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Nach einer Impfung und Infektion bilden sich neutralisierende Antikörper, darunter etwa Immunglobulin A. Diese Antikörper sind unsere erste COVID-19-Abwehrlinie in der Nasenschleimhaut. Die Omikron-Subtypen BA.4 und BA.5 sind ansteckender als frühere Varianten und entgehen eher diesen neutralisierenden Antikörpern. Daher kommt es häufiger zu leichten Infektionen der oberen Atemwege. „In der aktuellen Corona-Sommerwelle stehen die leichten Infektionsverläufe im Vordergrund“, erklärt Wiedermann.
„Hier ist die 4. Impfdosis ratsam. Sie verbessert nach wenigen Tagen die für leichte Infektionen wichtigen Antikörperspiegel, die von BA.4 und BA.5 zwar besser umgangen werden, sie aber in Summe doch nicht ganz unbeeinträchtigt lassen“, so Prof. Wiedermann. Antikörper und zelluläre Immunität sind nicht bei allen Menschen gleich gut ausgeprägt. Diese Immunstärke nimmt mit zunehmendem Alter ab und ist bei chronischen Erkrankungen (Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz und Folgen eines Herzinfarkts, Lungenerkrankungen, Niereninsuffizienz, Tumorerkrankungen, Leberkrankheiten und schwere neurologische Leiden), bei Behandlungen, die das Immunsystem beeinflussen, sowie bei anderen Risikofaktoren schwächer (darunter auch das Übergewicht). „Es kann gut sein, dass sich jüngere Personen mit guter Immunantwort nach der 4. Impfung genauso oft anstecken wie nach nur einer Auffrischungsimpfung. Das ist auch der Grund für die nach Risiko abgestufte Empfehlung der Gesundheitsbehörden.“
Unsere Immunität wächst sowohl durch natürliche Infektionen als auch durch Impfungen. So bieten Zweifach-Impfstoffe (beispielsweise jene von AstraZeneca, Pfizer und Moderna) bei den Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 nach wie vor einen hohen Schutz vor schweren Erkrankungen. „Angesichts der Virusentwicklung ist heute allerdings davon auszugehen, dass „vollimmunisiert“ nur ist, wer zusätzlich zum Zweifach-Impfstoff auch eine Auffrischungsdosis – also zumindest einen Booster – erhalten hat. Tatsache ist, dass viele Menschen in Südtirol die dritte Dosis noch nicht erhalten haben“, erläutert Prof. Christian Wiedermann, Wissenschaftler am Institut für Allgemeinmedizin. „Durch die Impfung werden sowohl die Antikörperspiegel als auch die zelluläre Immunität wieder angehoben und damit der sofortige Schutz gegen leichte Infektionen mit Omikron wie auch der Schutz vor schweren Infektionen, vor denen wir uns vor allem in der kälteren Jahreszeit in Acht nehmen müssen“, führt Wiedermann aus.
Eine 4. Impfung im Sommer könne einer zu erwartenden Corona-Herbstwelle vorbeugen. „Die Vorbeugung ist darauf zurückzuführen, dass die T-Zell-Immunität der Impfstoffe bei allen Varianten von Alpha bis Omikron erhalten bleibt. T-Zellen sind wichtig für das Bekämpfen von Krankheitserregern. Sie vermehren sich als Reaktion auf ein Stück des Virus spezifisch und tragen wegen des immunologischen Gedächtnisses auch nach Monaten dazu bei, dass Zellen den Erreger direkt angreifen“, unterstreicht Wiedermann. Bei einer Impfung wird die Anzahl der Antikörper nur zeitweilig erhöht.
„Es ist daher wichtig, dass die Auffrischungsimpfung so verabreicht wird, dass die maximal mögliche Antikörperproduktion erreicht wird und keine „Impflücke“ entsteht. Deswegen sind derzeit 120 Tage empfohlen“, so Wiedermann. Bis Herbst sollen die Impfstoffe an BA.4 und BA.5 angepasst werden. „Ein Impfstoff, der spezifisch die Antikörper gegen BA.5 erhöht, dürfte als Auffrischungsimpfung besonders für Personen mit geschwächtem Immunsystem oder ältere Menschen mit mehreren Erkrankungen wichtig sein, um auch leichtere Infektionen zu verhindern“, stellt Wiedermann klar.
Quelle: Institut für Allgemeinmedizin und Public Health/redSupport BARFUSS!
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