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Von höchster Stelle wird jedes Jahr im Oktober der Monat der Finanzbildung begangen. Koordiniert vom Ausschuss für die Planung und Koordinierung von Aktivitäten im Bereich der finanziellen Bildung (Comitato EDUFIN) werden „kostenlose und qualitativ hochwertige Initiativen und Veranstaltungen ohne kommerzielle Absichten, um das Grundwissen über Versicherungen, soziale Sicherheit und die Verwaltung und Planung der persönlichen und familiären finanziellen Ressourcen zu verbessern“ organisiert. Dieses Wissen sei „wichtig für den gegenwärtigen und zukünftigen Seelenfrieden.(?)“
Eine Koordinatorin an der Pädagogischen Abteilung betont, dass „Finanzielle Bildung” zur erfolgreichen Lebensgestaltung beiträgt: „Kinder und Jugendliche sollen die praktische Relevanz dieser Sachthemen für ihr eigenes Leben erkennen. Um dieses Bewusstsein zu schaffen, braucht es einen Unterricht mit Lebensweltbezug”, ist die Pädagogin überzeugt. Das klingt gut und ist lobenswert, sollte jedoch hinterfragt und nicht als Finanzbildung bezeichnet werden.
Laut dem Verbraucherschutzverein Robin findet derzeit ein Deutungskampf um Bildung und Denkweisen statt. Er lässt sich durchaus als Versuch einer neoliberalen Umwertung der Werte und einer freiwilligen Selbstunterwerfung unter die vorgeblichen „Gesetze“ „der“ Marktwirtschaft und „der“ Märkte verstehen. Bildung vermittelt eine fundierte Reflexion über grundsätzliche Fragen: Wie will ich mein wirtschaftliches Leben gestalten? Wie sehe ich mich jetzt und zukünftig in der Wirtschaft? In welches Verhältnis will ich mich zum Geld setzen? Das reibungslose Funktionieren als Kunde auf den Märkten wird durch solche Bildung gestört. Daher wird Bildung umgedeutet zu funktionalistischer Kompetenz. Als Kompetenz gilt das, was messbar ist. Was man nicht messen kann, zählt nicht. Funktionieren wird wichtiger als Bilden. Finanzbildung verschwindet, Finanzerziehung macht sich breit. Wissen und Können sind sicher notwendig, denn ohne sie bleibt Bildung leer, so der Verbraucherschutzverein Robin
„Bildung ist der beste Anlegerschutz!“, hört man immer wieder. Professor Udo Reifner, Gründer des Instituts für Finanzdienstleistungen e.V., ordnet diese Art von Denkmuster so ein: „Der Markt ist gut, die Menschen sind nur nicht ausreichend in der Lage, seine Vorteile zu genießen. Sie sind einfach ausgedrückt zu dumm für den Markt. Aus den strukturellen Defiziten des Geldsystems wird eine individuelle Unfähigkeit der Menschen, dieses Geldsystem adäquat zu benutzen“ .
Es ist noch nicht lange her, dass global agierende Konzerne für ihre Investitionen von den Regierungen im Zuge der Verhandlungen um internationale Handelsabkommen einen umfassenden Schutz mit speziellen internationalen Schiedsgerichten verlangten und verlangen – und erinnern wir uns, wie sehr die Regierungen bereit waren und sind, genau das zu liefern.
Dagegen sollen die privaten, schlecht informierten, unprofessionellen und den Finanzproduktanbieter notorisch unterlegenen Gelegenheitsanleger ihre Anlagen nur mit Mitteln der Bildung schützen! So verhöhnt man die SparerInnen und ignoriert ihre objektive Situation und Interessenlagen. Eine Finanzbildung, die den Namen auch nur im Ansatz verdient, bedeutet sozioökonomische und politische Aufklärung über solche Interessenstrukturen und politischen Strategien der Finanzindustrie.
Die falsche Sicherheit des Halbwissens nützt der Finanzindustrie. Auch darauf hat Professor Udo Reifner hingewiesen: Wer mit Finanzprodukten vertraut gemacht wurde, nimmt Finanzdienstleistungen „sogar unbekümmerter und mit weniger Zurückhaltung in Anspruch als die, die nicht informiert wurden. Solche selbstsicher-scheinkompetenten Kunden dürften ein besonders lukratives Publikum für die Finanzindustrie sein“.
Fazit:
Nach Ansicht des Verbraucherschutzvereins Robin „braucht es den wichtigen Schritt von der Finanzerziehung zur Finanzbildung. Die wachsende finanzielle Ungleichheit sollte nicht verschwiegen und so getan werden, dass jeder und jede seines und ihres finanziellen Glückes Schmied ist. Mit Kampagnen wird nämlich versucht, die BürgerInnen auf Investorenmentalität zu bringen. So steht auf der Agenda der bildungspolitisch einflussreichen OECD die finanzielle Umerziehung (financial re-education) der Bevölkerung. Individualisierung und Eigeninteresse wird auch bei uns zum Beispiel durch die kapitalmarktorientierten Zusatzrentenfonds befördert. Ersetzt werden damit solidarische Lösungen.“
Quelle: Verbraucherschutzverein Robin/redSupport BARFUSS!
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