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Veröffentlicht
am 28.12.2015
LeuteHighlights und Lowlights

Unser Jahr 2015

Veröffentlicht
am 28.12.2015
Die Anschläge in Paris, Bozens Dornröschenschlaf oder die Festivalsaison: Was war 2015 los? Positive und negative Ereignisse, die die Redaktion bewegt haben.
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Mara Mantinger

+ Highlight: Ehe für alle
Facebook feierte es mit regenbogenfarbenen Profilbildern: Die USA erklärte im Juni die gleichgeschlechtliche Ehe für verfassungsmäßig und machte damit einen großen Schritt hin zur Gleichberechtigung für Homosexuelle. Ein lang erwarteter Schritt, für den Italien dieses Jahr nicht mutig genug war. Im Februar entschied der Oberste Gerichtshof, dass ein Recht auf gleichgeschlechtliche Eheschließung nicht aus der Verfassung abgeleitet werden kann. Als eines der wenigen westlichen Länder erkennt Italien die gleichgeschlechtliche Ehe also nicht an – hoffen wir auf das nächste Jahr.


– Lowlight: Paris
Der 7. Januar und der 13. November waren schwarze Tage für Europa, und an beiden Tagen stand Paris im Zentrum unserer Aufmerksamkeit: Der Anschlag auf Charlie Hebdo rüttelte an unserer Pressefreiheit, die Anschläge auf das Fußballstadion, den Konzertsaal und die Restaurants an unserem Freiheitsgefühl. Insgesamt starben an den beiden Tagen 150 Personen und führten uns vor Augen, was wir wussten, aber lange nicht begriffen haben: Europa führt Krieg.

Oliver Kainz

+ Südtiroler Medienvielfalt
Was wurde früher immer gejammert: „Die Athesia macht in Südtirol das gute und schlechte Wetter. Mediale Vielfalt? Fehlanzeige!” Mittlerweile gibt es zahlreiche Publisher, die dem Leser neue Perspektiven aufzeigen: Salto, SDF, franz magazine, Zebra, 39NULL und viele mehr. Egal ob Online oder Print – wer (verschiedene) Südtiroler Medien konsumiert, sieht nicht nur schwarz und weiß, sondern mehrere Schattierungen. Das tut gut.


– Bozner Dornröschenschlaf
Nach dem Benko-Hickhack und dem Rücktritt von Luigi Spagnolli droht Bozen der totale politische Stillstand. Das wäre fatal. Die Landeshauptstadt braucht Klarheit in Sachen Flughafen, Kaufhaus und Bahnhofsgelände. Es zeigt sich: Bindende Entscheidungen zu treffen, ist in der Politik ebenso wichtig, wie debattieren und beratschlagen. Aber um einiges schwieriger.

Teseo La Marca

+ Das bedingungslose Grundeinkommen in Finnland
Die neue Regierung in Finnland will der utopischen Idee des bedingungslosen Grundeinkommens den Weg in die Realität bahnen und kündete für 2017 ein großangelegtes Experiment an. In Zeiten, wo das Wirtschaftswachstum nachlässt und die Denkmuster der klassischen Ökonomie nicht mehr greifen, sind solche Ideen und Projekte gerade das, was wir brauchen. Ein bisschen Revolution muss sein.


– Europas Krieg gegen den IS
Nach den Anschlägen von Paris will Europa militärisch stärker gegen den IS vorgehen, mehr Luftangriffe starten und sogar über die Präsenz von Bodentruppen diskutieren. Zwar sind sich alle einig, dass der IS besiegt werden muss, ob ideologisch, finanziell oder militärisch, aber Europas Eifer beim letzten Punkt scheint etwas überstürzt zu sein. Auf jeden Fall ist es fraglich, ob Bombardements durch den Westen – selbst, wenn sie erfolgreich wären – nicht noch weiter zu einer Destabilisierung und Radikalisierung der Region beitragen.

Thomas Tribus

+ Eagles of Death Metals Rückkehr nach Europa
In einem katharsischen Akt beschließt die sexieste Band der Welt, nach den verheerenden Anschlägen von Paris nach Europa zurückzukommen, um ihre Tour zu beenden. Peace, Love, Fuck Terrorism.


– Der Rechtsruck in Europa
Pegida in Deutschland, die Lega in Italien, der Front National in Frankreich, die PiS mit Kaczinsky in Polen und die Jobbik in Ungarn zeigen, dass der Rechtsruck in Europa allgegenwärtig ist. So etwas darf nicht passieren. Schließlich und endlich tragen diese Menschen nichts zur europäischen Einheit bei, im Gegenteil: Sie schüren Ängste und ziehen dadurch eine tiefe Furche durch die Gesellschaft.

Petra Schwienbacher

+ Südtirols Festivalsaison
Was war das wieder einmal für ein super Sommer mit noch besseren Festivals. Wie jedes Jahr legten sich die Organisatoren auch in diesem Jahr wieder ins Zeug, um für Jung und Alt unvergessliche Festivals wie „Rock im Ring“, „Open Air Gaul“ oder „Rock the Lahn“ zu schaffen – um nur einige zu nennen. Ein Hoch auf das Engagement der Südtiroler Festivalorganisatoren. Macht bitte weiter so.


– Blau-schwarz oder weiß-gold?
Was gab es nicht für einen Hype um ein Kleid, das Caitlin McNeill auf Tumblr postete. Unter dem Foto fragte sie: Wie seht ihr es: Ist es weiß-gold oder blau-schwarz? Der Startschuss für eine Diskussion, die um die ganze Welt ging. „The dress“ war omnipräsent in sozialen Netzwerken und beschäftigte nicht nur Frauen. Bis Medien endlich das Rätsel lüfteten. Das Kleid ist blau-schwarz. Halleluja. Als ob es keine wichtigeren Dinge auf der Welt gäbe.

Matthias Mayr

+ FIFA-Skandal: Wir haben es doch immer schon gewusst
Was mich an FIFA-Skandalen oder Abhöraktionen am meisten wundert, ist, dass viele Menschen immer noch davon überrascht werden. Als ich im fernen 2001 meine ersten E-Mails schrieb, machten wir Witze darüber, dass die CIA mitliest (den NSA kannten wir noch nicht) und schrieben absichtlich „Bombe“ und „Al Kaida“ hinein. Als die „Titanic“ im Jahr 2000 die Vergabe der Fußball-WM an Deutschland für einen ihrer Späße verwendete (Bestechung mit Kuckucksuhren), war das Lustige daran, dass ohnehin alle wussten, dass die Vergabe nicht mit rechten Dingen zugeht. Jetzt kann zumindest keiner mehr sagen, er hätte es nicht gewusst.


– Diskussionskultur im Internet
Viele Internetforen und Facebookseiten sind das letzte. Nicht der Themen wegen. Wegen der Diskussionskultur. Sie sind das Schafott des respektvollen Miteinanders. Man darf ruhig kritisieren oder dagegen sein, man darf auch auf „political correctness“ verzichten. Wenn man es durchdacht und konstruktiv tut. Aber man darf nicht seinen Hass unreflektiert hinaus speien. Das, was man fühlt, über jedes Argument erheben. Debattieren wollen, aber eigentlich nur dem Anderen seine Meinung aufzwingen. Wenn man einmal zurückschauen wird, wird man feststellen, dass die Verrohung der Sitten in einem Medium begann, das als eine wunderbare Idee geboren wurde: Gleichberechtigter Zugang zu Wissen und offenes Diskussionsforum.

Verena Walther

+ Blogger Raif Badawi erhält den Sacharow-Preis
Der vom Europäischen Parlament verliehene Preis für geistige Freiheit ging an den saudischen Aktivisten, der sich im Internet für Menschenrechte in Saudi Arabien einsetzte und dafür seit 2012 in Haft sitzt und außerdem zu einer Prügelstrafe verurteilt worden war. Zum Schämen ist nur, dass der gesamte Westen zwar aufgeschrien hat, aber schlussendlich kein Politiker einen ernsthaften Versuch gestartet hat, Badawi tatsächlich freizubekommen (das nicht näher definierte und außerdem erfolglose „Gespräch” von Sigmar Gabriel mit dem saudischen König sei mal ausgenommen). Folglich musste seine Frau den Preis für ihn entgegennehmen.


– Bei TTIP blickt weiterhin keiner wirklich durch
Zwischen Terroranschlägen und Flüchtlingskrise kann TTIP schon mal untergehen, schließlich handelt es sich ja „nur” um ein Wirtschaftsabkommen. Trotz mehrerer Proteste in ganz Europa ist das geplante Freihandelsabkommen zwischen den USA und Europa weiterhin, was es von Anfang war: undurchsichtig.

Julia Tapfer

+ Refugees Day in Bozen
Am 15. November tanzte die Bozner Altstadt. Über 400 Freiwillige ermöglichten den Refugees Day, bei dem Musikerinnen und Musiker auf drei Bühnen einen ganzen Tag lang für gute Stimmung sorgten und die Flüchtlinge in Südtirol willkommen hießen. Beim Museion gemeinsam mit Asylwerbern, Flüchtlingen, alteingesessenen Südtirolern zu lachen und zu tanzen war ein gutes Gefühl. Und ein schönes Zeichen.


– 71 tote Flüchtlinge im LKW
Als am 27. August die Nachricht, dass 71 Flüchtlinge in einem Kühltransporter an der Autobahn erstickt sind, durch alle Medien ging, waren wir alle sprachlos. Die Tragödie im Burgenland – hier bei uns, nicht Tausende Kilometer weit weg, irgendwo in einem Land, das wir nicht kennen – steht sinnbildlich dafür, dass wir unsere Augen nicht mehr verschließen können. Die Flüchtlingskrise geht auch uns Europäer an. Sie betrifft uns und macht uns betroffen.

Irina Ladurner

+ David gegen Goliath
„Du hast die Welt zum Besseren verändert“, twitterte Whistleblower Edward Snowden im Oktober. Adressiert war seine Nachricht an Max Schrems. Der Salzburger Jurastudent hatte Klage gegen den Giganten Facebook eingereicht – und gewonnen. Der Europäische Gerichtshof erklärte das Safe-Harbour-Abkommen für ungültig, das die Übermittlung sensibler Daten aus der Europäischen Union an die USA erlaubt. Ein klares Zeichen für mehr Transparenz und Verantwortung im Umgang mit Daten.

Franz Thalers Todestag
Am 29. Oktober verstarb Franz Thaler. „Verzeihen ja, vergessen nein“, war zeitlebens sein Grundsatz. „Unvergessen“ heißt denn auch sein 1989 erschienenes Buch, das maßgeblich zur Auseinandersetzung Südtirols mit der NS-Zeit beitrug. Sein Vater hatte für Italien optiert, Thaler erhielt 1944 den Befehl, in Hitlers-Armee einzurücken und flüchtete. Als seiner Familie die Sippenhafte drohte, stellte er sich und wurde zu zehn Jahren Konzentrationslager verurteilt. Zwanzigjährig kam er 1945 nach Hause und schrieb an seinen Erinnerungen. „Unvergessen“ ein Mann, der dem Land den Spiegel vorhielt.

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