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Über Anekdoten und Kurioses rund um die Ausstellungsstücke von Anna Grandi Müller und über eine ungewöhnliche Leidenschaft schreibt Martha Kob in „Porträt einer Sammlerin“. Hier ein Auszug:
Ein Badezimmer besaßen in den 1920er-Jahren nur wenige gutbürgerliche Haushalte. Frau Müller zeigt mir hinter dem Paravent im sogenannten Ankleidezimmer eine Badewanne mit Seifenhalter und dem dazugehörigen Badeofen in bestem Jugendstil. Eine Bekannte erbte das Badezimmer nach dem Tod ihrer Tante aus Klausen und brachte es ins Museum.
Der Ofen wurde einmal in der Woche geheizt und brachte die Annehmlichkeit eines warmen Bades ins bürgerliche Haus. Ein Luxus, den sich nur wenige leisten konnten. In den Städten mussten auch weniger Begüterte nicht auf die Annehmlichkeit eines Bades verzichten, wenn es eine öffentliche Badeanstalt gab.
„Wozu braucht denn a Bauer a Bad?“, empörte sich noch im Jahr 1957 die Salurner Bevölkerung, als mein Onkel Rudi in sein neu errichtetes Bauernhaus auch ein Bad einbauen ließ.
Meine Großmutter, eine Bäuerin, die 1888 geboren wurde und 1978 starb, hat ihr Leben lang kein Bad genommen. Dabei war sie reinlich und half den Nachbarinnen und ihren Töchtern am Waschtag immer gern aus. Auch als ein Bad in ihrem Haus installiert war, verweigerte sie das Baden, wohl weil sie es unschicklich fand.
Martha Kob, Porträt einer Sammlerin. Anna Grandi Müller und ihr Museum für Alltagskultur, Euro 25, erschienen bei Edition Raetia
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