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Veröffentlicht
am 15.12.2021
Quelle
lpa/red

Hellorange für Sommerhalbjahreswachstum des Arbeitsmarktes

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am 15.12.2021
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lpa/red
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Die Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt hat den Arbeitsmarktbericht Südtirol 2021/2 vorgelegt. Für den Zeitraum von Mai bis Oktober 2021 hat sie im Vergleich zum Vorjahr einen Rekordzuwachs von 4,3 Prozent an Beschäftigten nachgewiesen. Noch nie in den vorhergehenden 23 Sommerhalbjahren war die Zahl der Beschäftigten in einem Jahr stärker gewachsen. Vergleicht man die Werte allerdings mit dem Vorpandemiezeitraum Mai-Oktober 2019, so macht das Plus nur 0,2 Prozent aus bei einem Minus von 3,3 Prozent im Gastgewerbe. Das Wachstum liegt daher im orangen Bereich.

Landesrat Philipp Achammer und der Direktor der Landesabteilung Arbeit, Stefan Luther, haben heute (13. Dezember) im Landhaus in Bozen die Daten und Zahlen des jüngsten Arbeitsmarktberichts vorgestellt. Der Bericht liefert Antworten auf die Frage, ob die pandemiebedingten Beschäftigungsverluste – bezogen auf die abhängigen Arbeitsverhältnisse – aufgeholt wurden und eine Rückkehr zur Normalität geglückt ist. Zu diesem Zweck wurden die aktuellen Daten erstmals nicht mit jenen des Vorjahreszeitraums verglichen, sondern mit dem Vorpandemiezeitraum 2019. Nach den Worten von Landesrat Achammer wurde “die Normalität, das Beschäftigungsniveau der Vorpandemiezeit, fast überall erreicht”. Das Wachstum – nicht das Niveau des Arbeitsmarktes – liege unter dem, das bis 2019 üblich war. Der Landesrat verwies darauf, dass sich die Arbeitslosigkeit fast auf dem 2019-Niveau befinde, Problemgruppen allerdings nicht von der Arbeitskräftenachfrage profitiert hätten. “Besonderes Augenmerk muss älteren Arbeitslosen und Langzeitarbeitslosen gelten sowie befristeten Arbeitnehmenden”, forderte der Landesrat. Letztere seien die Verlierer der Pandemiezeit. Landesrat Achammer betonte auch, dass der “Fachkräftemangel Südtirol voll erfasst hat”. Daher sei auch angesichts der demografischen Entwicklung “langfristig eine qualifizierte Zuwanderung nötig, wenn wir das Niveau an Produktions- und Dienstleistungen halten wollen”.

Der Landesrat zeigt auf, dass der Südtiroler Arbeitsmarkt zweigeteilt sei: Während sich die nicht saisongebundenen Bereiche sehr solide zeigten, sei der Start im Tourismus holprig erfolgt. Beschäftigte und Saisonniers seien von der Krise besonders betroffen: “Der Tourismus ist in der Vergangenheit kontinuierlich gewachsen und hat Sicherheit geboten. Nun fehlt es an Fachkräften am Arbeitsmarkt.” Achammer berichtete auch, dass die traditionelle Lehre einen Rückgang von 3,1 Prozent im Vergleich zum Sommerhalbjahr 2019 verzeichnet habe. Aber man sei dabei, das System entscheidend zu stärken.

Ins Detail ging Abteilungsdirektor Luther. Er bekräftigte, dass im Sommerhalbjahr 2021 in fast allen Bereichen das Beschäftigungsniveau des vorpandemischen Sommerhalbjahres 2019 erreicht wurde. Der Zuwachs von 0,2 Prozent bei den abhängig Beschäftigten gegenüber 2019 liege unter dem langjährigen Schnitt und die Erholung erfolge zögerlicher als noch in den Jahren 2012 und 2013. “Um langfristig das Gleichgewicht zu sichern, bedarf es eines Wachstums von einem Prozent”, sagte Luther. Liege der Wert unter einem Prozent, so sei das zu wenig. Daher zeige der Zeiger des Barometers auf Orange, auch wenn im Vergleich mit dem Sommerhalbjahr 2020 ein Rekordwachstum von 4,3 Prozent verzeichnet wurde.

Die Arbeitsmarktdaten zeigen, dass die Auswirkungen der Pandemie vor allem von befristet Beschäftigten getragen werden. Im Vergleich zu 2019 hat die Anzahl der Befristungen um 4,5 Prozent abgenommen; bereinigt um Tourismus und Landwirtschaft um 1,5 Prozent. Den Anstieg der unbefristeten Verträge um 2,0 Prozent (+3129) in den meisten Sektoren führt Luther auf das staatliche “Dekret der Arbeitswürde” (Decreto Dignità) zurück, deren Wirkung allerdings auslaufe. “Die Arbeitsmarktbeobachtung des Landes wird in den nächsten Monaten erheben, was es mit dem vermuteten Corona-Effekt zugunsten unbefristeter Verträge auf sich hat”, kündigte Luther an.

Die ersten Daten des Winterhalbjahres (November und die ersten Tage im Dezember 2021) zeigen, dass sich die Situation auf dem Südtiroler Arbeitsmarkt weiterhin “normalisiert”. Das Beschäftigungsniveau liegt über jenem des Jahres 2019; dies gilt auch für die Beherbergung und die Gastronomie. “Die verlängerte Herbsturlaubssaison beschert zum Beispiel dem Passeiertal im November über 150 Arbeitsplätze mehr als im Jahr 2019”, zeigte Abteilungsdirektor Luther auf. In den vergangenen zehn Jahren sind im November im Passeier 470 Plätze dazugekommen (von 290 auf 760).

Dies bedeute auch, dass sich die bekannten Herausforderungen neu stellten: Arbeitskräftemangel und Fachkräftemangel bei gleichzeitiger Arbeitslosigkeit. In diesem Zusammenhang wies Luther darauf hin, dass bereits seit Jahren eine bemerkenswerte Dynamik von Arbeitsplatzwechsel nachweisbar sei. Bisher lasse sich auf dem Arbeitsmarkt allerdings keine weitere Intensivierung der Mobilität zwischen Sektoren feststellen. Was allerdings zuträfe und Arbeitgebende sehr wohl spürten, sei die Verknappung des wohnhaften Arbeitskräftepotenzials. “Wir können davon ausgehen, dass die aktive Arbeitsmarktpolitik stark gefordert sein wird, Betriebe mit qualifizierten Arbeitskräften – auch aus dem Bestand der ehemals Arbeitslosen – ausreichend zu versorgen”, betonte Luther.

Abschließend wies Landesrat Achammer auf die besonderen Herausforderungen hin, die im Zusammenhang mit der “Beschäftigungsfähigkeitsgarantie” (GOL: Garanzia di Occupabilità dei Lavoratori) auf Südtirol zukommen. Dieses Maßnahmenbündel, das Italien für alle Arbeitsmarktverwaltungen der Regionen und autonomen Provinzen verpflichtend vorschreibt, bedeutet für die Südtiroler Arbeitsmarktverwaltung eine beträchtliche Herausforderung. “Aktive Arbeitsmarktpolitik ist alternativlos”, sagte der Landesrat mit Verweis auf das von der Landesregierung genehmigte Strategiedokument “Aktive Arbeitsmarktpolitik 2020-24”, das “nun Schritt für Schritt umgesetzt” werde. Darin bekennen sich Landesregierung wie Sozialpartner zum Vorrang aktiv-gestaltender Instrumente und räumen diesen den Vorrang ein, wie beispielsweise der Stärkung der Arbeitsvermittlung und dem Aufbau eines Arbeitgeberservice. Nur so könne den ganz besonderen Südtiroler Arbeitsmarktproblemen begegnet werden, unterstrich der Landesrat.

Quelle: lpa/red

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