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Veröffentlicht
am 01.02.2023
Quelle
VSB- Vereinigung Südtiroler Biologen/red

Umweltbewegungen fordern: Keine Eröffnung neuer Torfgruben in Südtirol

Veröffentlicht
am 01.02.2023
Quelle
VSB- Vereinigung Südtiroler Biologen/red
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Dies ist die Nagelprobe für den Klimaplan Südtirol 2040 der ein striktes Verbot des klimaschädigenden Torfabbaus vorsieht. Landeshauptmann Kompatscher muss nun ein deutliches Zeichen setzen und den Klimaplan konsequent umsetzen. An diesem Projekt wird sich zeigen, wie glaubwürdig und kohärent die Landesregierung und die an der Genehmigung beteiligten Behörden die Klima- und Nachhaltigkeitsziele tatsächlich verfolgen. Am 14. Dezember 2022 wurde die Umweltvorstudie zum Torfabbau betreffend die GP 153/1, 169/6, 670/6, E 670/5 in der KG Leifers auf der Website der Landesagentur für Klima- und Umweltschutz veröffentlicht. In einem von der Fa. Nord Torf GmbH vorgelegten Projekt soll innerhalb von 5 Jahren Torf im Ausmaß von 22.342 Kubikmeter abgebaut werden. Die Vereinigung Südtiroler Biologinnen und Biologen, WWF Trentino Alto Adige /Südtirol, Scientists for Future South Tyrol, Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde AVK, Herpeton, Fridays for Future Südtirol , Climate Action South Tyrol sprechen sich aus mehreren Gründen gegen dieses Projekt aus und fordern die Landesregierung und die zuständigen Entscheidungsgremien auf, dieses nicht zu genehmigen.

1. Torfabbau ist mit Klimazielen des Landes unvereinbar Das Projekt steht in klarem Widerspruch zum neuen Klimaplanes des Landes Südtirol, dessen ersten Teil die Landesregierung mit Beschluss Nr. 606 im August 2022 genehmigt hat. Dieser formuliert im Aktionsfeld 6.12 (langfristige CO2-Senken), „keinen neuen Abbau von Torf zu genehmigen und die erteilten Genehmigungen auslaufen zu lassen“. Vor diesem Hintergrund war bereits die Verlängerung der Konzession für den Torfabbau in Salurn im letzten Jahr ein klarer Widerspruch zum Klimaplan und durch keinen sachlichen und fachlichen Grund gerechtfertigt. Wie aus einer vor kurzem erstellten Studie von EURAC Research und der Universität Innsbruck (Marsoner T, Ilmer P, Hilpold A, Niedrist G & Tappeiner U. 2202. Studie zum Torfabbau in Südtirol, Eurac Research, Bolzano-Bozen, Italy) hervorgeht, sind Torflagerstätten im Unterland bedeutende Kohlenstoffspeicher, die für Südtirol in Zeiten eines massiven Klimawandels von enormer Bedeutung sind.

Die Studie kommt zu folgenden Ergebnissen:

• Seit der ersten Genehmigung zum Torfabbau im Jahre 1979 wurden in Südtirol ca. 2 Millionen Kubikmeter an Torfmaterial auf einer Fläche von 40-45 ha abgebaut, dies entspricht Emissionen von rund 400.000 t CO2- Equivalenten.

• Die derzeit aktiven Konzessionen von Torfstichen im Unterland erlauben einen Abbau von bis zu 1,5 Millionen Kubikmeter was zu weiteren Emissionen von rund 300.000 t CO2-Eqivalenten führen würde.

• Werden die Torfschichten abgebaut, wird nicht nur ihre Fähigkeit große Menge an Kohlenstoff zu binden zunichte gemacht, sondern es entweichen durch den Betrieb auch große Mengen von klimaschädlichem Methan in die Atmosphäre. Pro Jahr und Hektar würden 15.906 Tonnen CO2-Equvalente durch den Torfabbau emittiert werden.

2. Torfabbau erschwert zukünftige Renaturierung von Feuchtlebensräumen zum Erhalt der Biodiversität Durch Torfabbau geschaffene Wasserflächen können temporär durchaus eine Bedeutung für gefährdete Amphibienarten und Vögel haben. Da diese Flächen aber durch wirtschaftliche Tätigkeit einer Veränderung unterliegen, bieten sie keinen gesicherten Lebensraum für diese Tiere. Daraus ergibt sich kein dauerhafter Vorteil für die Biodiversität. Im Gegenteil: die gängige Praxis der Torfentnahme mit nachträglichem Einbringen von standortfremdem Material (z.B. Schotter etc.) erschwert eine zukünftige Renaturierung erheblich. Das Gesteinsmaterial müsste wieder entfernt werden. Nur die Torfschichten im Untergrund sorgen für die notwendige hydrologische Dynamik. Torfschichten sind integraler Bestandteil für ein gesundes Auwaldökosystem einerseits, aber auch für weitere Feuchtlebensräume wie Weiher, Tümpel oder Totarme.

Aus diesem Grund fordern wir die Landesregierung und alle im Entscheidungsprozess involvierten Gremien auf

• Ihren eigenen Klimaplan einzuhalten und nicht gegen die selbst gesteckten Ziele zu verstoßen,

• keine weiteren Torfabbaukonzessionen im Lande zu genehmigen, • das Kataster der Moore und Feuchtgebiete Südtirols zu aktualisieren,

• sämtliche vorhandenen Moorflächen und Feuchtgebiete in Südtirol neu zu erfassen und effizienter zu schützen, • degradierte Flächen, wie z.B. ehemalige Torfgruben zu restaurieren,

• und wo immer möglich Auwaldfächen auszuweiten und neue zu schaffen.

Die Unterzeichner

Vereinigung Südtiroler Biologinnen und Biologen
Norbert Dejori

der Delegierte des WWF-Trentino Alto Adige /Südtirol
Karol Tabarelli de Fatis

Climate Action South Tyrol
Ruth Heidingsfelder

Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde Südtirol
Iacun Prugger

Herpeton
Ivan Plasinger

Scientists for Future South Tyrol
David Hofmann

Fridays for Future South Tyrol
Zeno Oberkofler

Quelle: VSB- Vereinigung Südtiroler Biologen/red

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