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Veröffentlicht
am 16.01.2015
LeuteUmfrage zum Flughafen-Ausbau

„Zum Scheitern verurteilt“

Veröffentlicht
am 16.01.2015
Am Flughafen Bozen scheiden sich die Geister. Jetzt könnte er ausgebaut werden. Sinnvoll oder nicht? Junge Südtiroler geben Antwort.
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Über die Hintergründe zum Bozner Flughafen und dem neuen Flughafen-Konzept haben wir bereits berichtet. Wie aber steht die junge Bevölkerung einem Ausbau gegenüber? BARFUSS hat sich umgehört.

Lucian Aguilar (24), Laas und Zürich, Investment Advisor: Die niedrigen Erdölpreise machen den Flugverkehr zwar wieder profitabler, aber ohne ausreichende Nachfrage und mit nur ein oder zwei Fluglinien wird es schwierig, einen funktionierenden Flughafen in Bozen zu etablieren. Südtirol bräuchte eine Steuerautonomie, um den Flughafen zu subventionieren. Aus wirtschaftlicher Sicht ergibt ein Flughafen in Bozen nicht mehr Sinn als ein Privatflughafen.

Verena Massl (25), Schlanders, Köln und Bozen: Ich reise sehr gerne. Daher wäre es sicherlich von Vorteil, auch von Südtirol aus in bestimmte Länder fliegen zu können. Als ich noch in Deutschland gelebt habe, wäre ich manchmal gerne direkt in ein Flugzeug gestiegen, um mir die lange Fahrt nach Hause zu ersparen. Andererseits denke ich, dass es auch trotz Ausbau des Flughafens niemals so viele Verbindungen geben kann, wie in München oder Mailand und viele aufgrund niedriger Preise wahrscheinlich trotzdem solche Flughäfen anfahren würden. So wie der Flughafen in Bozen im Moment funktioniert, nützt er nur einigen wenigen privilegierten Personen aus Wirtschaft oder Politik – und Touristen haben wir auch ohne Flughafen genug. Ich bin für die komplette Schließung des Flughafens in Bozen.

Lorenz Insam (26), Meran und Zürich, Analyst bei Swiss Re: Ich habe zu wenige Informationen etwa zu Auslastung oder Rentabilität, um eine klare Meinung darüber zu haben. Der Flughafen Bozen sollte jedoch anstatt Rom einen anderen Flughafen wie beispielsweise München anfliegen. Letzterer ist weitaus besser mit anderen Städten weltweit verknüpft. Rom als Enddestination wird sowieso von relativ wenigen Personen angeflogen, deshalb gibt es viel bessere alternative Flughäfen, wie eben jener von München. Dann würden sicherlich auch mehr Südtiroler die Gelegenheit nützen und den Vorteil eines Flughafens in Südtirol erkennen.

David Comploj (21), St. Ulrich, Student: Ich selbst mache gerade meinen Flugschein und nutze den Bozner Flughafen, um mit kleinen Privatflugzeugen zu fahren. Als angehender Pilot müsste ich also für einen Ausbau des Flughafens sein, aber angesichts der Kosten und der ineffizienten Arbeiten am Flughafen zweifle ich an der Sinnhaftigkeit des Projekts. Außerdem ist Südtirol zu klein für einen gut funktionierenden Flughafen. Kluger wäre es, in bessere Verbindungen zu Verona und Innsbruck zu investieren.

Manuel Losso (25), Wien und Plaus, Student für Raumplanung: Dieses Flughafenprojekt war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Nur weil man jedes Jahr noch mehr Geld in diesen unseligen Flughafen steckt, wird er auch nicht besser. Den einzigen, denen er wirklich nützt, sind die hochwohlgeborenen Herren Politiker, die nach Rom oder Brüssel fliegen. Südtirol sollte lieber Geld in das Schienenverkehrsnetz stecken, um die Mobilität für Einheimische (und nicht nur für Touristen!) günstiger zu machen. Bozen kann als Flughafen-Standpunkt nie mit München, Mailand, Zürich oder Verona mithalten und das ist auch gut so. Einerseits spielt die geographische Lage eine wichtige Rolle, da in Bozen niemals große Flugzeuge landen können. Zum anderen ist Südtirol nun einmal kein Drehkreuz für den Flugverkehr, weshalb es sich ökonomisch niemals rechnen würde, größere Maschinen nach Bozen zu holen. Das Argument, damit mehr Touristen nach Südtirol zu locken, ist eine reine Augenauswischerei. Die meisten Touristen kommen sowieso mit dem Auto oder Zug, und wenn letzterer etwas besser funktionieren würde, täte man den Gästen einen großen Gefallen. Wir müssen nicht alles im gelobten Land haben. Es tut unserer engstirnigen Mentalität auch gut, einfach einmal einzusehen, dass wir gescheitert sind.

Sandra Plunger (25), Lana: Ich bin unschlüssig. Irgendwie bin ich dafür, weil er Südtirol als Urlaubsort internationaler machen würde und irgendwie dagegen, weil ich es schade finde, dass so viel Geld in das Projekt fließen würde, das anderswo eher gebraucht wird. Sagen wir ich bin dafür, wenn mehr Flüge angeboten würden, auch in andere Länder und nicht nur 25 pro Tag nach Rom …

Albert Rossi (21), Eppan, Student: Je nachdem, in welchem Ausmaß ausgebaut wird. Wenn es nach dem Ausbau auch für Billigfluglinien Landemöglichkeiten gibt und somit eine Konkurrenz zu Bergamo oder Memmingen geschaffen würde, dann bin ich dafür. Denn beide Alternativen sind von hier aus nicht gerade einfach erreichbar.

Stefan Franceschini (34), Salurn, Technischer Geschäftsführer: Der Flughafen ist so nicht überlebensfähig und somit unnütz. Er wird nur dann interessant, wenn Charterflüge beziehungsweise Zubringer für Mittel- und Langstreckenflüge angeboten werden, die über einige große Drehkreuze zusätzlich zu Rom internationale Anbindungen bieten. Es ist die Aufgabe der Politik, für eine funktionierende Infrastruktur zu sorgen, um die Wettbewerbsfähigkeit Südtirols als Wirtschaftsstandort und Tourismusdestination langfristig zu sichern. Ein funktionierender regionaler Flughafen ermöglicht dies, da es Reisende sowohl im Urlaub als auch geschäftlich bevorzugen, nahe am Zielort zu landen, um umständliche Transfers zu vermeiden.

Mirko Flaim (31), Lana und Salzburg, Hubschrauberpilot: Ich bin grundsätzlich dafür, weil der Ausbau, gepaart mit einer kompetenten (kaufmännischen) Führung, der einzige Weg ist, den Flughafen in Zukunft seriös und ohne (riesige) Verluste betreiben zu können. Doch nur mit einer Pistenverlängerung ist es nicht getan. Der Flughafen ist zurzeit bei kritischem Wetter gar nicht anfliegbar. Um dies zu ändern, müssen auch die Anflugverfahren wesentlich verbessert und auf einen zeitgemäßen Stand gebracht werden. Sollte die Modernisierung nicht stattfinden, hat der Flughafen meiner Meinung nach keine Zukunft und wird auch weiterhin nur Millionen verschlingen. In diesem Fall wäre ein Flugplatz nur für die private Fliegerei absolut ausreichend.

Julian Sölderer (20), Laas, Student: Ich bin kein Fachmann, aber ich glaube, ein Flughafen in Bozen ist keine Notwendigkeit. Wie viele Provinzhauptstädte mit 100.000 Einwohnern haben einen Flughafen? Ich denke, das Einzugsgebiet dafür ist zu klein wenn man bedenkt, dass es in Innsbruck und Verona bereits Flughäfen gibt. Hinzuzufügen ist, dass Innsbruck für viele Südtiroler nicht weiter entfernt ist als Bozen und man auch gerne den Weg nach Verona auf sich nimmt, wenn der Flug dort die Hälfte kostet. Meines Wissens nach gibt es derzeit nur Flüge von Bozen nach Rom, was das Angebot auf eine einzige Linie beschränkt. Selbst wenn man den Flughafen ausbauen und so das Angebot der Fluglinien erhöhen würde, glaube ich nicht, dass der Flughafen dadurch konkurrenzfähig wäre und schwarze Zahlen schreiben würde. Der einzige Grund für den Erhalt des Flughafens, der sich mir erschließt, ist der schnelle und gemütliche Transfer unserer hochgeschätzten Politiker von Bozen nach Rom.

Anna Pohl

Anna Pohl (23), Wien, Salzburg und Kastelbell, Studentin: Ich bin für den Bozner Flughafen, aber um für meine Reiseplanung relevant zu werden, müssten verschiedene Städte in Europa regelmäßig von Bozen aus erreichbar sein. Es gibt jedoch von Mailand über Zürich bis München eine große Auswahl an Flughäfen, die günstige Flüge in alle Welt anbieten und von Südtirol aus meist unproblematisch zu erreichen sind. Mit diesen Preisen und der Auswahl an Flugzeiten wird Bozen kaum mithalten können. Daher stelle ich mich darauf ein, auch in Zukunft vor jeder Reise erneut Flüge von verschiedensten Flughäfen zu vergleichen und jedes Mal neu festzulegen, wo meine Reise beginnen soll. Aber vielleicht kann ich ja doch irgendwann Flüge von Bozen in den Vergleich mit aufnehmen. Es wäre toll, mal vor dem Abflug nicht stundenlang im Bus sitzen zu müssen.

Fabian Forer (26), Innichen, Student: Meiner Meinung nach ist der Flughafen in Bozen eine Investition ohne Boden oder nennenswerte Ergebnisse. Über 100 Millionen Euro wurden bis zu diesem Zeitpunkt in den Flughafen gepumpt. Der Nutzen für die Bevölkerung ist aber zu gering. Nicht nur die Preise für einen Flug, auch die Verbindungen sind weder rentabel noch vorteilhaft, um den Flughafen als Transportmittel in Betracht zu ziehen. Eine Erweiterung der Flugbahn bringt nur eine Erhöhung der Kosten mit sich, ohne den Nutzen zu steigern. Es werden Steuergelder verschwendet, anstatt sie in das Sanitätswesen, die Bildung oder Forschung fließen zu lassen. Deshalb sollte meiner Meinung nach der Flughafen geschlossen werden bis zu einem Zeitpunkt, wo Nachfrage und Kosten besser verwaltet werden können. Es gibt andere, billigere Flughäfen, wie die in Innsbruck, Verona oder Klagenfurt. Diese bieten nicht nur unterschiedliche Anflugdestinationen an, sondern werden auch von Billig-Airlines angeflogen, die die Preise niedrig halten.

Matthias Gruber (31), Laag, Maschinenschlosser: Im Prinzip bin ich nicht dagegen, in Bezug auf Südtirol aber schon. Und das aus zwei Gründen: Zum einen bin ich überzeugt, dass die derzeitige Struktur des Flughafens nur einen kleinen Teil der Bevölkerung anspricht. Zum anderen sollen unsere Politiker verstehen, dass man Ressourcen, öffentliche Gelder und Bemühungen dort einsetzen muss, wo sie die Bevölkerung dringend braucht. Dazu gehört der Sozialbereich, allem voran die Pflege- und Altenheime, in denen akuter Personalmangel herrscht.

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