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„Der Charakter von Großstädten wird maßgeblich von Werbeplakaten in verschiedensten Erscheinungsformen mitgeprägt. Daher wählt Heidrun Widmoser als Ausgangspunkt für den Werkzyklus ‚Urbanes Leben‘ Stellwände mit aufgeklebten Affichen, die Produkte, Filme, Veranstaltungen und vieles mehr bewerben. Diese Poster leben ja nur kurze Zeit offensiv in der Öffentlichkeit, verflüchtigen sich dann bzw. sind dem Verschwinden preisgegeben. Der ästhetische Reiz dieser Flächen mit den zum Teil abgerissenen Plakaten hat bereits Mitte des 20. Jahrhunderts verschiedene Künstler wie Mimmo Rotella oder Wolf Vostell zu ihren „Decollagen“ inspiriert. Während diese Künstler sich aber darauf beschränkten, bereits zerstörtes Papier aus dem öffentlichen Raum in Fetzen abzureißen und diese als materia prima für neue Kunstwerke zu verwenden, ist die Herangehensweise von Heidrun Widmoser eine andere. Sie fotografiert bereits lädierte Wände, hält deren Schönheit digital fest, bearbeitet die Bilder am Computer und setzt sie so zu neuen Motiven zusammen, die dann mit Pinsel und Farbe auf die Leinwand übertragen werden. Der künstlerische Prozess wird aber nur bedingt durch diese Vorlagen beeinflusst, ad hoc entstehen während des Malens neue Kompositionen.
Heidrun Widmoser schafft eine ganz eigene, sparsame Zeichensprache, die Muster ruhen alle auf weißem Grund, manchmal schleicht sich noch ein zartes Gelb oder ein dominantes Schwarz ein und diese rund geschwungenen Balkenlinien bilden dann ein überaus durchdachtes kalligraphisches Muster. Fast alle Bilder sind vom Ballast des Gegenständlichen befreit, was bleibt, ist eine Abrisswelt, sind Gedankenfetzen, zeitgenössische Vanitasbilder, die unsere allgemeine Vergänglichkeit belegen.“ (Brigitte Matthias)
Sonderausstellung „Urbanes Leben – Heidrun Widmoser“
in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle West
Palais Mamming Museum, Meran, Pfarrplatz 6
04.08 – 30.10.2022 / Öffnungszeiten: Dienstag – Samstag 10.30-17.00 Uhr; Sonntag, Feiertage: 10.30-13.00 Uhr
Quelle: Palais Mamming/redSupport BARFUSS!
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