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Es ist nicht normal, dass Väter ihre gebärende Partnerin erst ab dem Kreissaal begleiten dürfen und das Krankenhaus gleich nach dem Entbinden wieder verlassen müssen. Es ist nicht normal, dass schwangere Frauen ihr Wohl gänzlich in die Hand eines Arztes/einer Ärztin legen und dabei dem eigenen Körpergefühl nicht mehr trauen. Mütter und Väter müssen mit schreienden Babys nicht monatelang alleine zurechtkommen. Es gibt Hilfe. Und es gibt viele Vorurteile und gesellschaftliche Zuschreibungen rund um Geburt und Elternschaft. Auch wenn vieles als normal betrachtet wird, muss es nicht so bleiben – vor allem dann nicht, wenn Eltern solche Situationen als Momente der Einsamkeit, des Alleinseins und der Überforderung erleben, schreibt das Haus der Familie in einer Aussendung. Zum achten Mal organisiert das Rittner Bildungszentrum im Mai 2022 deshalb in Zusammenarbeit mit 25 Südtiroler Organisationen die Sensibilisierungskampagne MutterNacht. Dabei werden seit acht Jahren herausfordernde Themen rund um das Elternsein beleuchtet. Heuer geht es um Einsamkeit und Herausforderungen rund um die Geburt und im ersten Lebensjahr des Kindes. Dafür werden bis Freitag, 11. März 2022 Geschichten und Erfahrungsberichte gesammelt, gerne auch anonymisiert. Daraus entsteht ein Buch, das im Rahmen der MutterNachts-Kampagne im Mai vorgestellt wird.
Oft ist die Rede vom magischen Moment nach der Geburt, vom Zauber des Augenblicks, in dem alle Schmerzen vergessen sind. Die Realität sieht häufig anders aus: Der Dammschnitt muss genäht werden, das Baby schreit, das Stillen funktioniert nicht, der Vater des Kindes muss das Krankenhaus verlassen, weil Familienzimmer fehlen. Frauen mit Migrationsgeschichte treffen auf ein fremdes kulturelles Umfeld und stoßen auf sprachliche Barrieren. Mit dem Baby zu Hause angekommen, haben Mütter große Veränderungen zu verarbeiten, ihr Körper muss sich von der Geburt erholen. Hormonelle Umstellungen und mangelnder Schlaf machen Frauen in der Wochenbett-Zeit sensibel. Die Partner stehen oft hilflos daneben, die Herausforderungen für die Beziehung sind groß.
Astrid Di Bella begleitet die Sensibilisierungskampagne „MutterNacht“ heuer zum achten Mal als Projektleiterin: „Wir spüren den versteckten Tabus rund um die Geburt nach“, sagt sie. Es gehe um gesellschaftliche Vorstellungen rund um das Gebären, um das Stillen, um den perfekten Körper. Beleuchtet werden sollen auch Einsamkeit in der Paarbeziehung, Überforderungen mit dem Neugeborenen und traditionelle Rollenzuteilungen, die die Paare einholen. Vieles wird an soeben gewordene Eltern herangetragen, von diesen als „normal“ übernommen. Oft vergessen sie dabei auf das eigene Wohl. Doch bei unterschiedlichen Herausforderungen gibt es Unterstützungsangebote, die häufig nicht oder erst spät in Anspruch genommen werden. Da sind unter anderem Hebammen und PsychologInnen, FachberaterInnen der Emotionellen Erste Hilfe, Doulas und Projekte wie „Frühe Hilfen“zu nennen.
Teil der Kampagne MutterNacht 2022 unter dem Titel „Mutterseelenallein“ ist auch heuer wieder ein Buch, das Geschichten und Erfahrungsberichte von Müttern und Vätern aufgreift. Die Geschichtensammlung soll Lesenden sichtbar machen, dass sie nicht allein sind und dass es Unterstützung gibt. Tabus sollen aufgebrochen und manches „Normale“ als Vorurteil oder gesellschaftliche Zuschreibung und vor allem als verbesserungswürdig entlarvt werden. Betroffene sind eingeladen, bis 11. März 2022 von ihren persönlichen Momenten der Einsamkeit oder Überforderung zu berichten und den Text per Mail an mutternacht@hdf.it zu senden. Jede Textgattung in deutscher und italienischer Sprache ist zugelassen und sollte nicht länger als 8.000 Zeichen sein. Falls gewünscht, kann der Text auch anonym eingereicht werden.
Quelle: Haus der Familie/redSupport BARFUSS!
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