierher gebracht hatte. Seit Jahren macht es sich diese Landesgesellschaft zur Aufgabe, Südtirol zu einem Filmland zu machen. Wie das geht, ist einfach erklärt: Man lockt die Filmproduktionsfirmen mit Finanzierungen ins Land. Sie haben die Möglichkeit, einen Film in Südtirol zu drehen und dazu auch noch Geld zu bekommen. Die einzige Bedingung: Ein Großteil der Produktionsausgaben muss in Südtirol investiert werden. Für Terence Hills Serie kommt auch die Gastwirtschaft zum Zug. Immerhin sorgen die Mitarbeiter der Produktionsfirmen für volle Betten in den Hotels. Geht es nach der BLS, soll das Land einen neuen Wirtschaftszweig erhalten: jenen der Filmindustrie.

Terence Hill scheint sich auch in die Landschaft rund um die Drei Zinnen verliebt zu haben. Nicht umsonst wird gemunkelt, er habe sich sogar eine Ferienwohnung gekauft. Die Serie hat aber auch bei den Einheimischen voll eingeschlagen. Jedes Jahr – wenn wieder neue Staffeln gedreht werden – sind sie Teil der Serie. Sie spielen die üblichen Statisten-Rollen – also Polizisten, Fußgänger, Schaulustige oder eben Verbrecher. Es kommt auch schon vor, dass sie es zu Sprechrollen bringen. Besonders stolz sind sie in ihren Erzählungen auf das Aufeinandertreffen mit Terence Hill. Er sei ein Star ohne irgendwelche Allüren, berichten sie. Wenn zur Mittagspause die Brote verteilt werden, dann wartet auch Hill anstandslos auf seine Semmel mit Salami. Obwohl für Hill ein eigenes Menü vorbereitet wäre. Das wichtigste für die Hochpustertaler Laienschauspieler ist dann das obligate Foto mit Terence Hill. Das schlussendlich auch auf Facebook landet. Wie es sich gehört.

Sorrentino und Eastwood im Pustertal

Paolo Sorrentino ist mittlerweile ein gefragter Mann. Sein letzter Film „La Grande Bellezza“ wird mit Filmpreisen weltweit nur so überhäuft. Zuletzt erhielt der Film zwei Golden Globes. Und auch für den Oscar ist Sorrentinos Film nominiert. Aber zurück ins Hochpustertal: Sorrentino muss irgendwie auch einmal eine Folge von „Un passo dal cielo“ auf RaiUno gesehen haben. Denn: Sorrentino hatte in der Serie von Förster Pietro die ideale Kulisse für sein neues Filmprojekt entdeckt. Sofort rief er in Innichen an und machte einen Termin mit den Verantwortlichen aus. „Wir haben uns ein paar Mal getroffen“, erzählt der Tourismusvereinspräsident Andreas Krautgasser, „sind uns aber eigentlich schnell einig geworden. Und deshalb wird im Frühjahr gedreht.“ Warum Sorrentino gerade hier seinen Film drehen will, das weiß Krautgasser auch nicht so genau. Wahrscheinlich habe es mit der Handlung zu tun. „Ganz sicher hat es aber mit unserer einzigartigen Landschaft zu tun.“ Was genau gedreht wird, darf Krautgasser nicht sagen. Ein Vertrag verpflichtet ihn zur Geheimhaltung. Einige Details wurden aber dennoch bekannt: So geht es um zwei ältere Menschen, die ihr ganzes Leben lang Urlaub in einem Hotel in den Bergen gemacht haben.

Doch nicht Sorrentino ist der große Star des Filmprojekts. Hollywood-Legende Clint Eastwood soll die Hauptrolle spielen. Im Frühjahr wird er für einige Monate in Südtirol verweilen. „Das erfüllt uns klarerweise mit Stolz“, sagt Krautgasser, „mit Clint Eastwood wird das Hochpustertal sogar in Hollywood bekannt.“ Dafür musste kein einziger Euro bezahlt werden, garantiert Krautgasser. Anders als bei der RaiUno-Serie wurden hier die Verträge nicht mit der BLS gemacht. „Wir stehen dem Team mit technischer Unterstützung zur Seite“, meint Tourismuspräsident Krautgasser, „Geld geben wir sonst keines aus.“ Die Brieftasche zücken wird hingegen Eastwood persönlich. Er wird nicht nur Hauptdarsteller, sondern auch Produzent des Films sein.

Nach Terrence Hill kommt nun also Clint Eastwood. Für den einen alternden Star kommt der nächste, könnte man fast behaupten. Ob sich der 82-jährige Eastwood ähnlich wohl fühlen wird wie Terence Hill? Immerhin ist es viel kälter, als in den meisten Western-Filmen üblich.

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