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Gustav Hofer
Veröffentlicht
am 04.12.2013
MeinungGesichter Italiens

Italien verdient uns nicht

Veröffentlicht
am 04.12.2013
Domenico und Antonella brechen auf und kehren Italien endgültig den Rücken.
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Es ist ihr letzter Tag in Florenz, morgen packen sie ihre Sachen und ab geht die Post ins Unbekannte. Domenico Aiello und seine Freundin Antonella Dellino sind bereit, ihrem Land, Italien, endgültig den Rücken zu kehren. Das Flugticket haben sie in der Tasche, one-way nach Wellington, Neuseeland. Kurz vor ihrem Aufbruch habe ich das junge Paar in Florenz getroffen, wo es seit einem halben Jahr wohnt. Bei einem der letzten Abende in Italien erzählen sie über sich.


Domenico ist in Crotone in Kalabrien geboren und aufgewachsen und hat in Siena studiert. Dann folgte ein Erasmus-Jahr in Dänemark und nach dem Uni-Abschluss begann seine Reise: von einem Praktikum zum nächsten, von einem Land ins nächste. In der Marketing-Abteilung von Fiat in Polen wurde seine Idee sogar für den Start des neuen Fiat 500 verwendet – bezahlt wurde er aber dennoch nicht. Als er nach den vielen Auslandserfahrungen, Master und Praktika wieder nach Italien wollte, ließ er bald davon ab. Auf die dutzenden Bewerbungen und Lebensläufe kam – wie so oft im Stiefelstaat – keine Antwort. Daher beschloss er, es in Australien zu versuchen. Downunder hat er sich als Koch durchgeschlagen, anfangs für 15 Australische Dollar und am Ende für 25 pro Stunde. „Dort wird Talent bezahlt. Wer gut ist, sieht das auch in der Brieftasche und wird befördert“, erzählt er mit melancholischer Stimmung. Doch irgendwann, vor etwas mehr als einem Jahr, wurde der Ruf, in sein Heimatland zurückzukehren, immer lauter. Seine Freundin, die im fitnessliebenden Australien ihren Traumberuf gefunden hatte und als Schwimmtrainerin arbeitete, hatte zwar keine Lust die Retourkutsche nach Italien anzutreten, doch was macht man nicht alles aus Liebe.

Domenico fand einen Job im Bereich „Digitales Marketing“ in einem multinationalen Konzern im Italien-Sitz in Florenz. Alles schien in bester Ordnung für einen Neustart in der Heimat, doch nur sechs Monate danach die bittere Erkenntnis: Dieses Land hat uns nicht verdient. „Es ist die italienische Lebenseinstellung, die wir nicht länger ertragen. Alle blicken immer nur rückwärts, jede Idee wird belächelt und nur die gut vernetzten und raccomandati kommen weiter“, erzählt Domenico nüchtern, während Donatella den Kopf bejahend schüttelt. „Wir wollten es hier versuchen, einen Neustart wagen und dazu beitragen, Italien zu verändern. Aber es war und ist umsonst.“ Ihren Umzug, ihre Erlebnisse und ihren Neuanfang wollen sie in ihrem Blog Woche für Woche erzählen. Ornitorinko.com lautet ihre virtuelle Adresse im weltweiten Web – das Schnabeltier haben sie für ihre Reise ans andere Ende der Welt gewählt, ein Tier, das wie ein Flickenteppich ist.

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