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Du hast in deinem Leben schon viel gemacht: Du warst Tennislehrer, selbstständig im Sportmarketingbereich, hast den Familienbetrieb übernommen … Was hat dich schlussendlich dazu bewogen, doch erst relativ spät mit dem Bücherschreiben zu beginnen?
Die unterschiedlichen Aktivitäten helfen mir heute dabei, mich in verschiedene Situationen hineinzuversetzen, andere Perspektiven einzunehmen. Wenn in der Vergangenheit etwas zu linear wurde, suchte ich gerne nach Möglichkeiten der Entwicklung. Schreiben ist ein Prozess, der immer neu ist, im Grunde nie aufhört. An einer Geschichte könnte man ein Leben lang schreiben, sie formen, verändern, biegen, anders verorten, und selbst wenn man an einem Punkt abschließt, im Kopf entwickelt sich schon die nächste Idee weiter. Wahrscheinlich ist das aber nur ein Zugang von vielen. Am wichtigsten aber scheint mir der Drang, etwas zu schaffen, das aus meinem Inneren kommt, etwas für mich Wertvolles, weil man dabei unendlich viel lernt, auch oder gerade über sich selbst. Ein Text kann so etwas, wenn man sich einlässt, man entblößt sich auf gewisse Weise, und das befreit. Im Grunde bedeutet Schreiben für mich Freiheit.
Wie findest du neben der Leitung des Familienbetriebes noch die Zeit zum Schreiben? Wie sieht dein Arbeitsalltag im Moment aus?
Als geschäftsführender Gesellschafter eines Betriebes hat man die volle Verantwortung für alles, was passiert. Zeitintensiv ist das allemal. So bleiben die Wochenenden und besonders die Abende, um zu schreiben, da schaffe ich mir Zeitnischen, in denen ich mich vertiefe. Zurzeit wird mein neues Buch vorgestellt, ich darf herumfahren und es präsentieren, schreibe deshalb nur an kurzen Texten für meinen Blog, den ich wöchentlich aktualisiere. Alles gleichzeitig geht nicht, Disziplin und gute Zeiteinteilung sind Voraussetzung. Aber da ich ohne Schreiben und Lesen nicht sein kann und will, teile ich mir alles entsprechend ein. Für das, was man mit Überzeugung gerne tut, findet man auch Zeit und Energie.
In deinem neuesten Roman „Etwas bleibt immer“ erzählst du die Lebensgeschichten dreier junger Menschen, die zusammen aufgewachsen sind und sich dann aus den Augen verloren haben. Wie kam dir die Idee dazu? Hast du dich von deinem eigenen Leben inspirieren lassen?
Das Leben ist ständige Inspiration. Menschen erzählen von sich, manchmal hört man unfreiwillig Gespräche mit, Dokumentationen und Artikel nähren Ideen, und aus all dem entsteht vielleicht irgendwann ein Gedanke, der sich formt und am Ende die Zündung zu einer Geschichte ist. Im speziellen Fall war es das Lesen eines Berichtes über den Zug, den die Mexikaner „la bestia“ nennen, auf den Flüchtlinge aus Südamerika aufspringen, um durch Mexiko in die USA zu fliehen, und die unermessliche Grausamkeit, mit der Banden gegen diese Menschen vorgehen, das damit verbundene Leid, das in Kauf genommen wird, wegen des Traums auf ein anderes, ein besseres Leben. Und was das Erlebte aus Menschen macht und wie unterschiedlich mit ähnlichen Umständen umgegangen wird, daraus wollte ich eine Geschichte machen.
Welche Art von Büchern liest du persönlich gerne in deiner Freizeit?
Hauptsächlich Romane, manchmal Kurzgeschichten. Nachrichten, Wochenmagazine, Tageszeitungen gehören auch zur regelmäßigen Lektüre, wobei ich mich bemühe, die Quellen zu wechseln, Informationen zu hinterfragen, mir mein eigenes Bild zu machen, soweit das überhaupt möglich ist.
Du singst ab und zu auch in einer Band. Welche Musikrichtung spielt deine Band und deckt sich das mit deinem persönlichen Musikgeschmack?
Früher hatte ich mehr Zeit, um Musik zu machen. Heute ist das leider eine seltene Ausnahme. Musik ist ein wichtiger Faktor in meinem Leben, wenngleich ich heute mehr konsumiere als selbst welche zu machen. Es gibt die Idee zu einem Projekt, eine musikalische Aufbereitung von Texten, kombiniert mit rhythmisch ansprechenden Liedern, ein Programm, das auf eine etwas andere Art unterhalten soll. Mal sehen, was daraus wird.
Wie sehen deine Zukunftspläne aus? Hast du schon eine Idee für einen neuen Roman?
Unzählige Ideen, skizziert in meinem Notizheft. Im Augenblick konzentriere ich mich auf die Präsentation meines Buches „Etwas bleibt immer“, dann schauen wir weiter. Ich freue mich auf die Zukunft, habe noch viel vor und das Gefühl, das war erst der Anfang. Und das beflügelt und fühlt sich ganz wunderbar an.
Horst Mosers neuester Roman „Etwas bleibt immer“ erschien vor Kurzem bei Edition Raetia.
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