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Veröffentlicht
am 01.10.2021
Quelle
Caritas Gleis 7/red

Bahngleis 7 feierlich wiedereröffnet

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am 01.10.2021
Quelle
Caritas Gleis 7/red
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Der Leitgedanke von Bahngleis 7 ist auch mit dem Umzug gleichgeblieben. Es geht darum, die Gesundheit von Menschen mit Abhängigkeitsproblemen zu schützen, die körperlichen, psychischen und sozialen Schäden, die mit dem Drogenkonsum einhergehen, so gering wie möglich zu halten, den Betroffenen Lebens- und Ausstiegshilfen anzubieten und damit gleichzeitig einen Beitrag zur öffentlichen Sicherheit und Gesundheit zu leisten. Das Konzept dazu haben Fachleute aus Südtirol rund um Meinrad Mairl dem Direktor des Vereins Südtiroler Drogenhilfe gemeinsam mit in der Suchthilfe tätigen Organisationen aus dem In- und Ausland schon ab 1997 ausgearbeitet. „Damals waren die Betroffenen tagsüber völlig allein und auf sich selber gestellt. Es gab außer den Fachdiensten keine Anlaufstelle, an die sie sich wenden konnten, wenn sie einfach nur einen Platz zum Ausruhen brauchten, in einer Krisensituation ein Gespräch oder eine Beratung suchten, etwas zum Essen brauchten oder sanitäre Anlagen nutzen wollten“, erklärt Danilo Tucconi, Leiter des Caritas-Bereiches „Wohnen“. Die Landesregierung mit dem damaligen Soziallandesrat Otto Saurer unterstützte die neue Anlaufstelle und so konnte das Bahngleis 7 am 6. November 2000 eröffnet werden. Nach einer 6-monatigen Pilotphase haben die Sozialdienste Bozen das Projekt übernommen und dessen Leitung im Rahmen einer Ausschreibung im Jahr 2004 der Caritas übertragen, welche die Anlaufstelle bis heute führt.

Seit seiner Eröffnung haben 718 Frauen und Männer das Kontaktkaffee regelmäßig oder sporadisch besucht. “Die Menschen, die zu uns kommen, werden nicht zwangsläufig therapiert. Wir akzeptieren sie so, wie sie sind. Sie können den Tag hier mit uns verbringen, duschen und ihre Wäsche waschen, den mittäglichen Mensadienst nutzen, gebrauchte Spritzen abgeben und gegen neue austauschen“, erklärt Patrizia Federer, die das Bahngleis 7 seit 2004 für die Caritas leitet. Seit damals haben die Mitarbeiter fast 89.000 Mahlzeiten ausgegeben, über 129.000 sterile Spritzen-Sets zu einem günstigen Preis verkauft, fast eine halbe Million gebrauchte Spritzen fachgerecht entsorgt und über 63.000 Beratungsgespräche geführt. „In den Beratungen geht es nicht immer um große Ziele wie die Drogenfreiheit, vielmehr geht es darum, über Auswirkungen von Drogen und Konsumpraktiken aufzuklären, die das gesundheitliche Risiko so gering wie möglich halten, sagt Federer. Die Mitarbeiter erteilen aber auch Rat bei finanziellen und rechtlichen Schwierigkeiten, bei Problemen in der Familie oder am Arbeitsplatz, bei behördlichen Angelegenheiten und informieren über Therapie- und Ausstiegsmöglichkeiten.

„Viele Gäste kommen auch zu uns, um sich auszuruhen, um Atem zu holen. Hier sind sie geschützt vor den vielen Vorurteilen, die ihnen im Alltag begegnen und die ihnen sehr zusetzen.“ Sorgen bereitet Federer, dass diese Vorurteile sich immer mehr auf die gesamte soziale Situation der Betroffenen auswirken. Gerade Konsumenten, die über 40 Jahre alt und von der Abhängigkeitserkrankung gezeichnet sind, hätten es immer schwerer, sich wieder zu integrieren, auch wenn sie schon lange an Therapieprogrammen teilnehmen. „Mit ihrer Vergangenheit haben sie am Wohn- und Arbeitsmarkt kaum Chancen“, sagt Federer. Im Bahngleis 7 bieten die Mitarbeiter daher seit dem Jahr 2012 niedrigschwellige Beschäftigungsprojekte an, um langzeitarbeitslose Besucherinnen und Besucher Schritt für Schritt an eine reguläre Beschäftigung heranzuführen und ihre oft verschütteten Ressourcen wieder zu kräftigen. „Wir übernehmen Aufträge wie die Kuvertierung von Briefen, Vorbereitung der Safer-Use-Kits für den Spritzenausgabeautomaten, die Reinigung von Büros und Autos und die Pflege von Grünanlagen. Hier im neuen Sitz ist auch genug Platz, um einen Gemüsegarten anzulegen, den wir mit unseren Gästen gemeinsam gestalten können“, so die Caritas-Mitarbeiterin. Insgesamt waren die Beschäftigungsprogramme seither an 1.722 Tagen zugänglich.

Auffällig war in den vergangenen Jahren, dass sich immer mehr sehr junge Konsumenten an den Dienst wenden. „Das zeigt uns, dass wieder mehr junge Menschen zu Drogen greifen und auch schnell soziale Schwierigkeiten bekommen“, gibt Patrizia Federer zu bedenken. Neben den Einstiegsdrogen Nikotin und Alkohol, sind Cannabis, Heroin und Kokain die am häufigsten konsumierten Substanzen. Vor allem der Konsum von Kokain ist stark im Steigen begriffen. „Kokain ist verführerisch, weil es anfangs hilft, sich besser zu konzentrieren, durchzuhalten, noch mehr Leistung zu bringen und einfach gut drauf zu sein“, sagt Federer. Das hohe Suchtpotential wird dabei völlig unterschätzt. Ähnlich verhält es sich mit dem Konsum von Heroin. Viele junge Leute verkennen die Auswirkungen der Substanz. „Sie meinen, wenn sie das Heroin rauchen und nicht spritzen, seien sie noch weit von den einer Suchtproblematik entfernt. Aber das stimmt nicht“, so Federer. Es brauche daher neue, auf die Bedürfnisse und Lebenssituation der Jugendlichen abgestimmte Projekte, auch um sie besser über die Risiken des Konsums aufzuklären und die körperlichen, sozialen und seelischen Folgeschäden zu minimieren.

Die heutige Eröffnung der neuen Räumlichkeiten von Bahngleis 7, die von Don Paolo Rizzi zum Abschluss noch gesegnet wurden, fand im Rahmen der Willkommenswoche statt, an der sich verschiedene Akteure aus der gesamten Region Trentino-Südtirol beteiligen. Unter dem heurigen Motto „Von einer unterstützenden zu einer nachhaltigen Gemeinschaft“ hat die Caritas eine Reihe von frei zugänglichen Initiativen, Veranstaltungen und Präsentationen organisiert, um alternative Wege der Fürsorge für andere und für unsere Erde vorzuschlagen und der Kultur der Verschwendung von Ressourcen entgegenzuwirken.

Interessierte, die mehr über das Kontaktkaffee Bahngleis 7 erfahren möchten, können sich direkt an den Dienst am Bozner Mitterweg 2 wenden. Er ist auch unter Tel. 0471 324 536 oder b7@caritas.bz.it erreichbar.

Quelle: Caritas Gleis 7/red

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