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Veröffentlicht
am 26.11.2021
Quelle
Frauenhausdienst Brixen/red

“Hinsehen, hinhören, handeln”

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am 26.11.2021
Quelle
Frauenhausdienst Brixen/red
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Zu Beginn der Veranstaltung in der Stadtbibliothek Brixen wurde ein Ausschnitt aus dem Film „8 Frauen, 8 Geschichten, 8 Realitäten“ von der Organisation „Es geat di a un – tocca a te“ gezeigt. Acht Frauen erzählten dabei von ihren Erfahrungen mit häuslicher Gewalt und den harten Weg hinaus: https://youtu.be/OTJqCM4wW50

Als Tabuthema, als Lappalie wird das Thema häusliche Gewalt oftmals bezeichnet. Es wird weggesehen und ignoriert. Betroffene aber leiden – und auch ihre Kinder. „Frauen trauen sich oftmals nicht das Thema in der Öffentlichkeit anzusprechen, sich Hilfe zu holen. Das Thema wird nach wie vor tabuisiert, obwohl in den vergangenen Jahren viel Sensibilisierungsarbeit geleistet wurde. Den Frauen muss Mut gemacht werden, sie sind nicht selbst schuld. Deshalb müssen wir auch die Männer miteinbeziehen, nicht nur die Frauen. Auch wenn sich die Frauen trennen, können Männer als Wiederholungstäter auftreten. Eine ganzheitliche Beratung muss stattfinden”, sagte die Psychologin Barbara Ebetsberger, eine der Diskussionteilnehmer*innen.

Was die weiteren Teilnehmer*innen sagten in aller Kürze:

Walter Baumgartner: Genau solche Kampagnen und Aktionen, wie diese des Frauenhausdienstes, tragen dazu bei, dass das Thema in der Gesellschaft ankommt und wahrgenommen wird. Die Gemeinden können dazu beitragen, aber auch die Vereine. Es braucht Zivilcourage, um auf die Frauen zuzugehen. Wenn man über das Thema informiert, auch bereits Jugendliche in den Vereinen, dann setzt man Schritte in die richtige Richtung.

Carmen Plaseller: Das Thema ist sehr vielschichtig, es gehört aber entstaubt. Ich glaube, man muss hierfür einige Generationen zurückgehen. Gewalt gehörte früher, auch aufgrund des Krieges, zum Alltag. Diese Traumata sind noch nie aufgearbeitet worden und stecken den Menschen, die das miterlebt haben, noch in den Knochen. Informieren und vernetzen – das ist die Botschaft. Wir sind in Südtirol sehr stark im präventiven Bereich tätig, das Frauenhaus aber erlebt das Ende der Kette – es muss beides funktionieren. Wir Politiker*innen brauchen einen Handzettel, damit wir wissen, was zu tun ist, wenn Frauen in diesen Situationen in der Gemeindestube vorsprechen, wenn man mitbekommt, dass jemand im Ort in dieser Situation ist. Man weiß dann gleich, wie man helfen kann.

Esther Ausserhofer: Die Unternehmer*innen erreichen sehr viele Menschen. Auch sie müssen informieren und hinsehen. Frauen, die häusliche Gewalt erleben, sollten keine Scheu davor haben, sich beim Arbeitgeber zu melden. Dieser muss handeln – und wissen wie. Häusliche Gewalt soll bei internen Schulungen, bei Vorträgen angesprochen werden – jeder Mensch muss wissen, auf was er achten und wie er reagieren soll. Denn das ist schlichtweg unsere Pflicht.

Matthias Oberbacher: Wie erreichen wir Menschen, die noch nicht auf dieses Thema sensibel reagieren? Vernetzen ist der erste Schritt. Die Männer erreichen, der Zweite. Das Thema muss an Orten, an denen sich Männer treffen, wie etwa die Feuerwehr, der Fußballverein oder der Stammtisch, aktiv platziert werden. Männer müssen Männern sagen, dass frauenfeindliche Sprüche fehl am Platz sind – auch das ist Zivilcourage.

Barbara Wielander: Auch die Familie, die Bekannten, die Verwandten, die Nachbarn müssen hinsehen und handeln. Frauen isolieren sich, brechen den Kontakt mit der Familie ab. Auch muss man hartnäckig bleiben und zeigen, dass es einen Ausweg aus dieser Situation gibt. Es braucht Kraft, es braucht Mut, es braucht Durchhaltevermögen und es braucht Menschen, die an einen glauben und da sind – dann ist ein Neuanfang möglich.

Auch Brixens Bürgermeister Peter Brunner meldet sich aus dem Publikum zu Wort: „Es muss unbürokratisch geholfen werden: Wir bemühen uns, Wohnungen zu finden, in denen die Frauen unterkommen können. Aber auch regelmäßige Treffen mit der Politik fände ich sinnvoll, um eine Bestandsaufnahme zu machen und zu monitorieren. Wir sind hier alle gefordert.

Gemeinsam wurden im Rahmen der Podiumsdiskussion Ideenvorschläge gesammelt, die in Zukunft umgesetzt werden müssen, um häuslicher Gewalt entgegenzuwirken. Der Frauenhausdienst Brixen wird diese Ideen nun nutzen, um sie Punkt für Punkt, gemeinsam mit Vertretern aus den verschiedensten Branchen, umzusetzen. Denn nur durch Sensibilisierung und Information können wir weitere Opfer häuslicher Gewalt vermeiden. Die Vernetzung mit Bildungsinstitutionen, Politik und Vereinen vor Ort ist dabei von zentraler Bedeutung, um dem Thema die nötige Präsenz zu geben und Veränderung zu schaffen.

Quelle: Frauenhausdienst Brixen/red

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