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Veröffentlicht
am 05.09.2025
MeinungAußerschulische Bildungsangebote

Wenn Schulproteste Kulturprojekte stoppen

Veröffentlicht
am 05.09.2025
In einer Stellungnahme weist die Allianz der Kultur auf mögliche Folgen der geplanten Protestmaßnahmen für die kulturelle Bildung hin. Zahlreiche Theater-, Musik- und Literaturangebote für Schulen könnten abgesagt werden.
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Die Allianz der Kultur verfolgt seit einigen Monaten mit zunehmender Besorgnis die Entwicklungen rund um die geplanten und beschlossenen Schul-Protestmaßnahmen und möchte hier die sicherlich unbeabsichtigten Nebenfolgen für die kulturelle Bildung aufzeigen: Von den angekündigten Protestmaßnahmen in deutschsprachigen Schulen ist, neben etlichen anderen Anbieter:innen außerschulischer Bildungsangebote, besonders die gesamte Kulturszene stark betroffen.

Als Interessensvertretung der Südtiroler Kulturszene wollen wir deutlich darauf aufmerksam machen, dass die vielen Kulturprogramme, Theater- und Musikprojekte, Museumsführungen, Literaturvermittlungsformate usw., die maßgeschneidert für Schulen konzipiert und angeboten werden, bei Durchführung der Protestmaßnahmen abgesagt werden müssen. Dies ist nicht nur problematisch für die kulturelle Bildung der künftigen Generationen, sondern auch für die Kulturanbieter*innen selbst, die hierdurch ein wichtiges wirtschaftliches Standbein verlieren.

„Theater öffnet Kindern Räume für Fantasie, Empathie und gemeinsames Erleben. Darauf sollte Schule nicht verzichten müssen“, merkt Benni Troi, Präsidiumsmitglied des Südtiroler Theaterverbands an.

„Theater öffnet Kindern Räume für Fantasie, Empathie und gemeinsames Erleben. Darauf sollte Schule nicht verzichten müssen.“


Emanuel Valentin, Direktor des Museums Eccel Kreuzer und des Landesmuseums Festung Franzensfeste macht sich Sorgen: „Da die Sonderausstellung ‚Hitler entsorgen: Vom Keller ins Museum‘ in der Festung Franzensfeste im April eröffnet worden ist, erwarteten wir uns die Schulklassen v.a. ab Herbst wieder. Der große Erfolg der von uns im Februar angebotenen Lehrer*innenfortbildung zum Thema der Ausstellung war in dieser Hinsicht vielversprechend. In Zusammenarbeit mit dem Forum Prävention wurden darüber hinaus kostenlose Workshops für Schulen zum Thema Diskriminierung geplant, die jetzt ins Wasser fallen werden, sollten die Schulen keine externen Expert:innen in die Schulen holen.”

Wir sehen hier eine große Gefahr für die kulturelle Bildung der nächsten Generation.

Die Südtiroler Kultur schätzt die Qualität der Arbeit und das Engagement der Lehrer:innenschaft, mit der seit jeher eine erfolgreiche und für die Schüler:innen bereichernde Zusammenarbeit besteht. Es werden nicht nur gemeinsame Programme erarbeitet, sondern gezielte Ergänzungen geschaffen, um somit eine ganzheitliche schulische Bildung zu ermöglichen.

„Unsere Angebote für Schulklassen für das bevorstehende Schuljahr sind von langer Hand geplant: 67 Aufführungen von Kinder- und Jugendtheaterstücken und 42 Lesungen und Werkstätten unseres Jugendkinderbuchzentrums ‚Jukibuz‘. Sollten wir sie wegen der Protestmaßnahmen der Lehrpersonen absagen müssen, bedeutet dies nicht nur bestehende Verträge zu kündigen. Leid täte es uns vor allem für die Schüler:innen, denn der Besuch im Theater oder bei einer Lesung im Rahmen eines Schulausflugs ist eine bereichernde Erfahrung. Wir bleiben aber optimistisch, dass wertvolle kulturelle Initiativen auch weiterhin genutzt werden“, unterstreicht Peter Silbernagl, Direktor des Südtiroler Kulturinstituts.

Es geht nicht nur um abgesagte Veranstaltungen, sondern um zentrale Chancen für junge Menschen.

Durch die kulturellen Bildungsangebote haben Schüler:innen die Möglichkeit, ihre eigene Kreativität zu entdecken und zu fördern, lernen kritisches Denken und die Auseinandersetzung mit anderen Sichtweisen, werden in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützt und können aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.


„Wir können die Forderungen der Lehrer:innen gut nachvollziehen. Doch das Streichen künftiger außerschulische Bildungsangebote trifft in erster Linie die Kinder und Jugendlichen. Sie sind es, die unter diesen Maßnahmen leiden – ihnen wird die Möglichkeit zusätzlicher kultureller Weiterbildung genommen“, betont netz-Geschäftsführerin Irene Ohnewein. „Die Offene Jugendarbeit hat einen klaren Bildungsauftrag. Deshalb ist uns dieses Thema, auch wenn es nicht direkt in unsere Arbeitsbereiche fällt, sehr wichtig. Letztlich geht es um die Jugendlichen – und damit um die Zukunft aller.“

Auch Maria Larcher, Landesvorsitzende des VKE, unterstreicht: „Die offene Kinder- und Jugendarbeit unterstützt ganzheitliche Bildungswege, in denen kulturelle Mitgestaltung und Persönlichkeitsentwicklung zentrale Rollen spielen. Die Protestmaßnahmen dürfen nicht zulasten der außerschulischen Bildungsangebote gehen – gerade für junge Menschen sind kreative, kulturelle Räume essenziell für ihre Entwicklung und soziale Teilhabe.“

Die Allianz der Kultur appelliert an die Südtiroler Landesregierung und die Lehrer:innen-Gewerkschaft, baldmöglichst eine tragfähige Lösung zu finden und Maßnahmen zu ergreifen, damit die außerschulische Bildung und kulturelle Teilhabe der Schüler:innen nicht gefährdet werden.
Ein ganzheitliches Bildungsangebot ist in dieser herausfordernden Zeit gesellschaftlichen Wandels unverzichtbar für die kulturelle, politische und soziale Bildung sowie für die persönliche Entwicklung junger Menschen.

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Die Allianz der Kultur ist seit 2018 als freies Netzwerk für die Kulturszene in Südtirol aktiv und seit Dezember 2024 als offizieller Verein eine wichtige Stimme für die gesamte Kultur in Südtirol.

Die Allianz der Kultur vertritt die Interessen der Südtiroler Kulturlandschaft in ihrer ganzen Breite: von Theatergruppen, Bibliotheken, Weiterbildungseinrichtungen, Chören, Traditionsverbänden, Literaturorten, Musikkapellen, Orchester und Jugendorganisationen bis hin zu Museen, Festivals, Ausstellungsorten, unabhängigen Initiativen und etlichen weiteren vielfältigen Kulturakteur:innen. Damit ist die Allianz der Kultur landesweit in allen Gemeinden und Talschaften präsent.

Als Knotenpunkt der Südtiroler Kulturlandschaft bündelt die Allianz der Kultur Ideen, Ressourcen und Expertise, organisiert regelmäßige Vernetzungstreffen und Workshops, fördert den interkulturellen Dialog sowie die Zusammenarbeit. Die Allianz der Kultur setzt sich aktiv für die Interessen seines Netzwerks ein, arbeitet mit politischen Entscheidungsträger*innen und Institutionen zusammen und trägt aktiv dazu bei, dass Kultur Anerkennung und Wertschätzung findet. Das Ziel der Allianz der Kultur ist es, die Vielfalt der regionalen Kultur und ihre gesellschaftlichen wie nicht-monetären Werte einem breiten Publikum näherzubringen.

Der mit Vereinsgründung neu gewählte Vorstand spiegelt die Vielschichtigkeit des Netzwerks wieder:
Eva Cescutti – Südtiroler Kulturinstitut;
Simon Feichter (Vorsitzender) – netz|Offene Jugendarbeit;
Hannes Götsch – BASIS Vinschgau Venosta;
Sarah Oberrauch (stellv. Vorsitzende) – Eau&Gaz;
Thomas Maniacco – PERFAS;
Christine Menghin (Schriftführerin) – Bibliotheksverband Südtirol;
Oswald Rogger (Schatzmeister) – Volkshochschule Südtirol/IG-Pro Weiterbildung;
Florian Trojer – Heimatpflegeverband Südtirol;
Kunigunde Weissenegger – unabhängige Kulturakteurin.

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