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Bozen wird 10 Tage lang vor Energie sprühen und der Stadtplan wird dank der mehr als 150 Veranstaltungen, die von Institutionen, Vereinen, unabhängigen, öffentlichen und privaten Einrichtungen, Künstlerinnen und Künstlern an mehr als 70 verschiedenen Orten der Stadt angeboten werden, eine neue Form erhalten. MEMENTO/MOMENT(O)/MONUMENT(O) ist das Leitthema dieser Ausgabe und der ideale Übergang zu Bozen als Stadt der Erinnerung 2022: eine Gelegenheit, durch die universelle Sprache der Kultur über die Zeichen der Vergangenheit nachzudenken und der Geschichte und Erinnerung die Dringlichkeit der Aktualität zu verleihen.
Das Programm von BAW wird am Donnerstag, dem 22. September, ab 18.45 Uhr mit einem feierlichen Pre-Opening im Hof des Palais Campofranco eingeweiht, einem zentralen Knotenpunkt der neuen Geografie der Stadt, der zu diesem Anlass in einen Performance- und Ausstellungsraum verwandelt wird. Im Mittelpunkt dieses ersten intensiven Abends steht die Präsentation des Main Project von BAW ERO(E) des Konzeptkünstlers Matteo Attruia.
ERO_E zeigt sich als “Nicht-Monument”. Es ist eine temporäre Installation, deren Unvollendung sofort ersichtlich ist und die Spielräume für individuelle und kollektive Interventionen offen lässt. Attruia hat schon immer mit Wörtern “gespielt” und mit dem Weglassen von Buchstaben gearbeitet, das die Bedeutung in Werken verändert, die nur scheinbar “leicht” sind. In diesem Fall handelt es sich nicht um ein Blatt Papier, das bearbeitet wird, sondern um einen massiven Block aus weißem Göflaner Marmor, einem der widerstandsfähigsten Marmorarten der Welt, der in einem der höchstgelegenen Steinbrüche Europas abgebaut wird.
Die Arbeit ist als Werk für den öffentlichen Raum konzipiert. Sie lebt und überlebt nur im Dialog mit dem Publikum, weil sie mit Enthusiasmus und der Energie, die aus dem gemeinsamen Tun entsteht, kollektiv realisiert wird.
ERO(E), kuratiert von Nina Stricker, ist eine Ad-hoc-Produktion für BAW – Bolzano Art Weeks 2022 von und mit Göflaner Marmor, in Zusammenarbeit mit Marina Bastianello Gallery, Basis Vinschgau Venosta und Palais Campofranco.
Nach der Begrüßung durch die Vertreterinnen und Vertreter der Institutionen (um 19 Uhr) werden die Siegerarbeiten des BAW Call for Artists bekannt gegeben, einer Initiative, an der sich in diesem Jahr zahlreiche Künstler/innen aus ganz Europa beteiligt haben. Rudolf Frey, designierter Intendant der VBB – Vereinigte Bühnen Bozen, stellt die Preisträger/innen vor und führt in zwei der Werke ein, die den Abend des Pre-Openings beleben werden. Ab 20.00 Uhr werden die Live-Performance Perpetually Changing The Meaning of what was Spiritually Intended der serbischen Künstlerin Sanjeshka und ZWEI (Two) von Christian Niccoli zu sehen sein, zwei der Werke, die im Rahmen des BAW Call for Artists 2022 ausgewählt wurden.
Zwei, Gewinner der neunten Ausgabe des Italian Council, wird zum ersten Mal in Südtirol ausgestrahlt: Niccolis Projekt handelt von gegenseitiger Abhängigkeit und den Auswirkungen, die unsere Entscheidungen auf andere haben können, sowohl auf persönlicher Ebene als auch in einem größeren Rahmen. Zwei Männer befinden sich in eben dieser gegenseitigen Abhängigkeit. Sie halten sich an je einem der Enden eines Seils fest, das über einer sehr hohen Mauer hängt. So befinden sich in einem scheinbar ewigen Schwebezustand, ohne wirklich einen gemeinsamen Ausweg zu finden. Die Fassade des Innenhofs des Palais Campofranco ist Schauplatz dieser Maxi-Projektion.
Perpetually Changing the Meaning of what was Spiritually Intended der serbischen Künstlerin Sanjeshka in Zusammenarbeit mit dem italienischen Musiker Giacomo Vanelli wurde ursprünglich von Contemporary Attitude als gefilmte Performance präsentiert und wird nun eine performative Aktion, die sich auf der wechselseitigen Abstimmung von gesprochenem Wort und musikalischer Komposition aufbaut. Die Artikulierung von Klängen und Worten definiert ein sensorisches und reflektierendes, ein fluides und zugleich technologisches Handlungsfeld. Das Projekt wurde von Eleonora Angiolini in Zusammenarbeit mit Contemporary Attitude kuratiert und von BAW – Bolzano Art Weeks produziert.
Die Originalarbeit von Christian Niccoli wird während der Dauer von BAW in den Räumen von Oberrauch Zitt zu sehen sein, während die Arbeiten von Sanjeshka im Spazio CUT im Rahmen der Einzelausstellung More Wings Than Needed gezeigt werden (Opening am 23. September um 18.30 Uhr).
Auf dem Gelände des Palais Campofranco werden auch zahlreiche von der Fakultät für Design und Künste – unibz entwickelte Werke zu bestaunen sein. Um 18.45 Uhr beginnt eine Führung durch die drei Projekte Bastoni, Ü60 und Ausgeflogen | È volato via!, kuratiert von Kuno Prey, Designer, Dozent an der Fakultät für Design und Künste und Impulsgeber für die Zusammenarbeit mit BAW.
Die Spazierstöcke, die in den Räumen von Luis Trenker und Coop ausgestellt sind, werden auf zeitgenössische Art neu interpretiert, so dass sie zu nützlichen Objekten und Werkzeugen für Arbeit und Freizeit werden: auf eine ironische Art wird von dem Wunsch nach einer integrierten und generationenübergreifenden Gesellschaft erzählt. Das Projekt Ausgeflogen | È volato via!, das bei C&C Bolzano Apple Premium Reseller gezeigt wird, thematisiert die Abwanderung von klugen Köpfen aus Südtirol.
Das Pre-Opening von BAW endet am späten Abend mit einem DJ-Set von Lois Lane (Tanzen ist auch Sport) und dem Screening des Making-of von Matteo Attruias Werk ERO(E) von Jeffrey Hagerman & Julia Biasi, Schnitt von Ted Maniatakos und mit Musik von Ebner Film + Music.
BAW macht sich auch die Werte zu eigen, die im Manifest Gesto empatico des Künstlerkollektivs plurale, bestehend aus Giulio Ancona, Leonardo Avesani und Chiara Ventura, zum Ausdruck kommen: eine symbolische Aktion zur Wiederherstellung der Gleichberechtigung und Würde von Wesen und Dingen.
Das zweisprachige Plakat (auf Italienisch und Englisch) ist in der gut lesbaren Schriftart Univers und ohne den Umfang der Wörter begrenzende Ränder geschrieben und auf Recyclingpapier im Format A4 gedruckt. Es wird während des Pre-Openings verteilt und ab dem folgenden Tag am Info-Point des Verkehrsamts der Stadt Bozen erhältlich sein.
Am 22. September um 18 Uhr werden außerdem die Initiativen des Südtiroler Künstlerbundes eröffnet: in der Galerie Prisma mit der Einzelausstellung Sehnsucht von Jasmin Deporta und die Installation Die Wächter von Anouk Chambaz, einer weiteren Gewinnerin des BAW Call for Artists, wird im Frei.raum zu sehen sein.
Jasmine Deportas Arbeit ist ein Echo ihrer Umgebung und zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie verschmilzt performative Gesten, intime Begegnungen und Alltagssymbolik zu Szenarien, die eine rohe Ehrlichkeit zum Ausdruck bringen und innerhalb derer ‚das Sehnen‘ ein stetes Element ist.
Die Wächter sind Kinder, die regungslos auf eine Begegnung mit den Zuschauer/innen warten, die nur aus Blicken besteht. Die jungen Gesichter schweben im Wind, Kreaturen, die an der Schwelle zu etwas Geheimnisvollem stehen. Das Projekt wird von der Fondazione smART, Rom, Italien und Rasoir Bouée, Lausanne, Schweiz unterstützt.
Quelle: baw/redSupport BARFUSS!
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