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Lisa Maria Kager
Veröffentlicht
am 22.04.2015
LebenBARFUSS beim Job-Speeddating

Flirten mit dem Job

Veröffentlicht
am 22.04.2015
Sechs Vorstellungsgespräche an einem einzigen Tag, ohne von einem Ort zum anderen zu hetzen: Job-Speeddating macht das möglich.
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verschiedenste Firmen im Korridor der Uni Bozen

Beim Betreten der Universität Bozen spürt man es sofort – hier liegt Nervosität in der Luft. In den langen, grauen Korridoren haben sich an diesem Tag die Personalverantwortlichen von 38 Südtiroler Unternehmen aus den verschiedensten Sparten mit ihren Ständen aufgereiht. Vor ihnen marschieren knapp hundert hibbelige Studenten auf und ab. Während die einen Bewerbungsunterlagen ordnen, rücken die anderen noch ihr Outfit in Form oder versuchen gar, in letzter Minute ihre Schweißflecken zu kaschieren. Alle sind sie fein zurecht gemacht, entweder im schicken Anzug oder etwas legerer in Jeans und Sakko. Die Mädchen meist ebenfalls in Jeans, mit Bluse und Schal. Der Grund für diesen studentischen Aufmarsch in der Uni Bozen ist nicht etwa eine Absolventenverabschiedung, sondern die zweite Auflage des Job-Speeddating.

Während das herkömmliche Speeddating den meisten von uns ein Begriff sein dürfte, wurde es in diesem Fall etwas abgewandelt. Es geht nämlich nicht darum, den perfekten Partner zu finden, sondern den perfekten Job. Das Prinzip bleibt das Gleiche. Fünf Minuten hat jeder Kandidat Zeit, um in einem kurzen Gespräch den besten ersten Eindruck zu hinterlassen. 93 Bewerber wollen diese Chance an diesem Tag nutzen. Ob Studierende in ihrem letzten Studienjahr oder Studienabgänger auf Jobsuche, in Zeiten der steigenden Jugendarbeitslosigkeit in Italien ist das Job-Speeddating eine willkommene Alternative zum herkömmlichen Bewerbungsgespräch.

„Während man sich sonst sechs Tage freinehmen müsste, um alle Unternehmen zu besuchen, kann man hier an nur einem Nachmittag gleich alle sechs kennenlernen und sich vorstellen“, erklärt Simon.

Mitten in der Meute sitzt Simon Prinoth in Jeans, Sakko und mit Dreitagebart. In der Hand hält er eine Mappe mit seinem persönlichen Plan für das heutige Job-Speeddating.

Simon Prinoth vor seinen Gesprächen.

Während bei der ersten Auflage dieses Formats vor genau einem Jahr noch jeder mit jedem „gedatet“ hat, haben die Organisatoren das Job-Speeddating in diesem Jahr etwas umstrukturiert. Die verschiedenen Unternehmen haben sich mit offenen Stellen angemeldet, auf die sich Studenten und Absolventen dann konkret bewerben konnten. Danach bekam jeder der Bewerber eine Art Stundenplan. So weiß er genau, wann er an welchem Stand sein muss, um das jeweilige Unternehmen fünf Minuten lang zu „daten“.

An sechs von 25 Runden wird Simon heute teilnehmen. Genau aus diesem Grund findet der Grödner das Format Job-Speeddating auch so interessant: „Während man sich sonst sechs Tage freinehmen müsste, um alle Unternehmen zu besuchen, kann man hier an nur einem Nachmittag gleich alle sechs kennenlernen und sich vorstellen“, erklärt der 25-Jährige. Simon schließt in Innsbruck gerade sein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens ab. Auf die Frage hin, wie er denn in den jeweils fünf Minuten überzeugen will, antwortet er lachend: „Tja, das wird schwierig werden. Fünf Minuten sind ziemlich kurz.“ Beworben hat sich Simon nicht etwa, weil es in Südtirol schwierig ist, Jobs zu finden, sondern weil er die verschiedenen Unternehmen kennenlernen will. „In Südtirol ist die Jobsuche in meinem Bereich relativ einfach. Natürlich sind die Stellen im Ausland etwas attraktiver und besser bezahlt, aber im Allgemeinen schaut es momentan auch hier recht gut aus“, bewertet der Student die Jobsituation. „Und so hässlich ist Südtirol ja auch nicht“, scherzt Simon noch, bevor er sich zu seinem ersten Interview verabschiedet. Der Gong ertönt zum ersten Mal und die Zeit läuft.

https://api.soundcloud.com/tracks/200565031

Fünf Minuten verstreichen. Es werden Hände geschüttelt, Curricula ausgetauscht und natürlich viel und vor allem schnell gesprochen. Während ich an den verschiedensten „Dates“ vorbeispaziere und dabei den Gesprächen lausche, entdecke ich einige bekannte Namen unter den Firmen: Von Dr. Schär über Fercam bis hin zu Lidl und EOS.

Nach fünf Minuten ertönt erneut der Gong. Die Studenten verabschieden sich und machen sich auf den Weg zum nächsten Unternehmen. Viele wirken etwas gestresst und schauen verwirrt auf ihre Stundenpläne, andere warten erst auf ihren Einsatz und plaudern derweil gemütlich mit ihren Mitbewerbern. Während ich mir überlege, was ich denn wohl in dieser wirklich kurzen Zeit den Personalchefs so erzählt hätte, fällt mir Angelika ins Auge. Sie trägt ein auffallend buntes Tuch um den Hals, setzt sich aufatmend auf eine Couch und prüft noch einmal ihren Zeitplan. Es scheint so, als wäre die nächste Runde für sie frei, also setze ich mich zu ihr.

Angelika Gallmetzer

Im Gegensatz zu Simon hat sie eine klare Idee, wie sie die Zuständigen der Unternehmen von sich überzeugen will. „Ehrlich sein und ehrlich sagen, was ich mir von der Zukunft erwarte. Dann hoffe ich, verstanden zu werden und natürlich eine gute Stelle zu kriegen“, erklärt die 27-Jährige. Angelika hat schon immer gearbeitet, ob im Ausland, in Süditalien oder im Veneto, aber so wie in Südtirol sei es nirgendwo auf der Welt. „Südtirol hat einfach etwas mehr“, schwärmt die Boznerin, die zur Zeit noch ihr Studium der Amministrazione Pubblica in Neapel abschließt. Für die Zukunft will Angelika eine Arbeit finden, die ihr gefällt. „Ich möchte einmal morgens aufstehen und mich auf den Arbeitstag freuen können, weil ich meine Arbeit gerne mache“, sagt sie. Der Gong ertönt erneut und Angelika huscht zum nächsten Gespräch.

Fünf Minuten pro Runde „daten” Bewerber und Unternehmer.

Runde um Runde wird so auf der Tafel abgehakt und nach drei Stunden, in denen die Unternehmen bis zu 50 Gespräche hinter sich bringen, wird am Ende des Tages ein sogenanntes Matching erstellt. Sollte das Urteil beider Seiten positiv ausfallen, werden Bewerber und Firma per Mail zusammengebracht.

Für Angelika hat sich das Job-Speeddating gelohnt. Sie geht nach dem letzten Gong mit drei zusätzlichen Terminen in der Tasche überaus zufrieden nach Hause. „Ich hoffe wirklich, dass sich daraus dann noch ein konkretes Angebot ergibt, da mich einige Stellenangebote wirklich reizen“, erklärt die Boznerin.

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