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Carmen Waldthaler
Veröffentlicht
am 15.08.2025
MeinungFeministischer Buchtipp

Zwischen Mansplaining und Red Flags

Veröffentlicht
am 15.08.2025
Frech, wütend und zum Brüllen ehrlich: In »ICH ALS FEMINIST« bringt Lensi Schmidt den Alltagssexismus mit messerscharfem Humor auf den Punkt. Was wie eine Meckerliste klingt, ist ein feministischer Weckruf für alle, die genug vom Patriarchat im Alltagsgewand haben.
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Versteht mich nicht falsch, Jungs: Es ist super, dass ihr Feministen seid, aber was geht mich das an?

S. 13

Mit diesem Satz serviert uns Lensi Schmidt den wohl charmantesten Mittelfinger der feministischen Gegenwartsliteratur – und zieht uns damit direkt rein in ihr kluges, witziges und schonungslos ehrliches Buch »ICH ALS FEMINIST« 70 Dinge, die wir bei Männern nicht mehr ertragen können. Was sich wie eine gepflegte Meckerliste anhört, ist in Wahrheit ein manifest-gewordener Augenöffner, der zwischen Stand-up-Comedy, Tagebuch und Selbsthilfe-Buch laviert – in Pumps, mit Lippenstift, aber ohne den Hauch von patriarchalen Bullshit.

Männer und Gleichberechtigung – mein Lieblingsduo. Wie Gin und Tonic, nur dass der Tonic feministische Bücher liest und der Gin plötzlich denkt, er hätte das Patriarchat höchstpersönlich beseitigt. Herrlich, oder?

S. 146

Lensi Schmidt zählt mit überspitzter Zunge auf – und das mit einer so präzisen Mischung aus Wut, Witz und Weitblick, dass man beim Lesen gleichzeitig die Faust ballt und Tränen lacht. Ghosting? Abgehakt. Mansplaining? Endlich mal in Worte gefasst. Red Flags? Die könnt ihr nach dem Buch einfach nicht mehr übersehen. Emotionale Unverfügbarkeit? Hier bekommt sie ein eigenes Kapitel, inklusive Therapieempfehlung – für ihn, versteht sich.

Show, don’t tell, Bruder. […] Ladies, wir kennen ihn alle: Den selbsternannten Unicorn Man. […] Ah, wie süß. Ein seltenes Exemplar! Ein echter Einhorn-Hengst in freier Wildbahn. Vertraut ihm keineswegs – hier ist Vorsicht geboten, […] Männer, die wirklich anders sind, sagen dir das nicht. Die zeigen es einfach.

S. 118

Lensi Schmidt beherrscht die Kunst, bittere Wahrheiten mit einem Augenzwinkern zu servieren – ihre Ironie trifft wie ein perfekt geworfener High Heel: elegant, schmerzhaft und absolut verdient. Und trotzdem ist das Buch keine bitterböse Abrechnung mit dem „männlichen Geschlecht“, sondern vielmehr ein Handbuch für alle, die schon mal mit einem Typen zusammen waren, der sich bei „Emma“ feministisch informiert, aber trotzdem findet, dass man als Frau „einfach entspannter sein“ sollte. Schmidt entlarvt die kleinen und großen Absurditäten, die wir im Dating-Alltag viel zu lange weggelächelt haben – mit einer Sprache, die scharf wie ein Eyeliner und trotzdem warm wie eine Wärmflasche bei PMS ist. Zwischen den Zeilen blitzt immer wieder die Erkenntnis auf, dass man manchmal nicht nur an Männer, sondern auch an sich selbst andere Erwartungen stellen sollte. Dass Empowerment auch bedeutet, zu kapieren, wenn man dem fünften Dackelblick doch wieder auf den Leim gegangen ist – und sich deswegen nicht schämen muss.

Ach echt, Thomas? Nicht alle Männer? Wow, danke für den Hinweis! Ich war kurz davor, „ALLE MÄNNER“ auf ein riesiges Plakat zu schreiben. […] Aber hier mal eine einfache Rechnung für euch, liebe „Nicht alle Männer“-Männer: Wenn jede dritte Frau in Deutschland in ihrem Leben sexuelle Gewalt erlebt, dann heißt das, wir alle kennen wahrscheinlich mehrere Betroffene. Aber wie kommt es dann, dass ihr Männer angeblich nie einen Täter kennt?

S. 98

Die Perspektive bleibt weitgehend weiß, cis und hetero. Queere Erfahrungen, Stimmen von BIPoC oder Menschen mit Behinderung kommen kaum vor – obwohl auch diese Gruppen im patriarchalen Datingzirkus mit noch mehr absurden Rollenerwartungen, Diskriminierung und Fetischisierung konfrontiert sind.

Nicht alle Frauen wollen einen Alien in sich heranzüchten, und das heißt keineswegs, dass wir nicht Mütter auch gleichzeitig unterstützen und uns mit ihnen solidarisieren.

S. 192

Lensi Schmidt liefert mit »ICH ALS FEMINIST« eine herrlich bissige, feministische Streitschrift für alle, die sich nicht länger für „kompliziert“ halten lassen wollen, nur weil sie Gefühle haben und eine Meinung. Ein Buch, das empowernd, unbequem (für Männer), laut und vor allem sehr, sehr witzig ist. Ein Must-read für alle, die beim nächsten Mansplainer lieber lachen als weinen wollen. UND sich mit einem lauten POWERCIAO verabschieden.

»ICH ALS FEMINIST« ist im Gutkind Verlag erschienen.

Mehr feministische Lesetipps unserer Buchbloggerin Carmen Waldthaler 
gibt es auf ihrem Instagram-Channel c_booksblog! #frauenlesen

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