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Johanna Porcheddu ist Theatermacherin und Künstlerin. Sie unterstützt junge Talente durch Theater-Schulprojekte, leitet seit 2020 das Theater in der Altstadt Meran und prägt damit die regionale Kulturszene. Für unsere Reihe „Kunst & Köpfe“ beantwortet sie zehn Fragen, die den Blick auf die Vielfalt kultureller Themen und deren individuelle Bedeutung richten.
1 .Welches (berühmte) Gemälde fasziniert dich am meisten?
Ich muss vorausschicken, dass ich das weder kann noch will, dieses „am besten, am liebsten, am meisten usw.“ – und das gilt für alle Kunstbereiche. Es gibt so vieles, das mich geprägt, beeindruckt, berührt und begleitet hat, dass ich mich nicht entscheiden kann, noch will. Das zur Prämisse.
Dann kann ich nur sagen, dass ich seit Jahren immer wieder, wenn ich dazu Gelegenheit habe, auf der Piazza del Popolo in Rom in die Basilica di Santa Maria del Popolo husche, um mir die Crocifissione di San Marco von Caravaggio anzusehen und nie müde werde, dieses Gemälde zu betrachten. Und dann verlängere ich den Weg und gehe noch in die Basilica San Luigi dei Francesi, um mich in der Vocazione di San Matteo zu verlieren. Caravaggio fasziniert mich seit meiner frühen Jugend, lange bevor ich entdeckt habe, wie unglaublich theatralisch seine Gemälde eigentlich sind, und wie er es vermochte, lange vor der Erfindung der Bühnenbeleuchtung, das einfallende Licht „szenisch“ einzusetzen.
2. Bei welchem Film musst du immer wieder weinen?
Mein Wein-Instinkt hat sich im Laufe der Jahre verändert, vor langer Zeit gab es eine Szene in „The way we were“ mit Barbra Streisand und Robert Redford, bei der ich nie drüber kam und auch bei „Kramer gegen Kramer“ musste ich immer wieder hart kämpfen. Also ganz im Sinne der Drehbücher. Mittlerweile können mich oft unglaubliche Kleinigkeiten, auch nur Blicke oder Gesten, völlig überraschend überfallen und mich zutiefst bewegen, ohne dass ich es mir erwarten oder erklären könnte.
3. Gibt es ein Gedicht, das du auswendig kennst – oder mal konntest?
Jede Menge! Eines der ersten war „Der Erlkönig“ von Goethe, als ich noch ein Kind war, dann kamen viele andere dazu: Leopardi, Montale, Hofmannsthal, Petrarca, Rilke, aber besonders froh bin ich darüber, dass ich mir vor ein paar Jahren den ganzen „Canto V des Inferno“ von Dante einverleiben konnte.
4. Wo versteckt sich Kunst bei dir daheim?
Einige unbekannte, aber für mich sehr wertvolle Bilder und Zeichnungen an den Wänden meiner Wohnung.
5. Impressionismus, Expressionismus oder Surrealismus?
Als Jugendliche Expressionismus, jetzt Impressionismus.
6. Welche kulturelle Persönlichkeit würdest du gerne mal persönlich kennenlernen?
Auch hier wäre die Liste sehr lang. Aber, um mal in meinem Metier zu bleiben und es mir etwas leichter zu machen: in der Vergangenheit hätte ich gerne ein Glas Wein mit Anna Magnani getrunken und einen Tee mit Peter Brook. In der Gegenwart stehen meine Türen (fast) allen offen …
7. Welches architektonische Wunderwerk würdest du gern mal betreten?
Einen Trumptower oder den Kreml, um einen Sprengsatz zu platzieren. Die brave Antwort: zurzeit ein Meteora Kloster, und romanische Klöster, Kirchen und Bauten im Allgemeinen.
8. Welche fiktive Figur war der Held/die Heldin deiner Kindheit?
Ich muss es gestehen: Ich hatte eine Schwäche für Aktarus von Goldrake, mochte aber auch den Räuber Hotzenplotz sehr gern und war immer auf der Seite von Donald Duck. Und Asterix und Obelix wäre ich überall hin gefolgt!
Wo bleiben die Heldinnen?
9. Welche Art von Kunst wirst du nie verstehen?
Wie es aussieht: Videokunst … Aber man weiß ja nie.
10. Welche:n Südtiroler Kunstschaffenden findest du gut – und warum?
Auch hier gibt es viele. Ich schätze Roberta Dapunt sehr, für ihre tiefgründige sprachliche Auslese. Und ich liebe das künstlerische (Hand-)Werk von Franz Pichler. Um nur zwei zu nennen.
Johanna Porcheddu wurde 1969 in Messina geboren. Nach ihrem Studium der Theaterwissenschaften an der Universität DAMS in Bologna begann sie ihre Karriere in Meran. Sie wurde Präsidentin des Theaters in der Klemme und partizipierte an der Frauentheatergruppe Phenomena. Ihre Weiterbildung umfasst Kurse mit bekannten Persönlichkeiten wie Ascanio Celestini. Im Jahr 2004 veröffentlichte sie eine Monographie über den Choreografen Johann Kresnik bei Epos Edizioni in Palermo.
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