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Veröffentlicht
am 05.06.2025

Jetzt wird’s politisch

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am 05.06.2025
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VBB
Monica Loss (Stiftung Haydn), Rudolf Frey (Intendant Vereinigte Bühnen Bozen), Elisabeth Thaler (Dramaturgin) Roland Furgler (Bürgerkapelle Gries)

„Kunst darf und muss frei sein.“ Diese Worte fassen die Pressekonferenz der Vereinigten Bühnen Bozen am gestrigen Mittwoch bestens zusammen. Anlässlich der Vorstellung der neuen Spielzeit im Waaghaus wurde deshalb kein Blatt vor dem Mund genommen, über das, „was hier gerade passiert“ – und mit „hier“ meinten sowohl Präsidentin Judith Gögele, Intendant Rudolf Frey wie auch Kulturlandesrat Philipp Achammer die jüngsten Ereignisse in- und außerhalb des Landtags, aber mit Sicherheit auch jene inmitten der Gesellschaft. Aus diesem Grund haben sich die Vereinigten Bühnen Bozen inhaltlich für eine Spielzeit entschieden, die politisch wird.

„Alles steht auf dem Spiel: In der neuen Spielzeit 2025/26 sind wir mehr denn je aufgerufen, die uns umgebende Welt mit der Urkraft der künstlerischen Mittel des Theaters auf die Bühne zu übersetzen“, so Rudolf Frey. Was erwartet die Theatergänger:innen also? Es wird um Krisen und Selbstfindung gehen, Gesellschaft und Verantwortung, Identität und Traumata der Vergangenheit, um die Absurdität und Verwirrung der Realität. „Alles nur Theater?“ Unter diesem Motto steht also passenderweise die kommende Spielzeit.

Rudolf Frey, Philipp Achammer und Judith Gögele

Vorhang auf!
Den Auftakt macht das Stück „L’Addition“ in Zusammenarbeit mit Transart25: Reduzierte Elemente schaffen eine scharfsinnige Reflexion über das Wesen der Macht. Das Stück wird im September im Rahmen des Kinderfestivals Bozen auf der Talferwiese in Bozen aufgeführt sowie im Stanglerhof in Völs.

Im Stadttheater selbst gibt einer der Klassiker schlechthin den Startimpuls für weitere Aufführungen zwischen Sinnlichkeit und gesellschaftlichen Fragestellungen: „König Lear“ von Shakespeare in einer sehr aktuellen Übersetzung von Kiki Miru Miroslav Svolikova inszeniert Rudolf Frey selbst. Das Stück wird Ende September bis Anfang November zu sehen sein.

Dass es in der Geschichtsschreibung sehr viele Leerstellen und Versäumnisse gibt, zeigt das Heimspiel „Magdalena, ma dai“, das die Bauernaufstände vor 500 Jahren von einer anderen Seite aus betrachtet: Nicht Michael Gaismaier steht – so wie sonst – im Fokus, sondern seine Frau Magdalena. Eine Koproduktion mit dem Stadt- und Multschermuseum Sterling und dem Vigil Raber Kuratorium, die im Dezember gezeigt wird.

Besonders neugierig machen dürfte die Stückfassung von „Blutbuch“ von Kim de l’Horizon, eine nicht binäre Person, die mit ihrem Buch 2022 den Deutschen sowie den Schweizer Buchpreis gewonnen hat. Regisseurin Anna Stiepani bringt die außergewöhnliche Erzählung, die Geschlechterzuschreibungen hinterfragt und Identität neu zu lesen versucht, im Januar 2026 auf die Bühne.

Im Februar geht es mit einem Roman von Erich Kästner weiter: „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ wird von Sarantos Georgios Zervoulakos inszeniert. Kästner hat diese Geschichte 1930, vor der Machtergreifung der Nazis, geschrieben – ihre politische Aktualität ist erschreckend. Ein Blick in die Abgründe der damaligen – und heutigen – Gesellschaft.

Das Kammerspiel „Vanya“ ist eine radikal moderne Adaption von Anton Tschechows Meisterwerk „Onkel Wanja“. Liebe, Kunst, Sex und versuchter Mord als Monolog: Der Herausforderung dieser komplexen und herausfordernden Rolle stellt sich einer der renommiertesten deutschen Schauspieler überhaupt: Tobias Moretti. Das Stück ist voraussichtlich Ende März im Stadttheater zu sehen.

„Möglichkeitsmenschen“ ist ein Theaterstück, das noch erarbeitet werden muss. Gemeinsam mit dem Südtiroler Theaterverband haben Menschen, die Theater lieben, die Möglichkeit in neue Rollen schlüpfen und Teil dieser Inszenierung werden. Im April wird das Stück in vollendeter Form gezeigt. Alle, die mitmachen möchten, können sich zum Infotreffen am 10. Oktober anmelden: judith-schwienbacher@theater-bozen.it

Den Abschluss der Spielzeit bildet das Singspiel „Im weißen Rössl“. „Liebe ist nichts für Feiglinge“ heißt es in diesem fulminanten Werk, das als Koproduktion mit der Stiftung Haydn von Bozen und Trient und dem Tiroler Landestheater jede Menge Esprit, Witz und Liebe versprüht. Die Aufführung findet im Mai 2026 in Zusammenarbeit mit der Bürgerkapelle Gries statt und hat einige Publikumslieblinge wie Thomas Hochkofler und Lukas Louis im Ensemble.

Kinder und Familien
Auch im Kinder- und Jugendprogramm geht es nicht weniger gesellschaftskritisch zu: Mit „Dschabber“ erzählt Regisseurin Verena Holztattner eine Geschichte über kulturelle Unterschiede, Identität und Diskriminierung – und zwar als diesjähriges mobiles Klassenzimmerstück ab zwölf Jahren.

Kinder bereits ab sieben Jahren können in die interaktive Performance „Krake“ eintauchen: Die Koproduktion mit Transart25, Kids Culture Club, makemake produktionen und dem Dschungel Wien Theaterhaus für junges Publikum ist im September im NOI Techpark in Bozen erlebbar und so viel sei verraten: Von den Tentakel der Krake kann man so einiges über Gemeinschaft lernen.

Season 2025/26

Ab in Rabbit Hole mit einem der bedeutendsten Werken der englischen Literatur: „Alice im Wunderland“ kommt im November und Dezember 2025 als Familienstück ab acht Jahren auf die Bühne des Stadttheaters. Eine sonderbare Welt mit berühmten Figuren wie der Grinsekatze, die einen daran erinnern, wie absurd und verrückt so einiges ist.

Dass das Theater ein wichtiger dritter Ort für die Menschen ist und ein immer wichtiger werdender Safer Place ist zeigen die Zahlen: Die Spielzeit 2024/25 konnte mehr als 16.000 Besucher:innen verzeichnen und einen Zuwachs um 26 %. Bei den Vereinigten Bühnen Bozen ist man gespannt auf die neue Spielzeit. Das Programm ist auf jeden Fall vielversprechend – und zeigt unter Intendant Rudolf Frey wieder eine klare politische Haltung.

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