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In Südtirol gibt es nach wie vor rund 180 Selbsthilfegruppen. Die Zahl bleibt stabil, daran hat auch die Corona-Pandemie nichts geändert, so das Ergebnis einer Erhebung der Dienstelle für Selbsthilfegruppen im Dachverband für Soziales und Gesundheit. Alle Gruppen sind in den vergangenen Monaten telefonisch kontaktiert und befragt worden, wie es nun weitergeht.
„Bereits Ende 2021 haben wir begonnen, alle Gruppen anzurufen. Wir wollten nach den zwei Pandemiejahren ein aktuelles und umfassendes Stimmungsbild einholen und gleichzeitig den persönlichen Kontakt und Austausch stärken und pflegen“, erklärt Günther Sommia, Mitarbeiter der Dienststelle für Selbsthilfegruppen: „Dabei konnten wir die Daten auf den neuesten Stand bringen. Besonders interessiert waren wir auch zu erfahren, wie die Gruppen die Zeit der Pandemie überstanden haben, und wie es nun weitergehen wird.“
Die wichtigste Erkenntnis der Umfrage ist wohl, dass die meisten Selbsthilfegruppen auch trotz der widrigen Umstände in irgendeiner Form im Kontakt geblieben sind. „Ein Drittel der Gruppen hatte wenig bis keinen Kontakt. Ein Drittel behalf sich mit Online-Treffen, und ein weiteres Drittel tauschte sich telefonisch oder mittels E-Mail, WhatsApp, Telefonketten und ähnlichem aus. Einige Gruppen haben sich auch zumindest phasenweise in Präsenz getroffen. Zwar hat sich also die Form des Austausches in dieser Zeit geändert, aber der Kontakt untereinander ist nie wirklich abgebrochen“, berichtet Sommia.
„Diese Initiativen einzelner Personen sind überaus wichtig, denn die Erfahrung zeigt, dass Gruppen, einmal auseinandergebrochen, schwer wieder zueinander finden. Insofern hängt das Fortbestehen einer Gruppe sehr oft davon ab, dass einzelne Personen aktiv bleiben, um die Verbindung zwischen den Teilnehmer/innen nicht abreißen zu lassen“, betont Günther Sommia.
Rund ein Drittel der Gruppen haben auf Online-Treffen umgestellt, um den regelmäßigen Austausch zu ermöglichen. Entsprechend groß war der Bedarf an Beratung und Unterstützung bei der Umstellung auf die virtuelle Kommunikation. „In der Tat haben sich die Beratungsgespräche rund um diese Themen nahezu verdoppelt“, erzählt Sommia: „Auch hat die Erhebung deutlich gemacht, dass die Online-Treffen in dieser Zeit eine wichtige Alternative waren.“ Leider hatten aber nicht alle Teilnehmer/innen von Selbsthilfegruppen die persönlichen bzw. technischen Voraussetzungen, um an Online-Treffen teilzunehmen. So hatte etwa ein Drittel der Gruppen über weite Strecken der beiden Jahre keinen Kontakt. „Daher haben viele die wärmere Jahreszeit geradezu herbeigesehnt, um sich endlich wieder persönlich zu treffen“, erzählt Sommia.
Jetzt im Sommer und im Herbst ist in Südtirol also selbsthilfemäßig gerade einiges los. Viele Gruppen starten nach den zwei Coronajahren wieder durch. Dies ist also auch für neu Interessierte ein guter Zeitpunkt, um einzusteigen und sich Hilfe zu suchen.
„Wir gehen davon aus, dass durch Corona die Anzahl der Betroffenen bei einigen psychischen Erkrankungen wie Angst und Depression oder Suchtprobleme wie Alkohol oder Spielsucht zugenommen hat. Wir möchten diese Menschen ermuntern, sich Hilfe zu holen und sich an Selbsthilfegruppen zu wenden“, sagt Sommia.
Quelle: Dachverband für Soziales und Gesundheit EO/redSupport BARFUSS!
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