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Für viele Menschen ist das Zubereiten von Kaffee die erste Handlung am Tag. Mit dem Kauf einer Packung fair gehandelten Kaffees ließen sich zwar nicht alle Probleme von Kleinbauern im Globalen Süden lösen, aber jede bewusste Kaufentscheidung stärke die Kaffee-Produzent*innen, aber auch die Kaufenden.
Beatrice De Blasi von der Stiftung Altromercato hat im vergangenen Sommer zwei Kaffee-Genossenschaften in Mexiko besucht, die für den Fairen Handel produzieren. In Guadalupe im mexikanischen Oaxaca hat sie die 39-jährige Neli Villanueva Molin getroffen, die Mitglied von UCIRI-Mexiko ist und den Kaffee auf ihrer kleinen, ein Hektar großen „Finca“ erntet, die sie von ihrer Familie geerbt hat. Die UCIRI-Union de las Comunidades Indigenas de la Region del Istmo war die erste Fair-Trade-Organisation der Welt und wurde 1988 von Franz van der Hoff, einem niederländischen Missionar und Wirtschaftswissenschaftler gegründet. Seit 1973 lebt er in Mexiko. Bis vor Kurzem wurde der Landbesitz nur an männliche Kinder vererbt, obwohl die Frauen ihren Eltern von klein auf bei der Kaffeeernte halfen. Dank der von Uciri geleisteten Aufklärungsarbeit über Frauenrechte gibt es heute eine neue Generation von Unternehmerinnen, die auch in der Organisation verantwortungsvolle Positionen einnehmen.
In Ixtepec, immer in Oaxaca, hat Beatrice De Blasi außerdem den 76-jährigen Ambrosio Guzmán Melendez besucht. Er ist Gründungsmitglied von Uciri Mexiko und baut Kaffee nach den Grundsätzen der Agroforstwirtschaft an. Dieses kombiniert die Hauptkaffeepflanze mit Obstbäumen und mehrjährigen Pflanzen mit Düngeeigenschaften. Das Agroforstsystem schützt und stärkt empfindliche Ökosysteme, die aufgrund von Monokultur immer mehr aus dem Gleichgewicht geraten und dient Bienen und bestäubenden Insekten als Zufluchtsort.
Allerdings geraten in dieser Zeit der steigenden Energiekosten und Inflation Nachhaltigkeit und Mehrwertprodukte unter Druck, beobachten die Südtiroler Weltläden und die OEW. Auch regionale und fair gehandelte Produkte sind betroffen. Viele Verbraucher*innen seien nicht mehr bereit oder imstande, höhere Preise für faire und hochqualitative Waren zu zahlen. „Wir setzen auf Sensibilisierung“, betonen Weltläden und OEW. Qualität gehe vor Quantität. Der Kaffee in den Weltläden sei fast durchwegs biologischer Qualität und sichere bäuerlichen Familien im Globalen Süden die Existenz.
Julia Stofner erklärt: „Obwohl die produzierenden Bauern und Bäuerinnen mit dem Kaffeeanbau die meiste Arbeit in der Wertschöpfungskette haben, reicht ihr Verdienst kaum zum Überleben.“ Die kleinbäuerlichen Betriebe erhalten bei konventionell hergestelltem und gehandeltem Kaffee im Durchschnitt nur fünf Prozent des Kaffeepreises. Bei Fair-Trade-zertifiziertem Kaffee gehen hingegen bis zu 26 Prozent an die Produzent*innen einer Genossenschaft und ermöglichen deren Mitgliedern eine wirtschaftlich rentable Kaffeeproduktion.
Dass die wertvolle Kaffeebohne einen bitteren Beigeschmack hat, unterstreicht auch Brigitte Gritsch, Koordinatorin der Südtiroler Weltläden: „Marktkonzentration führt immer dazu, dass Großunternehmen auf Kleinproduzent*innen Preisdruck ausüben.“ Die Kleinbauernfamilien, die nicht in Kooperativen zusammengeschlossen sind, haben dabei eine schwache Verhandlungsposition. Sie sind den Forderungen der lokalen Händler*innen schutzlos ausgeliefert, da sie keine Alternative und meist auch keinen Zugang zu Markt- und Preisinformation haben.
Gemessen an seinem Handelswert ist Kaffee nach Rohöl der weltweit zweitwichtigste Rohstoff aus dem Globalen Süden. Rohkaffee wird auf dem internationalen Markt gehandelt: New York ist der Sitz der Kaffeebörse für Arabica-Kaffee und London für Robusta-Kaffee. Große Kaffeeunternehmen kaufen ihren Kaffee im Voraus, um Planungssicherheit zu haben. Ein Drittel des weltweit produzierten Kaffees stammt aus Brasilien, ein Viertel aus Vietnam, dann folgen Kolumbien, Indonesien und Äthiopien. In etwa 50 Ländern der Tropen leben rund 125 Millionen Menschen vom Kaffeeanbau. Kleinstrukturierte Landwirtschaft hat dabei eine große Bedeutung: 95 Prozent der Kaffeeflächen sind kleiner als 5 ha und 85 Prozent kleiner als 2 ha.
Der Faire Handel bietet eine Alternative zum ungerechten und ausbeuterischen Handel auf dem Weltmarkt. Er stärkt die Position von kleinbäuerlichen Kaffeebetrieben auf dem Weltmarkt. Zu den Fair-Trade-Standards gehören Mindestpreise und Umweltkriterien, demokratische Strukturen und Selbstbestimmung. Der Faire Handel gibt den Bauern und Bäuerinnen die Möglichkeit, ihren Kaffee unter besseren Bedingungen zu vermarkten und ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Fairer Kaffee kann in Südtirol in den Südtiroler Weltläden oder im konventionellen Handel, erkennbar an den Siegeln des Fairen Handels erworben werden.
Quelle: Südtiroler Weltläden/redSupport BARFUSS!
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