Werde Unterstützer:in und fördere unabhängigen Journalismus
“Das Thema Selbstmord darf kein Tabu-Thema in unserer Gesellschaft sein: Sprechen wir darüber, setzen wir uns gemeinsam und vereint damit auseinander. Wir müssen mit unseren Jugendlichen einen offenen Dialog zum Thema führen: Kinder und Jugendliche sollen wissen, wo sie in einem schwierigen Moment Hilfe suchen können“, so die Kinder- und Jugendanwältin Daniela Höller anlässlich des Welttages der Suizidprävention.
Es wird geschätzt, dass sich in Südtirol im Durchschnitt jede Woche eine Person das Leben nimmt. Es handelt sich hierbei um ein Thema, mit dem man sich auseinandersetzen muss und dem man vorbeugen kann. „Auch junge Menschen können eine schwierige und dunkle Phase durchmachen und aus diesem Grund zu den so genannten Risikogruppen gehören. Die Covid-19-Pandemie und ihre Folgen – Isolation, Fernunterricht, mangelnde Sozialisation – stellten die jungen Menschen in den vergangenen eineinhalb Jahren auf eine harte Probe, insbesondere jene, die bereits vor der Pandemie an einer psychiatrischen Erkrankung litten“, führt die Kinder- und Jugendanwältin Daniela Höller aus, die auch Mitglied des landesweiten Netzwerkes für Suizidprävention ist. Die Zahlen sprechen für sich: In Italien haben die Abteilungen der Kinderneuropsychiatrie einen Anstieg der Selbstmordversuche von 30% auf 50% im Vergleich zur Zeit vor Covid verzeichnen können (Angabe der Zeitung L’Espresso vom 21.03.2021). Junge Menschen zeigten eine Vielzahl an Symptomen, von Reizbarkeit und Schlaflosigkeit über Angstzustände und Depression bis hin zu Selbstverletzung und Selbstmordversuchen.
Es gibt gewisse Verhaltensweisen, die jeder von uns in die Praxis umsetzen kann, um junge Menschen mit suizidalen Gedanken zu unterstützen. Man spricht hierbei von Erster Hilfe für die Psyche. „Zunächst einmal ist es wichtig, nicht den Blick abzuwenden, sich Zeit für Gespräche zu nehmen, aber vor allem zuzuhören, was uns Kinder und Jugendliche in Krisensituationen zu sagen haben. Selbst wenn unser Gegenüber kein Bedürfnis haben sollte, zu sprechen, kann ihm unsere bloße Anwesenheit und Nähe helfen, sich weniger einsam zu fühlen“, meint Höller. Sie fährt fort: „Es ist wichtig, einen offenen Dialog zu führen und Sicherheit zu vermitteln, ohne dabei die Schwierigkeiten, welche uns anvertraut werden, zu verharmlosen oder Wertungen vorzunehmen. Verständnis und Empathie sollten die Schlüsselwörter sein, welche unser Verhalten lenken.“ Ein weiterer wesentlicher Punkt ist keine Versprechungen zu machen, die man nicht halten kann, da dies dem aufgebauten Vertrauensverhältnis schaden kann: „Wenn uns ein Mädchen oder ein Junge anvertraut, in einer Krise zu stecken und Selbstmordgedanken zu haben und uns darum bittet, mit niemandem darüber zu sprechen, sollten wir dem nicht zustimmen. Erklären wir den betroffenen Kindern und Jugendlichen stattdessen, dass uns ihr Wohl am Herzen liegt, dass wir uns um sie sorgen und ihnen nahe sein möchten, dass wir gemeinsam mit ihnen Hilfe suchen können. Wenden wir uns an den 24h-Telefonischen Beratungsdienst der 4 Gesundheitsbezirke von Südtirol. In Fällen von akuter Gefahr erinnere ich auch daran, dass man die Notrufnummer 112 wählen kann,“ fügt die Kinder- und Jugendanwältin Höller hinzu.
Letzter, aber nicht weniger wichtiger Aspekt ist jener des persönlichen Schutzes. „Es ist nicht immer einfach, aber bei der Unterstützung einer Person, welche sich in einer Krisensituation befindet, ist es wichtig, auch die eigenen Grenzen zu erkennen und zu verstehen, was uns selbst dabei helfen kann, eine Situation von derartigem psychologischen Ausmaß bestmöglich zu bewältigen. Wir müssen unsere eigenen persönlichen Ressourcen im Auge behalten, sollten mit Freundinnen, Freunden und uns nahestehenden Menschen in Kontakt bleiben, Spaziergänge machen und Freizeitbeschäftigungen, die uns guttun, widmen“, so die Kinder- und Jugendanwältin.
Quelle: Südtiroler Landtag/redSupport BARFUSS!
Werde Unterstützer:in und fördere unabhängigen Journalismus:
https://www.barfuss.it/support