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Veröffentlicht
am 22.12.2022
Quelle
Südtiroler Sanitätsbetrieb/red

“Ohne Verzicht, aber bewusst“

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am 22.12.2022
Quelle
Südtiroler Sanitätsbetrieb/red
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Zu einer Jahreszeit, in der viel und gutes Essen dazugehört, ist ein „Ordnungsruf“ für die Gesundheit keine leichte Übung.
Im folgenden Interview versucht dies der geschäftsführende Primar Michael Kob, jedoch mit der nötigen Achtsamkeit. Wie kann es gelingen, beim gemeinsamen Essen auf nichts zu verzichten und dennoch auf die Bedürfnisse von Körper und Seele zu achten? Alles in allem gibt er interessante und aktuelle Informationen zu den Ernährungsgewohnheiten in Südtirol, beispielsweise über die Auswirkungen der Pandemie auf Essstörungen.

Nicht nur in Bezug auf die Weihnachtsfeiertage herrscht die Meinung vor, dass wir im Winter dazu neigen, mehr zu essen: Können Sie das bestätigen?
Ja, das stimmt. Die Kälte regt den Appetit an, denn wir benötigen vermehrt Energie zur Wärmegewinnung, die wir in Form von Lebensmittel aufnehmen. Es handelt sich also um einen physiologischen Mechanismus, um die Körpertemperatur zu regeln. Dennoch kann es sein, dass der Energiehaushalt nicht positiv ist, weil wir weniger Bewegung machen und mehr Kalorien zu uns nehmen, als wir verbrauchen.

Denken wir an die Feiertage: Viele neigen dazu, zu viel zu essen. Verzeichnen Sie in diesem Zusammenhang auch mehr Krankenhausaufnahmen?
Das würde ich verneinen. Hin und wieder übermäßiges Essen geht nicht mit einem akuten Risiko für die Gesundheit einher, das zu einem Krankenhausaufenthalt führen könnte. Im Gegenteil, es gibt eher im Sommer vermehrte Aufnahmen aufgrund von Dehydrierung, die im Zusammenhang mit Ernährung steht. Dies betrifft eher ältere Menschen, die im Vergleich zur restlichen Bevölkerung weniger essen und trinken.

Für Menschen, die gerade eine Diät zur Gewichtsreduktion verfolgen, ist diese Zeit besonders schwierig: Können Sie diesen Menschen, die gerade damit kämpfen, ihre Ernährungsgewohnheiten zu verändern, einen Rat geben?
Die Weihnachtszeit gibt es nur ein Mal im Jahr und ich denke, dass hier niemand auf irgendetwas verzichten muss oder gar an Festlichkeiten oder Weihnachtsessen nicht teilnehmen sollte. Natürlich sollte man die Speisen mit Bedacht wählen und übermäßigen Konsum von hochkalorischen Nahrungsmitteln vermeiden. Ich meine damit vor allem Süßigkeiten, Alkohol und Soßen, welche oft die Hauptquelle für überflüssige Kalorien darstellen.

Können Sie uns ein konkretes Beispiel geben, welche Speisen im Übermaß vermieden werden sollten?
Hochkalorische Köstlichkeiten, die kein Sättigungsgefühl hervorrufen, sind Aufschnitte, Soßen wie Mayonnaise und eben auch Süßspeisen. Der Verzehr von einem Fleisch- oder Fischgericht ist eine Sache, aber wenn diesem noch Öl, Soßen, Sahne oder Käse hinzugefügt werden, steigt der Kaloriengehalt ins Unermessliche. Süßigkeiten haben den Effekt, dass wir rasch zugreifen und sie vernaschen – ein klassisches Beispiel, bei dem sich das Sättigungsgefühl nicht gleich einstellt.

Gibt es in Ihrer Abteilung vermehrte Visiten in der Zeit nach den Weihnachtsfeiertagen oder sind die Zugänge das ganze Jahr über gleichmäßig?
Normalerweise gibt es gehäufte Zugänge sowohl nach dieser Zeit als auch vor der „Bikini Saison“ im Sommer, denn alle möchten mit einigen Kilos weniger ans Meer fahren.

Was halten Sie von raschen Abmagerungskuren?
Diese können gefährlich sein und den sogenannten Jo-Jo-Effekt hervorrufen. Das bedeutet, dass Sie zwar in kurzer Zeit Gewicht verlieren, aber es später stark beschleunigt wieder zunehmen. Zu große Gewichtsschwankungen sind schädlicher als konstantes Übergewicht.

Und Fasten?
In den letzten Jahren gab es mehrere Studien über verschiedene Arten von Fastenkuren. Wir haben festgestellt, dass sie in bestimmten Situationen nützlich sein können, weil sie einen entzündungshemmenden Effekt haben, die Blutzuckerwerte verbessern und sogar das Immunsystem stimulieren können. Dennoch ist Fasten ein drastischer Eingriff und muss deshalb von Gesundheitsfachpersonal überwacht werden. Insbesondere dann, wenn jemand unter bestimmten Erkrankungen wie Diabetes, erhöhtem Blutdruck oder Kreislaufbeschwerden leidet.

Sie erwähnten vorhin das Zusammenspiel von Gesellschaft und Essen, was oft nicht gut zusammenzupassen scheint. Ist es Ihrer Meinung nach sinnvoll, sich zu etwas zu zwingen und sich selbst nur Speisen, die dem eigenen Ernährungsplan entsprechen, zu verordnen oder sogar Momente des geselligen Zusammenseins auszulassen? Wie auch immer, es kann Unbehagen auslösen ….
Möglicherweise der goldene Mittelweg. Ich würde bei derartigen Gelegenheiten dabei sein, aber wenn ich mit Freunden auf einen Aperitif gehe, versuche ich das ständige Knabbern von Chips und Nüssen zu vermeiden. Ich kann auch meinen Alkoholkonsum einschränken, indem ich zwischen 2 oder 3 Gläsern Wein oder Bier auch einmal ein Glas Mineralwasser einschiebe.
Gleiches gilt, wenn ich auswärts essen gehe: man darf durchaus einmal mehr als üblich essen, ich kann jedoch vermeiden, zwischen den Gängen – gleichsam aus Zeitvertreib – zu viel Brot zu essen oder Kekse und Alkohol im Überfluss zu mir zu nehmen. Es geht also darum, den Moment bewusster zu genießen und nicht Speisen und Getränke gedankenlos zu sich zu nehmen.

Hatte der Ausbruch der Pandemie auch eine Zunahme von Essstörungen zur Folge?
Wir konnten auf internationaler Ebene, aber auch hier in Südtirol feststellen, dass sich die Patientenzahl mit Essstörungen leider erhöht hat, sei es bei Anorexie als auch bei Bulimie. Darüber hinaus haben wir eine Verschlechterung des Zustandes bei jenen festgestellt, die bereits unter diesen Erkrankungen litten. Dies sind besorgniserregende Zahlen, auch weil sich das Alter, in dem Essstörungen auftreten, verringert hat. Früher kamen diese erstmals durchschnittlich bei Frauen zwischen 16 und 24 Jahren vor, während wir in den letzten beiden Jahren auch 12-13-jährige Jugendliche mit schweren Formen von Anorexie gesehen haben. Diese negativen Entwicklungen treffen letztlich auch für Übergewicht und Adipositas zu.

Quelle: Südtiroler Sanitätsbetrieb/red

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