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Veröffentlicht
am 02.11.2021
Quelle

Kunst und Religion im Dialog

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Der Südtiroler Künstlerbund hat 2019 gemeinsam mit der Katholischen Männerbewegung und in Zusammenarbeit mit der Katholischen Frauenbewegung und Südtirols Katholischer Jugend einen Kunstwettbewerb ausgeschrieben, um Kunstschaffende mit Gott zu befassen. Der Zuspruch war überwältigend. 177 Künstler/innen haben sich mit spannenden Zugängen beteiligt. Beim Cusanus.Dialog mit zwei Dutzend Interessierten ging es um die Klärung der Fragen, was sich Kunst und Religion heute noch zu sagen haben, in welchen Formen sich Künster/innen mit ihrer Kreativität dem Göttlichen anähern und ob Wege der Kunst auch Wege zu Gott sind. Mehr als 60 Fotos der Wettbewerbs-Werke können bis 25. November in der Cusanus-Akademie besichtigt werden.

Früher war die Kirche Hauptauftraggeberin für Kunst. Diese Symbiose hat sich im vergangenen Jahrhundert aufgelöst. Künstler/innen sind autonom geworden, Kunst und Religion haben sich entfremdet. Ausgehend von den Erfahrungen zum Künstlerwettbewerb im Jahr 2019 diskutierten Lisa Trockner vom Südtiroler Künstlerbund und Hannes Rechenmacher von der Katholischen Männerbewegung beim Cusanus-Dialog am 28. Oktober mit den beiden Künstler/innen Mirijam Heiler und Arnold Mario Dall’O aus Bozen. Mit ihnen am Podium saßen die Autorin zur theologischen Botschaft des Fastentuchs von St. Jakob Verena Niederegger Senoner aus St. Ulrich und der Direktor der Hofburg Brixen Peter Schwienbacher. Beide gehörten neben Eva Gratl, Micha Flesch und Lisa Trockner der fünfköpfigen Jury an, die aus 177 Werken neun Siegerprojekte gekürt hat. Die Werke von Mirijam Heiler und Arnold Mario Dall’O gehören zu den neun preisgekrönten.

Jurymitglied Verena Niederegger Senoner erzählte von der großen Freude der Veranstalter/innen auf den Zuspruch der Künstler/innen hin. Es sei für die Jury herausfordernd gewesen, Auswahlkriterien zu entwickeln. Auf die neun Erstplatzierten habe man sich schnell einigen können. Hannes Rechenmacher von der Katholischen Männerbewegung kündigte an, die künstlerischen Werke nicht nur auszustellen, sondern sie auch in einem pädagogischen Koffer zu bündeln, um sie jungen Menschen unter anderem bei der Firmvorbereitung zugänglich zu machen. Die Künstlerin Mirijam Heiler verwies darauf, dass Kunst und Kirche sich auf Augenhöhe begegnen sollten, auch weil sie sich vielfach mit denselben Themen wie Menschenwürde, Gerechtigkeit, Glaube, Tod oder Leid beschäftigen. Kitsch ist für Mirijam Heiler Schönheit minus Wahrheit. Der Künstler Arnold Mario Dall’O betonte beim Cusanus.Dialog, dass die Pole Kunst und Kirche sich berühren. Er findet es gut, wenn beide auf ihren Grundsätzen beharren. Die Kirche, sagte er, wähle heute oft das Abstrakte, weil das alles und nichts sein kann. Leere Kirchen mit nur wenigen künstlerischen Elementen würden bevorzugt. Damit nehme man den Kirchen ihren Charakter und mache sie zu Meditationsräumen. Dall’O sprach auch vom fehlenden Mut, zum Beispiel zu figürlicher Kunst. Lisa Trockner betonte als Geschäftsführerin des Südtiroler Künstlerbundes, dass Künstler/innen sehr wohl bereit seien, religiöse Themen umzusetzen und bedauerte, dass zeitgenössische Kunst in Kirchen nicht gezeigt werde. Peter Schwienbacher unterstrich, dass der Südtiroler Künstlerbund bei allen Um- und Neugestaltungen dabeisei und ergänzte, dass jemand, der/die Kunst für Kirchen mache, sich „auskennen“ müsse. Eine Teilnehmerin aus dem Publikum meinte, dass Spiritualität auch in der Kunst ihren Ausdruck finden und durch Ausstellungen außerhalb von Kirchen Spiritualität zu den Menschen gebracht werden könne.

Mehr als 60 Fotos der 177 eingereichten Werke können samt Angaben zu den Künstler/innen von Montag bis Samstag jeweils von 8.30 bis 17.30 Uhr und sonntags von 8 bis 12.30 Uhr in der Cusanus-Akademie in Brixen besichtigt werden.

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Die neun Prämierten:

Martina Stuflesser macht durch das Heften von unzähligen Nadeln auf blauem Schurzstoff „Das Kreuz“ sichtbar. Hubert Kostner zeigt sieben Objekte aus seinem Holzfiguren-Konzept „Polychromos“. Mirijam Heiler erarbeitet malerisch eine Neuinterpretation von Kirchenfenstern. Arnold Mario Dall ́O spielt mit visuellen Ausblendungen in Form von Wackelbildern. „Mission“ ist eine drei Meter hohe Rakete mit Kreuzsymbol von Bosko Gastager und dem Kollektiv Experimental Setup. Marion Linke ist mit sechs Röntgenbildern, die „Unsichtbares sichtbar machen“, vertreten, Ruben Alexander Müller mit einer großformatigen Malerei mit dem Titel „Lammträger II“. Otto Scherer schafft in neun Schritten die Verwandlung „Von der Kaaba zum Kreuz und umgekehrt“. Alexander Voß stellt einen „Prozessionsweg aus geschnittenen Glasscheiben“ mit fünf Stationen dar.

Text: Maria Lobis

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