Werde Unterstützer:in und fördere unabhängigen Journalismus
Der Landeshauptmann ruft zurecht zum Einsatz für Demokratie und Menschenrechte auf und unterstreicht das Recht, „anders“ zu sein. In seiner Erinnerungsrede in Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren, am 8. Mai 1945, verweist er auf die Verbrechen Nazi-Deutschlands, auf den Holocaust, auf den Massenmord an Sinti und Roma, an Polen, Ukrainer, Belarussen und Russen. Unter den Opfern der Nazis, deren politische Enkel:innen sich allerorts rühren, waren auch Homosexuelle und Menschen mit Behinderung.
Die Befreiung damals bewerkstelligten die Rote Armee der stalinistischen Sowjetunion, aber auch die Armee der demokratischen Staaten Großbritanniens und USA. Während für das westliche Europa tatsächlich die Befreiung zur Demokratie führte, zwang Stalin das östliche Europa unter sein Regime. Ein blutiges Regime, wie es der Historiker Wassili Grossman in seinen Arbeiten beschrieb. Das Putin-Russland instrumentalisiert diesen Tag recht ungeniert, seinen Krieg gegen die Ukraine sieht Putin als Fortsetzung des „Großen Vaterländischen Krieges“ gegen die Nazis.
Ausgerechnet die Nachfahren der Nazis, die Rechtsradikalen heute im Verbund mit Putin-Russland, arbeiten emsig an der Zerstörung der EU.
Der Aufruf des Landeshauptmannes ist beherzt, die Südtiroler:innen sollen sich der Bedeutung des 8. Mai bewusst sein, schreibt Kompatscher. Die Befreiung machte den österreichisch-italienischen Pariser Vertrag möglich, die internationale Grundlage der Südtirol-Autonomie, dank der Befreiung konnten Anti-Nazis wie Friedl Volgger, Hans Egarter oder Erich Amonn die SVP gründen, die Europäische Union ist das späte Produkt der Befreiung. Ausgerechnet die Nachfahren der Nazis, die Rechtsradikalen heute im Verbund mit Putin-Russland, arbeiten emsig an der Zerstörung der EU.
Die Bürger:innen sieht Kompatscher in der Verantwortung, sich täglich für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit einzusetzen. Für einen großen Teil dieser Bürger:innen scheinen diese Werte keine Bedeutung zu haben. 40 Prozent boykottierten am vergangenen Sonntag die Gemeindewahlen.
Kompatscher spricht auch das Recht auf das „Anders-sein“ an. In seiner Regierungskoalition sitzt mit Anna Scarafoni von den Fratelli d´Italia eine homophobe Aktivistin. Scarafoni attackierte untergriffig den Verein Centaurus, der sich seit Jahren für das „Recht anders zu sein“ engagiert.
Hoffentlich lesen sich die Partner:innen des Landeshauptmannes, die Fratelli und Forza Italia, seine Rede aufmerksam durch.
Hoffentlich lesen sich die Partner:innen des Landeshauptmannes, die Fratelli und Forza Italia, seine Rede aufmerksam durch. In ihren politischen Positionen stehen sie weit entfernt von ihrem Chef, weit rechts außen. Die Koalition der SVP mit diesen Kräften, der Gründer von Forza Italia, Silvio Berlusconi, würdigte einst den Faschisten Benito Mussolini als größten italienischen Staatsmann. Ähnlich äußerte sich auch die derzeitige Ministerpräsidentin Giorgia Meloni von den Fratelli zum Übervater der italienischen Rechte.
Nehmen wir den Landeshauptmann beim Wort: „Gerade wir Südtiroler und Südtirolerinnen (wobei viele Meloni gut finden, Berlusconi gut fanden) sollten uns der Bedeutung des 9. Mai 1945 bewusst sein“, appelliert Kompatscher an das Gedenken an die Befreiung, „es ist unsere Verantwortung, täglich für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit einzustehen und für das Recht, ‚anders‘ zu sein.“ Wäre eigentlich logisch, sind wir als „Südtiroler:innen“ doch auch anders.
Link zu den Videodateien: https://f.io/eksFvO2C
Support BARFUSS!
Werde Unterstützer:in und fördere unabhängigen Journalismus:
https://www.barfuss.it/support