Werde Unterstützer:in und fördere unabhängigen Journalismus
Mit einer einfachen Idee vor ein paar Wochen fing alles an. Mit der Idee, Südtiroler Musik, Kleidung, Lebensmittel und andere Produkte an einen Ort zu bringen. Ein Fest mit kleinem Markt sollte all das vereinen.
Am heutigen Samstag wird diese Idee mit made@home in die Tat umgesetzt. Pünktlich um drei Uhr Nachmittags, die Aussteller sind noch dabei ihre Marktstände herzurichten, kommen bereits die ersten Pusterer, „um sich das Ganze mal anzuschauen.“ Junge und Alte, Familien und Feierlustige stöbern an den Marktständen, verkosten regionale Produkte und lauschen der Musik.
„Südtirol hat mittlerweile in allen Bereichen einiges zu bieten. Es gibt aber immer noch zu viele Menschen, die davon so gut wie nichts wissen“, sagt Stefanie Elsässer, fest entschlossen, dieses Manko heute mit dem Fest bei der Sportbar Pfalzen zu ändern. Die 26-Jährige ist eine der Organisatorinnen von made@home.
Am Eingang des Festplatzes entzündet ein Pfalzner Feuer in eingeschnittenen Baumstämmen, dahinter kocht ein uriger Ahrntaler mit blauem Schurz, Lederhosen und groben Schuhen das typische „Melchamuis“ – gebratenes Mus aus Maismehl auf offenem Feuer. Um den Mann herum scharen sich die Leute und beobachten, wie er den Muis-Fladen gekonnt wendet. Dieser wirbelt durch die Luft und landet wieder in der Eisenpfanne.
Etwas weiter hinten werden Kastanien geröstet, gleich neben einem Stand mit selbstgemachtem Holzschmuck mit Lasergravuren. Auf dem Tisch liegen Ringe aus Oliven- und Nussholz, runde Ohrstecker mit Kompassmotiven, filigran ausgeschnittene Hängerohrringe, die aussehen wie Ahornblätter. Auf einer Holztafel daneben hängen vier Wanduhren aus europäischen Hölzern. Auf einer stehen statt der gewohnten Zahlen Worte wie „Naine“, „Drui“ und „holbe Sexe“. Die kommt bei den Besuchern besonders gut an. Es ist der Stand der taf-Laser von Tobias Egger, Armin Laimer und Florian Schwienbacher aus dem Ultental. „Das Fest hier gefällt uns sehr gut. Die Leute sind begeistert“, sagt Egger. Vor zwei Jahren hatten die jungen Ultner die Idee für ihre Firma. Zu später Stunde. Sie kauften sich einen Laser-Bausatz, bauten ihn zusammen und fingen mit den ersten Probestücken an. Vor einem Jahr gründeten sie dann taf-Laser. Seitdem gravieren sie Schilder für Hotels, Restaurants und Firmen. Vor allem Holzschilder. Aber das gebündelte Licht des Lasers schneidet auch Plastik und graviert Metall. Das Label Huamet, unter dem sie Schmuck aus Holz verkaufen, kam erst später dazu. Mittlerweile macht es einen großen Teil ihres Erfolgs aus. „Wir hätten nie gedacht, dass wir irgendwann Schmuck machen“, sagt Egger und lacht. Oft vergeht viel Zeit, bis die Ultner mit einem neuen Stück zufrieden sind. „Aber wir probieren einfach so lange, bis es klappt.“
Neben den Jungs von taf-Laser sind noch 16 weitere Start-up-Unternehmen auf dem made@home-Fest. So werden hier etwa auch die Hanfprodukte von Ecopassion, die Shirts und Pullover mit lässigen Sprüchen von Snowflys, die bunten Socken von WAMS?! oder Designerstücke von IOLANI präsentiert. Neben der Bühne hat die Sozialgenossenschaft Vergissmeinnicht ihren Stand. Sie fertigt mit Menschen mit Beeinträchtigungen Mäntel aus Walkstoff und Kaschmir. Etwas weiter hinten zeigt hingegen Tätowierer Manuel Winkler seine Werke.
„Für uns war wichtig, dass die Besucher die Möglichkeit erhalten, hinter die Welt der Passion zu blicken“, sagt Organisatorin Stefanie Elsässer, die gestresst zwischen Bar und Außenbereich hin und her wuselt. Sie vergewissert sich, dass ihre Gäste gut versorgt sind. An den Gastronomieständen gibt es zum Beispiel Hanfravioli oder „Erdepflplattlan”, Bio-Weine, Gin oder sogar Bier mit Kaugummigeschmack. Natürlich alles made in Südtirol.
Andrea Armellini aus Lana betreut den Stand der Bio-Brauerei Andreas Hofer Bräu. Sie lässt die Besucher Schwarzbier mit gerösteten Lupinen verkosten, Ingwerbier und eben das Bier, das schmeckt wie Bubble Gum. Gerade erklärt sie zwei Männern aus Pfalzen, dass es beim Bierverkosten anders zugeht, als beim Weinverkosten. Hier ist trinken nämlich ausdrücklich erwünscht. Um die Aromen zu erkennen, ist nämlich die retronasale Aromawahrnehmung gefragt. „Oder einfach gesagt, der Rülpsgeschmack“, sagt die 21-jährige Bierbrauerin und grinst.
Während Oachale fan Toule zusammen mit Olpmzoo auf der Bühne spielt, steht Heinrich Winding aus Pfalzen nicht weit davon in seinem Sarner Jopp hinter einem Stand und präsentiert seine handgedrechselten Produkte. Darunter ein Holz-BH und Ohrtunnel.
„Das made@home ist narrisch gut gemacht. Mal etwas anderes.“
Winding ist pensionierter Freihanddrechsler. Nur rumsitzen liegt ihm nicht. Und so macht er heute Außergewöhnliches, wie Vasen aus Wurzelstöcken von alten Apfelbäumen, Hosenträger aus Holzklötzchen oder eben mal einen BH aus Holz. Das Freihanddrechseln erfordert ein gewisses Geschick, vor allem aber viel Gefühl und „eine gute Schneide“, erklärt er. Sein Sohn brachte ihn auf die Idee mit den Ohrtunneln. „Sie haben den Vorteil, dass sie nicht mit der Zeit anfangen zu stinken, wie zum Beispiel Kunststoff“, erklärt Winding. Die Schmuckstücke mit acht bis 18 Millimeter Durchmesser aus Oliven-, Nuss- oder dem rötlichen Eibenholz verkaufen sich nicht schlecht. Die größten Tunnel, die er bisher gemacht hat, zeigt er mit einem Lachen.
Der Pfalzner ist oft auf Märkten mit seinen Holzprodukten. „Das made@home ist narrisch gut gemacht. Mal etwas anderes. Mal schauen, wie es in den späten Abendstunden weitergeht“, sagt Winding gespannt. Nicht viel später beginnt es zu regnen. Die Aussteller spannen Schirme auf und improvisieren mit Zelten. Es wird kalt. Einige Besucher verlassen das Fest, andere drängen sich in die warme Sportbar. Nachdem die Band Color Colectif dem Publikum so gut es ging einheizte, sagt der Sänger: „Ich hoffe für die Models, sie führen Winterbekleidung vor und nicht Dessous.“ Gelächter im Publikum. Bald danach reißt der Himmel aber wieder auf. Als die jungen Firmen bei der Modenschau ihre Kollektion präsentieren, nieselt es nur noch leicht.
Aufgrund deiner Einstellungen für Drittanbieter können wir diesen Inhalt nicht anzeigen.
Jetzt spielt noch DunderscoreO „D_O”, das Brunecker Duett Veronika Egger und Christian Mair. Sie begeistern mit ihren zarten elektroakustischen Klängen und Texten in Dialekt. Später bei Mainfelt tanzt die Menge ausgelassen.
Am Ende des Abends haben sich die Worte der Organisatorin bewahrheitet: „Es soll einfach ein ungezwungener Tag werden, an dem gut gelaunte Menschen in einer tollen Atmosphäre angenehme Stunden verbringen. Nicht mehr und nicht weniger.“
Support BARFUSS!
Werde Unterstützer:in und fördere unabhängigen Journalismus:
https://www.barfuss.it/support