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Veröffentlicht
am 10.02.2023
LebenStraßenzeitung zebra.

(K)ein Traum vom Eigenheim?

Veröffentlicht
am 10.02.2023
Früher war das Eigenheim noch ein Statussymbol. Für die Generation Y dient die Wohnung mehr dem Leben, das man sich drumherum aufbaut. Die Gen Z tickt wie immer anders, eine Trendwende bahnt sich an.
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Die in der Nachkriegszeit geborenen Babyboomer bauten alles auf, nicht nur die Wirtschaft, sondern auch ihre Häuser. Und die sind groß, mittlerweile zu groß. Die Kinder sind ausgezogen und schön langsam werden die Arbeiten im und rund ums Haus immer beschwerlicher. Dennoch funkeln ihre Augen bei jedem Blick aufs Eigenheim. Haben sie ihm doch ihr ganzes Leben gewidmet, immer wieder renoviert, ausgebaut und es sich größer, schöner und gemütlicher gemacht.

Die nach 1965 geborene Generation X zeigt sich ähnlich konservativ, vorausschauend und investiert in Objekte mit der Absicht, sie langfristig zu bewohnen. Ihre Vorliebe gilt der Neubauwohnung mit großzügiger Terrasse oder dem freistehenden Einfamilienhaus mit Garten im Vorort. Diese Generation ist für ihre starke Kaufkraft bekannt: Wie aus einem Report von „Young Invincibles“ hervorgeht, verdient die zwischen 1965 und 1980 geborene Generation X trotz schlechterer Ausbildung in den USA durchschnittlich 20 Prozent mehr als ihre Nachfolgegeneration!

Millennials leben gerne flexibel. Die Frage, ob sie vom Eigenheim träumen, beantworten viele mit „Jein“.

Die Millennials (auch Generation Y genannt), also all jene, deren Jugend durch das Auftauchen der ersten Mobiltelefone begleitet wurde, stehen also vor der Herausforderung, den Wohlstand der Gen X irgendwie zu halten. Ein schwieriges Unterfangen, zumal die Immobilienpreise in den letzten Jahren weltweit und – laut „immobiliare.it“– auch in Südtirol stetig steigen. Millennials leben gerne flexibel. Die Frage, ob sie vom Eigenheim träumen, beantworten viele mit „Jein“. Sie machen Erasmus, reisen viel, schätzen neue Herausforderungen und wechseln dafür auch den Wohnort. Gemäß dem Filmzitat aus Fight Club „Alles was du besitzt, besitzt irgendwann dich“, optieren sie deshalb oft freiwillig für die Miete. „Pay when you need it“ (dt. „Kaufe erst, wenn du’s brauchst“) ist das Motto.

Wichtig ist ihnen das Wir-Gefühl, unter Ihresgleichen zu sein und eine gute Infrastruktur in der Nähe zu haben. Sie wollen wohnen und arbeiten, wo es attraktive, dynamische Arbeitgeber*innen und Kontaktmöglichkeiten gibt, weshalb sie oftmals das Stadtzentrum bevorzugen. Abstriche machen sie hingegen bei der Wohnungsgröße, die laut Expertenaussagen durchschnittlich schrumpfen wird. Das mag unter anderem auch dem Trend zu kleineren Familienformen und neuen Lebensmodellen geschuldet sein: Waren vor 50 Jahren nur knapp 14 Prozent aller Haushalte in Südtirol Single-Haushalte, sind es laut dem Südtiroler Statistikamt ASTAT nun fast 38 Prozent.

„Alles was du besitzt, besitzt irgendwann auch dich.“

Wenige Quadratmeter sind verkraftbar, aber praktisch soll es sein. Viel Geld für Möbel – Fehlanzeige. Warum auch, wenn es den Digital Nomad bald für ein halbes Jahr nach Thailand zieht? Jeder Umzug soll einfach umsetzbar sein. Überladene DVD-Gestelle, vollgestopfte Bücherregale und überquellende Kleiderschränke sind unnötiger Ballast. Davon sind Digital Natives (junge Millennials und Gen Z) dank Kindle, StreamingDiensten und der Second-Hand-Kultur befreit.

Trotzdem schätzt die Gen Z, also nach der Jahrtausendwende geborene Menschen, laut dem Business-Insider „Forbes“ wieder Stabilität und ist – wie der „Stern“ berichtet – tendenziell weniger vom Fernweh geplagt als ihre Vorgängergeneration. Die Mehrheit der Gen Z in Deutschland wünscht sich ein Eigenheim: Laut einer „Youngcom“-Befragung träumen rund 90 Prozent der 13- bis 29-Jährigen davon, später ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung zu besitzen. Dieser Wunsch nach Sicherheit spiegelt sich auch in der Trendstudie vom Zukunftsinstitut „New Work – Die Generation Z in der Arbeitswelt von morgen“ wider. Nur stemmt sich das hohe Preisniveau gegen diesen Wunsch: „Eigentum ist unleistbar, warum dann noch viel leisten?“, titelte das österreichische Magazin „Profil“ im November 2022 und spielte damit auf die Präferenz zur Teilzeitarbeit an, die den unter 30-Jährigen nachgesagt wird. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob der Plan vom Eigenheim für die Gen Z aufgeht oder ein Luftschloss bleibt.

Text: Daniela Halbwidl

Dieser Text erschien erstmals in der Straßenzeitung “zebra.” (10.02.2023 – 09.03.2023|82)

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