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Ein Jahr im Amt der geistlichen Assistentin im KFS: Wie geht es Ihnen damit?
Sehr gut. Es ist ein zeitintensives Amt, aber eine große Bereicherung. Ich durfte in diesem Jahr ganz wunderbare Menschen kennenlernen und habe viele gute Momente erlebt.
Was sind die häufigsten Fragen und Themen, mit denen Sie konfrontiert werden?
Das ist ganz unterschiedlich. Ich bekomme oft Anfragen zu Texten und Gestaltungselementen für Hl. Messen und kirchliche Feiern, ich wurde aber auch in meiner Eigenschaft als systemische Beraterin zu Lebensthemen und in Konfliktsituationen um Hilfe gefragt.
Woraus schöpfen Sie die Kraft und wie machen Sie das, den Menschen in den schwierigen Momenten eines Todesfalls und der damit verbundenen kirchlichen Begräbnisfeier beizustehen?
In erster Linie schöpfe ich Kraft aus meinem Glauben. Mein Gottesbild ist das eines liebenden Vaters, der uns vor allem in schwierigen Situationen beisteht und uns gerade dann nicht allein lässt. Die Botschaft des ewigen Lebens ist für mich zentral und ich bin überzeugt davon, dass genau sie den Menschen Hoffnung und Zuversicht geben kann. Da ich mich im Laufe meines Lebens viel und oft mit dem Tod beschäftigt habe, trete ich auch der Trauer ohne Berührungsängste entgegen. Dadurch, dass ich mich empathisch auf trauernde Menschen einlassen kann, finde ich einen guten Zugang zur jeweiligen Situation.
Welches sind für Sie persönlich die drei wichtigsten Werte, für die Sie brennen?
Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Toleranz.
Wertehaltung als wichtige Stütze der Gesellschaft: Wie kann für mehr Rücksicht, Respekt und gegenseitiges Verständnis plädiert werden?
Indem man versucht, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Indem man sich in Toleranz und Akzeptanz übt und anerkennt, dass Menschen eben ganz verschieden sind und ihr Leben auch ganz verschieden gestalten. Solange jemand weder sich selbst noch anderen schadet, kann und sollte das Anderssein durchaus respektiert werden.
Sind Sie selbst ein Familienmensch? Wie gehen Sie persönlich mit dem Kinderwunsch um?
Oh ja! Meine Ehe ist kinderlos geblieben, dafür genießen wir umso mehr unsere Neffen und Nichten. Die Kinderlosigkeit habe ich nie als Bürde empfunden – im Gegenteil: Gott hat für mich einen anderen Platz vorgesehen und er hat mir andere Berufungen und Fähigkeiten gegeben. Meine ehrenamtlichen Tätigkeiten, in denen ich aufgehe, wären sonst wahrscheinlich nicht möglich gewesen.
Wie kann Kindern und Jugendlichen der Bezug zu Gott, Religion vermittelt werden?
Durch authentische Vorbilder, durch konkreten Lebensbezug des Glaubens zum Alltag und durch eine einfache und bildhafte Sprache. Durch viele wertvolle Rituale und Bräuche und vor allem dadurch, dass man versucht, den Glauben als Bereicherung und Mehrwert im Leben zu verstehen. Gott und Religion sind kein Hemmschuh, sondern eine Öffnung hin zur Freiheit.
Ist beten heute noch wichtig, möglich, wie lernbar?
Das Gebet kann eine große Unterstützung sein und hiermit meine ich nicht nur das fromme oder vorformulierte Gebet, sondern auch das Klage- und vor allem das Dankgebet. Lernbar? Ich würde sagen: wage den Versuch, gib nicht gleich auf und schau, was mit dir und deinem Leben passiert.
Hat der KFS Chancen, den Wirren, Kritiken und Anfeindungen rund ums Thema Kirche standzuhalten und (wie) zu überleben?
Auch wenn das nicht gerne gehört wird, aber manchmal muss man Kirche und Glauben auch getrennt und differenziert betrachten. Und wenn man mit der Kirche nicht immer einer Meinung ist, dann heißt das noch lange nicht, dass deshalb der Glauben und Gott gleich über den Haufen geworfen werden müssen, oder? Deshalb sage ich: ja, der KFS überlebt das!
Wofür steht das „K“ in der Bezeichnung des Katholischen Familienverbandes Südtirol?
Das „K“ ist ein Statement, welches besagt, was dem Verband wichtig und wertvoll ist: so steht das „K“ für christlich katholische Werte wie Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Respekt, Hoffnung, Nächstenliebe und ein gutes Miteinander. Es steht für Tradition und Bräuche, aber auch für Sinn, Orientierung und Halt.
„Vielfalt Familie“ hat sich der Katholische Familienverband auf die Fahnen geschrieben. Was ist darunter zu verstehen und wie geht der KFS damit um?
Artikel 3 der Statuten des KFS besagt: „Angesprochen werden alle Formen von Familie, insbesondere Eltern und Kinder, Ehepaare, alleinerziehende Männer und Frauen, nichteheliche Lebensgemeinschaften, Getrennte/Geschiedene, Großeltern sowie Senioren und Jugendliche.“ Mit dieser Formulierung wird eigentlich niemand ausgeschlossen.
Blick in die Zukunft: Wo sehen Sie sich bzw. den KFS im Jahr 2030?
So Gott will, sehe ich mich immer noch beim KFS und in meinen ehrenamtlichen Tätigkeiten aktiv. Der KFS, der sehr bestrebt ist, sich in verschiedenster Hinsicht weiter zu entwickeln und sozusagen up to date sein und zu bleiben, wird mit einer noch größeren Anzahl von Mitgliedern dastehen. Familie kommt nämlich nicht außer Mode, sondern sie wird auch in Zukunft mehr denn je wichtig sein.
Interview: Beatrix Unterhofer
Quelle:Support BARFUSS!
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