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Ariel Trettel will mit seinen Hanfflaggen am Fahnenmast am Bunker 23 in Tarsch und im Kasernenareal in Schlanders dafür sorgen, den Rohstoff Hanf nicht, außer Acht zu lassen.
Ein Band, ein Tuch, ein Schal, ein Schuh, eine Flagge, eine Fahne, eine Tasche, ein Hut, eine Decke, eine Schallschutzwand, ein Haus oder ein schönes Blatt Papier: zu all dem kann das Rohmaterial Hanf verarbeitet werden. Wie Lein ist auch Hanf in den Alpen eine jener Pflanzen, die seit Jahrtausenden verwendet werden. Die Skythen brachten die faserstarke Pflanze mit ihren vielen Möglichkeiten von Asien nach Europa, in China und Persien wurde Hanf vor 12.000 Jahren bereits angebaut. Die Araber trugen die afrikanische Variante bis nach Spanien, die Römer führten seinetwegen Kriege, Gutenberg druckte seine erste Bibel auf Hanfpapier und Levi Strauss fertigte daraus seine erste Jeans. Jahrtausende von Jahren bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war es die weltweit wohl am häufigsten angebaute Nutzpflanze. Wer arm war, trug Kleidung aus Hanf – oder zog auch einmal an einem Pfeifchen, um die Kraft seiner Blüten zu nutzen. Gegen Gichtanfälle und Geistesabwesenheit soll der Stoff, der in den Blüten stecken kann, ebenso geholfen haben.
Die helle Mähne verkündet die Botschaft ihrer kulturellen Erfolgsgeschichte. Als Fahne gehisst, verdichtet sich diese Bedeutung. Befindet sich doch die Hanf-Fahne unübersehbar auf der Plattform des Friedens des Bunkers 23. Sie weht für ihre bewegte Historie, für das kollektive Vergessen ihrer Möglichkeiten im Rahmen neuer Technologien und Materialien, für ihre Wiederentdeckung als Rohstoff, auch hier und heute – und damit für jenen Kreislauf, dem wir unterworfen sind. Und den wir dennoch, wenn wir wollen, mitgestalten können.
Ariel Trettel lässt nicht nur die Erinnerung an das Kulturgut Hanf wehen. Der blonde Schweif streift unsere eigenen Fasern; macht uns bewusst, wie auch Orte und Gebäude verwandelt werden können, ohne ihre Geschichte zu vergessen, regt an, sie mitzunehmen in das Hier und Jetzt, ohne sie zu zerstören. Sei es das Kasernenareal in Schlanders, wo aus einem der Gebäude die blonden Fasern bereits aus dem Fenster lugten, sei es der Bunker 23 in Tartsch. Es weht das Bewusstsein, sich die vielfältige Qualität der festen Fasern erneut vor Augen zu führen und sie in Zukunft nicht erneut zu vergessen. Nicht ohne Grund sind die Blonden Fasern nach dem Scheibenschlognsunntig, der dem Winter den Garaus machen soll, gehisst worden. Die Zeit des Säens ist gekommen.
Biografie
Ariel Trettel, geboren 1992 in Völs am Schlern. Künstler, Musiker, Mitbegründer von Shanti Powa Orchestra. Gründete mit 12 Jahren seine erste eigenen Band, besuchte an der Cademia St. Ulrich den Spezialisierungslehrgang Holzbildhauerei. Ab 2018 Assistent bei Studio C&C Albertelli/Abbaldo, Turin, 2020-2021 Meisterklasse an der Berufsfachschule für Steinbearbeitung Johannes Steinhäuser, Laas. Ab 2021 Atelier in der Kreativwerkstatt Ex-Drusus Kaserne, Organisator und Kurator verschiedener Ausstellungen.
Quelle: Fahnenmast Bunker 23/redSupport BARFUSS!
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