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Wassernotstand, das Unglück an der Marmolata, unzählige Waldbrände und ein Juli mit zwei bis drei Grad Celsius über den langjährigen Durchschnitt. Die negativen Folgen der Erderwärmung sind auch in Südtirol nicht mehr zu leugnen. Trotzdem lässt ein umfassender und verbindlicher Klimaplan der Landesregierung weiterhin auf sich warten, so die Vereinigungen.
Die Landesregierung hatte 2019 angekündigt den Klimaplan zu überarbeiten, weil seit der letzten Version von 2011 sich Erderwärmung und internationale Vereinbarungen (das 1,5 Grad-Ziel von Paris) entscheidend verändert haben. Im Entwurf des überarbeiteten Klimaplans wird festgestellt, dass Südtirol seine bisher selbst gesteckten Ziele nicht erreicht hat. Bis Ende 2021 konnten alle Menschen in Südtirol über eine Internetseite ihre Vorschläge zum Klimaplan einbringen, im Februar 2022 setzt die Landesregierung eine Expert*innen-Gruppe ein. Dann wurde es recht still um Südtirols Klimaplan. Für die Sustainability Days im September ist ein erster allgemeiner Teil des Dokuments angekündigt. Climate Action, Dachverband für Natur- und Umweltschutz, Fridays for Future und Klima Club Südtirol fordern daher die Landesregierung auf endlich zu handeln.
Mut und Zuversicht vermitteln
„Wir brauchen so schnell wir möglich einen Klimaplan, der verbindliche und umfassende Maßnahmen in allen Bereichen enthält“, so Zeno Oberkofler von Fridays for Future. Der Plan müsse der Radikalität der Krise, in der wir uns befinden, gerecht werden. „Bei der Vorstellung des Entwurfs des Plans hat uns eine große Enttäuschung gepackt. Jetzt erwarten wir uns, dass durch einen ambitionierten und gut strukturierten Plan wieder Zuversicht in unsere Zukunft und Vertrauen in die Politik entsteht“, so Oberkofler.
Ein Klima-Sekretariat für die Landesverwaltung
Damit der Klimaplan kein toter Buchstabe bleibt, muss die Landesverwaltung mit ausgewiesenen zusätzlichen Expert*innen ausgestattet werden. „Wir fordern ein eigenes Klima-Sekretariat mit mindestens zehn Personen zur Umsetzung und Evaluierung aller Maßnahmen“, so Ruth Heidingsfelder von Climate Action. Das Klima-Sekretariat müsse unter anderem Gesetze, Verordnungen, Pläne und Projekte auf ihre Klimaverträglichkeit überprüfen sowie alle Menschen in Südtirol über den Klimawandel aufklären. „Climate Action ist bereit seinen Teil bei der Sensibilisierung von Jung und Alt zu übernehmen und arbeitet bereits an einer mehrjährigen Kampagne“, so Heidingsfelder.
Ja zur Sonne, nein zur Kernenergie
Der Klimaschutz gelingt dann, wenn Öl und Gas im Boden bleiben. „Südtirol muss heute das Datum festlegen, ab wann keine fossilen Brennstoffe mehr verbrannt werden“, fordert Thomas Egger vom Klima Club. Die Politik und Energieerzeuger setzten – obwohl die physikalischen Zusammenhänge hinreichend bekannt sind – weiterhin auf fossile Brennstoffe, wie das „Ökogas“ von Alperia. Stattdessen müssen die erneuerbaren Energien, allen voran die Photovoltaik, auch in Südtirol massiv ausgebaut werden. „Kurzfristig braucht Südtirol auch einen klaren Plan, wo wie viel Strom und Gas gespart werden kann, um die aktuelle Krise ökologisch und sozial abzufedern“, so Egger.
Es gibt viel zu tun: packen wir es jetzt an!
„Ein verzögerter Klimaplan ist keine Freischein für Nichtstun“, so Madeleine Rohrer vom Dachverband für Natur- und Umweltschutz. Die Gemeinden haben mit dem Gemeindeentwicklungsprogramm heute schon ein Instrument in der Hand, Energie zu sparen und die Dörfer und Städte fit für den Klimawandel zu machen. Zum Beispiel: Ausbau von Fuß- und Radwegen sowie elektrisches Car-Sharing, Sanierung bestehender Gebäude und Bauen mit Holz, Anpassung der Straßen und Plätze an Hitzewellen und Starkregen durch Bäume und Sträucher. Und auch die Landesregierung ist heute schon gefordert. Nicht mehr zeitgemäß sind der Ankauf von Diesel-Bussen, der Ausbau von Skigebieten oder die öffentliche Finanzierung touristischer Attraktionen wie die Seilbahn Tiers. „Der Klimawandel ist eine ökologische und auch eine soziale Herausforderung. Umso schneller und kohärenter die Politik heute handelt, umso gerechter und friedlicher meistert Südtirol diese Krise“, so Rohrer.
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