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Lisa Maria Kager
Veröffentlicht
am 04.02.2015
MeinungWir Ypsiloner

Generation Weltverbesserer

Veröffentlicht
am 04.02.2015
Bauernmarkt, Jutebeutel, Fahrrad statt Auto: Ja, wir sind öko. Zum Glück!
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Generation Merkel. Unkritisch, ehrgeizig, unpolitisch?, titelteDer Spiegel im November. Von wegen!
Als ich neulich mit meinen Freunden, selbstgemachter Pizza und einem guten Gläschen Rotwein am Tisch saß, waren wir nichts dergleichen. Eher diskutierende Weltverbesserer. Kritisch und politisch. Weil uns wieder einmal aufgefallen war, dass wir beim Einkauf eigentlich nichts in unsere Tasche packen können, ohne der Umwelt zu schaden.

Wir diskutierten über Plastikverpackungen, Kinderarbeit, Massentierhaltung und all den Kram, der die Welt schlecht macht. So schlecht, dass man nicht anders kann, als darüber zu philosophieren und vieles schöner zu reden, als es ist. Bagatellisieren, so nennt das der Duden.
So wie wir machen es unsere Politiker andauernd in ihren Reden. Politiker sind wir mit unserem Rotwein-Talk noch lange keine. Aber im Gegensatz zu diesen Staatsmarionetten machen wir zumindest Politik: Politik im Alltag. Politik ohne Anzüge, Mikrofone und Scheinwerferlicht. Politik à la Ypsiloner.

Schluss mit der Floskelei!

Wenn ich mir Petitionseinladungen im Online-Postfach durchlese und mit überzeugten Tastenschlägen virtuell meine Unterschrift setze, dann mache ich Politik. Ich mache Politik, wenn ich mir Dokus ansehe über Babyküken mit abgehaktem Schnabel oder über Supermarktessen, das in der Tonne landet. Dokus über unmenschliche Arbeitsbedingungen von Näherinnen in Asien oder das genmanipulierte Hypergemüse, das bunt von den Supermarktregalen leuchtet. Dokus, die ich kurze Zeit später auf meiner Facebook-Pinnwand verlinke und die dort zum Denken anregen.

„Dann machen wir eben das, was früher öko war, zum hippen Lebensstil einer ganzen Generation.“

Wenn ich auf der Straße stehe und zusehe, wie Asylanten auf Bäume fliehen, um nicht wieder abgeschoben zu werden und ich anschließend nach Asylantengesetzen google, dann mache ich Politik. Wenn ich in der Menge meine Stimme gegen Monsanto erhebe, mache ich Politik. Nein, meine nackten Brüste habe ich noch nicht gezeigt. Aber wer weiß, vielleicht werde ich früher oder später noch eine von den FEMEN. Denn auch sie machen Politik. Politik à la Ypsiloner.
Unsere Generation hat die ewigen Floskeln der Politiker satt. Hat es satt, sich unterzuordnen, zuzuschauen und abzuwarten. Wir sind die Generation, die umdenkt.

Weil unsere Welt es uns wert ist

Wir denken um, weil man viel zu lange schon weltverschlechternd gehandelt hat. Wir ändern unseren Lebensstil, weil es diese gottverdammte Welt nötig hat. Wir wollen Klamotten tragen, die nicht von Kinderhänden in Lagerhallen genäht wurden? Wir wollen Gemüse essen, das Landluft statt Pestizide geschnuppert hat? Dann machen wir eben das, was früher öko war, zum hippen Lebensstil einer ganzen Generation.

Mit meinen Freunden treffe ich mich deshalb samstags nicht zum Kaffee, sondern beim Bauernmarkt um die Ecke. Meinen Einkauf packe ich dort nicht in eine Plastiktüte, sondern in den selbstgenähten Jutebeutel. Und weil wir Langzeitstudenten für gewöhnlich in der Stadt wohnen, wachsen meine Kräuter eben auf unserem zwei Quadratmeter großen WG-Balkon.

Die Generation Y öffnet hippe Läden, in denen das Leder für die Taschen von natürlich verendeten Kühen stammt. Sie kauft in Supermärkten ein, die nur unverpackte Ware anbieten. Sie tüftelt an Elektroautos und fährt Fahrrad. Sie kaut abbaubare Kaugummis, trägt T-Shirts aus unbehandelter Baumwolle und liebt Second Hand. Sie meidet Kleidung von Modeketten, tauscht anstatt zu kaufen, recycelt anstatt wegzuwerfen oder strickt ihre Pullis gar selbst. Und manchmal kaufen wir auch einfach mal gar nichts mehr. Weil wir es eigentlich ja eh nicht brauchen.

Das ist die Politik, die wir machen. Wir leben sie. Wir reden nicht lange, wir tun es. So unkritisch und unpolitisch sind wir also gar nicht. Ehrgeizig wohl eher. Ehrgeizig, unsere Welt zu verbessern oder zumindest, sie in ihre alte Form zurück zu bringen. Gerne lassen wir uns dafür als Körnerfresser, Bio-Futzis oder Ökotanten beschimpfen, denn das ist es uns wert. Unsere Welt ist es uns wert.

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