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Veröffentlicht
am 09.05.2022
Quelle
oew/red

Überdrüber-Aktionswochen der OEW im Zeichen des Erdüberlastungstages

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am 09.05.2022
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oew/red
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Am kommenden Sonntag, 15. Mai ist der italienische „Overshoot Day“ – Erdüberlastungstag. Der Mittelmeerstaat – und damit auch Südtirol – rutscht auf dem imaginären Umweltkonto in die roten Zahlen. Von da an verbrauchen wir mehr natürliche Ressourcen, als bis Ende des Jahres nachwachsen können.

Der weltweite „Earth Overshoot Day“ fiel im vergangenen Jahr 2021 auf den 29. Juli, für 2022 steht noch kein Datum fest, wird aber erneut auf den Juli fallen. Vor 20 Jahren lag der „Earth Overshoot Day“ noch im Oktober. Um den Erdüberlastungstag nach hinten zu verschieben, haben in Südtirol zahlreiche Vereine, Schulen, Jugendzentren und Gruppen in Zusammenarbeit mit der OEW-Organisation für Eine solidarische Welt eine Reihe von Aktionen ins Leben gerufen: Vom 9. bis 21. Mai wird unter dem Dach der „Überdrüber-Aktionswochen“ sensibilisiert, informiert, recycelt, Müll gesammelt, genäht, gesät und getauscht.

Der Einsatz der engagierten Gruppen in Südtirol macht zwar optimistisch, obwohl wir global gesehen derzeit rund 1,75 Erden bräuchten, um alle weltweit ausgestoßenen Treibhausgase aufzunehmen und die Nachfrage nach Ressourcen zu stillen. Der Lebensstandard in Italien und auch der in Südtirol ist weit höher als der weltweite Durchschnitt. Bereits am kommenden Sonntag, 15. Mai ist italienischer Erdüberlastungstag. Italien bräuchte hochgerechnet also 2,7 Planeten, um die vom Menschen verbrauchten Ressourcen zu erneuern.

Wir seien längst „überdrüber“, erklärt der Geschäftsführer der OEW Matthäus Kircher den Titel der zwei kommenden Aktionswochen. Der frühe Termin des Erdüberlastungstages verdeutliche, „wie sehr wir über dem Limit leben, wie unbekümmert wir Ressourcen vergeuden und wie gnadenlos wir unsere Ökosysteme ausbeuten“. Positiv stimmt ihn dennoch, dass mit dem jährlich früher stattfindenden Erdüberlastungstag auch die Sensibilität der Bevölkerung wächst.

Während der heute beginnenden und über 18 Tage laufenden „Überdrüber-Aktionswochen“ der OEW (9.-21.05.2022) finden im ganzen Land Dutzende Aktionen statt. Eine Reihe von Organisationen hat sich angeschlossen: So wird beispielsweise in der Dekadenz in Brixen die Eigenproduktion des Theaterstücks „Die Kinder“ aufgeführt und findet dort am morgigen Dienstag, 10. Mai unter dem Titel „Bedingungslos optimistisch! Von Träumer*Innen, Spinner*Innen und Macher*Innen“ der Keller-Talk „Ans Eingemachte“ statt. In der Akademie Meran können Interessierte ihren ökologischen Fußabdruck berechnen. Verschiedene Bildungsausschüsse zeigen Filme und säen Insektenblumen, Jugendeinrichtungen informieren, sensibilisieren und upcyclen. Die Repair Cafés in Brixen und Bozen veranstalten auch während diesen Wochen Repair-Abende. Umweltgruppen organisieren Pflanzentauschmärkte, Waldtage und basteln Verschenke-Boxen. Oberschulen organisieren eine Müllsammelchallenge und Mittelschulen Kleidertauschpartys. Mancherorts verstreuen sie Samenkugeln. Grundschulen nähen Einbände aus Stoff und sammeln für Geflüchtete aus der Ukraine. Die Triade-Geschäfte informieren zu Lebensmittelverschwendung und verkaufen „nicht perfekte Gemüsetüten“. KVW-Ortsgruppen stellen mit Interessierten Wachstücher her und zeigen Alternativen zu Plastik auf, bemalen Vasen und setzen Blumen. Elkis organisieren Tauschmärkte von Kleidern und Spielsachen, Bibliotheken Workshops zu Insektenhotels. Jugendtreffs, Ortsgruppen der Frauenbewegung, des Familienverbandes und das ganzheitliche Brixner Recyclingprojekt REX informieren, sensibilisieren, sammeln Müll, tauschen, verschenken und stellen aus.

Die sich verschärfende Klimakrise mache es notwendig, mit noch mehr Kraft an der Verschiebung des Erdüberlastungstages nach hinten zu arbeiten, betont Matthäus Kircher von der Organisation für Eine solidarische Welt. Die Ungerechtigkeit weltweit nimmt zu.

So berichtet beispielsweise Ruth Salditos, eine philippinische Menschenrechtsaktivistin vom Landraub in ihrem Heimatland. “Transnationale Konzerne und Regierungen profitieren von günstig angebotenen Ländereien und den geringen Produktionskosten im Globalen Süden“, sagt sie. Vertreibung sei das Ergebnis, sobald Bäuerinnen und Bauern die Kontrolle und die Rechte über ihr Land verlieren. So würde beispielsweise Fischern das Recht entzogen, in ihren gewohnten Gebieten zu fischen. Daraus resultieren Armut und Hunger. Weniger Land für die lokale Lebensmittelproduktion bedeutet Nahrungsunsicherheit.

Mit Landraub ist die illegale Aneignung von Land durch transnationale Konzerne gemeint. Besonders betroffen sind Länder im Globalen Süden, die reich an natürlichen Ressourcen und sehr fruchtbar sind. Auf den Philippinen zum Beispiel haben Konzerne der dort lebenden Bevölkerung bereits 1,2 Mio. Hektar Agrarfläche geraubt. Ursprünglich wurde auf dieser Fläche Reis und Mais angebaut, von denen sich die lokale Bevölkerung ernährte. Mittlerweile haben die Konzerne die Ländereien in Anbauflächen für Mangos, Bananen und Ananas sowie Palmöl, Zuckerrohr und Biokraftstoff umgewandelt. All diese Produkte bleiben aber nicht auf den Philippinen, sondern werden in den Globalen Norden exportiert. Armut und Hunger der Menschen wachsen.

Alexandra Almeida arbeitet für Acción Ecológica, einer der wichtigsten Umweltorganisationen in Ecuador zum Schutz der lokalen Bevölkerung im Amazonas. Sie betreibt Aufklärung und Lobbyarbeit gegen die negativen Folgen des Raubbaus und der Erdölförderung: „Klimakrisen betreffen den gesamten Planeten und die Menschheit als Ganzes auf die eine oder andere Weise“, betont die Umweltaktivistin. Es gibt jedoch Bevölkerungsgruppen, die besonders gefährdet sind. In Ecuador und in vielen weiteren Ländern des Globalen Südens sind Frauen, indigene und bäuerliche Gemeinschaften und andere verarmte Bevölkerungsgruppen am stärksten betroffen. „Der Klimawandel bedeutet für sie, dass sie aufgrund von zu vielen oder zu wenigen Niederschlägen keine Lebensmittel mehr anbauen und ernten können“, sagt Alexandra Almeida. Sie unterstreicht aber auch, dass Frauen sich zunehmend organisieren und sich gegen ausländische Unternehmen wie Bergbau- und Ölgesellschaften wehren.

Die OEW hat Unterrichtsmaterial und Medienpakete bereitgestellt, die von Schulen und Gruppen angefordert werden können. Interessierte können auf deren Webseite außerdem nachlesen, welche Aktionen wo stattfinden und sich an den Überdrüber-Aktionswochen beteiligen: www.oew.org/ueberdrueber

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Berechnung des Weltüberlastungstages

Basis für die Berechnung des Erdüberlastungstages ist die Biokapazität der Erde, also die Fähigkeit der Erde, die vom Menschen verbrauchten Ressourcen zu erneuern und Schadstoffe wie Treibhausgase abzubauen. Der Biokapazität wird der globale ökologische Fußabdruck gegenübergestellt, wie viele natürliche Ressourcen die Menschheit also verbraucht. Ist der menschliche Verbrauch der Ressourcen größer als der Nachschub, spricht man vom „Overshoot“, von der ökologischen Verschuldung. Der Termin des Erdüberlastungstages wird jährlich sowohl für die einzelnen Länder als auch für den gesamten Planeten angegeben. Berechnet werden die Daten von der Footprint Data Foundation, der York University und dem Global Footprint Network.

Quelle: oew/red

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