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Das AFI-Barometer vom Herbst, das heute vorgestellt wurde, gibt das Stimmungsbild der Südtiroler Arbeitnehmerschaft wieder. Und dieses fällt gut aus. Südtirols Wirtschaft wird zwar in diesem Jahr vor allem aufgrund der ausgefallenen Wintersaison noch nicht das Vorkrisenniveau von 2019 erreichen, doch die Wirtschaftsaussichten für 2022 bleiben mit einem prognostizierten BIP-Wachstum von +3,9% positiv, so die Experten. Die Arbeitslosenzahlen dürften auf dem heutigen Niveau verharren. Der Großteil der Südtirols Arbeitnehmer*innen sieht auch nicht ihren eigenen Arbeitsplatz als gefährdet an. „Schreckensszenarien wie Massenarbeitslosigkeit und Pleitewellen von Unternehmen haben sich nicht bewahrheitet“, zeigt sich AFI-Direktor Stefan Perini durchaus erleichtert.
Im Herbst 2021 ist die Weltwirtschaft weiter auf Erholungskurs. Die Konjunktur ist allerdings nach wie vor sehr stark vom Pandemieverlauf bestimmt. Besonders verteuert haben sich in den letzten Monaten Rohstoffe sowie Energie- und Halbfertigprodukte – ein Umstand, der sich zum Teil bereits auf die Verbraucherpreise niederschlägt. Die starke weltweite Nachfrage hat, kombiniert mit zunehmenden Problemen in der Warenlogistik (Fachkräfteflucht infolge des Brexit, mangelnde Logistikkapazitäten, stockender Schiffsverkehr, Wegfallen von Langstreckenflügen) zu Lieferengpässen geführt.
Als Überraschung hebt das AFI Italien hervor, da die konjunkturelle Erholung national besonders stark ausfiel. Haushaltsdefizit und Staatsverschuldung blieben unter den Prognosewerten, so das AFI. Allerdings: Um in den Genuss der Next Generation EU-Gelder zu kommen, muss Italien eine Reihe von Reformen in einem zeitlich sehr eng gesteckten Rahmen abwickeln, mahnen die Wirtschaftsexperten des AFI. Das IMK – Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung aus Berlin – prognostiziert für 2021 folgende Wirtschaftswachstumsraten: USA: +6,7%; Euroraum: +5,2%; D: +2,6%, A: +4,6%; I: +6,9%.
Die Hypothek des verpatzten Jahresauftakts wiegt schwer
Südtirols Wirtschaft hat zwar noch nicht das Vorkrisenniveau von 2019 erreicht, ist aber auf einem guten Weg dorthin. Belastend wirkt ein schwieriger Jahresauftakt mit drittem Lockdown und gänzlich ausgefallener touristischer Wintersaison. Zur Zwischenbilanz: Die Zahl an lohnabhängig Beschäftigten liegt -0,3% unter dem Vorjahresniveau (2020) und -3,3% unter dem Vorkrisenniveau (2019). Die Erwerbstätigenquote beläuft sich auf 71,3% – auch hier gute 2 Prozentpunkte unter Vorkrisenniveau. Die Arbeitslosenrate bleibt mit 3,5% niedrig.
Südtirols Außenhandelstätigkeit ist im 1. Halbjahr 2021 regelrecht explodiert: +26,7% bei den Exporten und +25,0% bei den Importen. Das Kreditgeschäft expandiert kräftig (+4,7), besondere stark jenes an Privatpersonen (+5,3%). Bekanntlich verleiten die niedrigen Zinsen viele Südtiroler Familien aktuell zum Wohnungskauf. Trotz ausgezeichneter Sommermonate bleibt die Nächtigungsbilanz noch negativ (-14,8% in den ersten 8 Jahresmonaten). Die Inflation flackert auch in Bozen auf (September-Wert: +2,8%; akkumulierte Inflation seit Jahresbeginn: +2,1%).
Südtirols Arbeitnehmer*innen sind zuversichtlich
Die positive Stimmung bei Südtirols Arbeitnehmer/Innen hält an. Bezeichnend dafür sind die Einschätzungen zur Entwicklung der Südtiroler Wirtschaft in den nächsten 12 Monaten: 45% der interviewten Arbeitnehmer/Innen erwarten einen besseren Verlauf (8% „deutlich besser“, 37% „etwas besser“) und nur 18% einen schlechteren (3% „deutlich schlechter“, 15% „etwas schlechter“), das entspricht rechnerisch einem Vertrauensindex von +16. Die Arbeitslosenzahlen dürften sich auf dem heutigen Niveau einpendeln. Das Risiko, den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren, bleibt auch nach Aufhebung des Covid-bedingten Kündigungsstopps gering; die Chance, einen gleichwertigen Arbeitsplatz zu finden, in der Langzeitbetrachtung günstig. Die Fähigkeit von Arbeitnehmer-Familien, mit dem Lohn über die Runden zu kommen, hat sich in Lockdown-Zeiten verbessert. Grund hierfür sind in erster Linie die eingeschränkten Freizeit- und Ausgabemöglichkeiten.
Südtirols BIP wächst 2021 um +5,7% und 2022 um +3,9%
Schätzungen des AFI zufolge wird die Südtiroler Wirtschaft 2021 ein BIP-Wachstum von +5,7% erzielen. Der Berechnung liegt die Annahme zugrunde, dass das Niveau 2019 zwar nicht erreicht, aber weitgehend – das heißt zu 90% der auf 2019 verlorenen Wirtschaftsleistung – angepeilt werden kann.
Für 2022 erwartet das AFI anhaltende Lieferengpässe im Einkauf von Rohstoffen und Vorprodukten. Mit Abflachen der Pandemie dürften Fernreisen wieder an Attraktivität gewinnen – nicht nur zum Vorteil des Südtiroler Tourismus. Auch am Arbeitsmarkt bahnen sich Engpässe an. Die Kombination aus Fachkräfteknappheit und geringer Attraktivität von Südtirols Arbeitgebern im europäischen Wettbewerb um die besten Arbeitskräfte hemmt die potentielle Wirtschaftsentwicklung etwas ein. Die AFI-Prognose der BIP-Entwicklung für 2022 bleibt bei vorsichtigen +3,9%.
„Wie die AFI-Daten belegen, verbessert sich die allgemeine Wirtschaftslage in Südtirol von Monat zu Monat. Blickt man allerdings genauer auf die Zahlen, treten auch Phänomene ans Licht, die wir mit Sorge betrachten – Beispiel Langzeitarbeitslose. Mit Stand September waren 5.048 Personen seit mehr als 12 Monaten in den Arbeitslosenlisten eingetragen. Kann in diesem Zusammenhang das Argument des Arbeitskräftemangels ernst genommen werden? Da müssen wir genauer hinschauen”, erklärt AFI-Präsident Dieter Mayr.
Quelle: AFI/redSupport BARFUSS!
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