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Am 10. September findet Südtirols einzige faire und nachhaltige Textilmesse in Brixen statt. Organisiert wird sie von der OEW. In der Trattengasse stellt die Messe einen Tag lang von 9 bis 17 Uhr faire Arbeitsbedingungen, eine umweltschonende Produktion und alternative Möglichkeiten des Textilkonsums ins Zentrum des Geschehens. Neben 20 Kleinproduzent*innen und Sozialgenossenschaften, die ihre nachhaltig und fair produzierten Textilien anbieten, setzt die OEW mit einem bewusstseinsbildenden Rahmenprogramm ein Zeichen gegen ausbeuterische Handelspraktiken im Textilsektor und weist auf eine zukunftsweisende Bürgerinitiative hin.
Julia Stofner, OEW-Mitarbeiterin für einen bewussten Konsum und Koordinatorin des Events, erklärt: „Die Modeindustrie übt mit ihrer Billigpreis-Politik und ihren schnell wechselnden Trends einen immer stärkeren Druck auf die Arbeiter*innen entlang der Produktionskette aus: Sie müssen in immer kürzeren Zeiten immer mehr zu immer niedrigeren Preisen produzieren. Die Covid-Pandemie hat diese Missstände noch verschärft.“ In den meisten Produktionsstätten werden seit der Pandemie noch immer keine existenzsichernden Löhne gezahlt, Gewerkschaften werden unterdrückt und eine wachsende Zahl von Arbeitnehmer*innen werden ohne vertragliche Anstellung ausgebeutet. Zufolge eines Berichts der Clean Clothes Campaign vom März 2021 wurden während der Pandemie rund 10 Milliarden Euro an Löhnen und Abfindungen an Textilarbeiter*innen schlichtweg nicht ausgezahlt. Betroffen sind vor allem Frauen und Arbeiter*innen mit Migrationshintergrund in Bangladesch, Kambodscha, Indien, Indonesien, Sri Lanka, Myanmar und Pakistan.
Nicht aus der Verantwortung stehlen
„Unsere Modeunternehmen stehlen sich meist aus der Verantwortung, aber die freiwilligen Initiativen einzelner Marken sind schon lange mehr nicht genug“, folgert Stofner. Sie weist auf die am 19. Juli 2022 gelaunchte Bürgerinitiative Good Clothes, Fair Pay hin, die auf EU-Ebene eine Gesetzgebung für existenzsichernde Löhne entlang der gesamten Lieferketten in der Textilindustrie fordert. Modemarken wären demnach verpflichtet, die Lücke zwischen derzeitig gezahlten und existenzsichernden Löhnen zu schließen. Um mit diesem Gesetzesvorschlag vor die Europäische Kommission treten zu können, sammeln die Initiator*innen derzeit unter www.goodclothesfairpay.eu eine Million Unterschriften. „Damit große Modeunternehmen nicht weiterhin von dem unfairen und ausbeuterischen System profitieren und die Arbeiter*innen ausbeuten, müssen wir als EU-Bürger*innen für ihre Rechte einstehen“, so Stofner.
„Damit große Modeunternehmen nicht weiterhin von dem unfairen und ausbeuterischen System profitieren und die Arbeiter*innen ausbeuten, müssen wir als EU-Bürger*innen für ihre Rechte einstehen.“
Mit der ECOTEX als führende faire und nachhaltige Textil- und Bekleidungsmesse in Südtirol möchte die OEW-Organisation für Eine solidarische Welt in Brixen auch für Endkonsument*innen Handlungsalternativen zur Fast Fashion aufzeigen. Mit dabei sind dieses Jahr das REX-Material und Dinge, das Netzwerk der Südtiroler Weltläden, die Vahrner Maßschneiderei „Cate‘s -Be yourself“, die Nähschule Nähcito, das Knit Corner Vintola, die Umweltgruppe Kaltern und der Jugenddienst Brixen. Gemeinsam mit der OEW zeigen sie, dass es auch anders geht: Bei einer fairen Modenschau um 11:00 Uhr, einer Kleidertauschparty, einem Nähkurs, einer interaktiven Schauwerkstatt, einem Sinnesparcours der Stoffe und Materialien, einer Ausstellung zum weltweiten Kleiderkonsum, zwei Upcycling-Workshops und einem Workshop für Brettchenweberei gibt es für Groß und Klein Interessantes zu erfühlen, zu erlernen und zu erfahren.
Ein weiterer Aspekt, der auf der Messe Ecotex in Brixen im Fokus steht, ist das Umweltthema. Laut einer Aussendung des Europäischen Parlaments vom April 2022 ist die Produktion von Kleidung und Schuhen derzeit für 10 Prozent der weltweiten Treibhausemissionen verantwortlich. Das ständige Angebot neuer Kleidungsstücke zu Niedrigpreisen führt seit Jahren dazu, dass die Menge an Kleidung, die hergestellt und weggeworfen wird, zunimmt. Derzeit sollen in der EU pro Kopf jährlich fast 26 Kilogramm an Textilien gekauft und rund 11 Kilogramm weggeworfen werden. 87 Prozent davon sammeln sich laut des Berichts auf Deponien oder werden verbrannt. Hinzu kommt der enorme Wasserverbrauch bei der Produktion und die unweigerliche Wasserverschmutzung durch synthetische Mikrofasern beispielsweise beim Waschvorgang.
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