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Überdimensionale Ringe aus Korken, Kautschuk oder Knöpfen, Armbänder mit Magneten, an denen Tigerauge und Achate baumeln, Statementketten aus Kaktusholz, Kabelbindern oder Fahrradschläuchen. Es gibt nichts, woraus man nicht Schmuck machen kann, findet die Schmuckdesignerin Daniela Windisch: Die 33-Jährige aus Riffian hat bereits Lavastein, Granitsand-Modelliermasse, Kaffeekapseln, Filz, Horn, Edelstahl, Reißverschlüsse, Leder, Beilagscheiben, Stromkabel oder Muscheln für ihre Schmuckstücke mit dem Namen Danicus verarbeitet.
Windisch liebt es, mit ausgefallenen, teilweise recycelten Materialien zu experimentieren. Je größer und auffallender die Stücke, desto besser. Heute trägt sie zurückhaltende Ohrringe aus Messing-Beilagscheiben mit einer zarten beigefarbenen Perle in der Mitte, um den Hals eine Kette mit drei weißen Achaten. Sie sitzt am Tresen in der modern eingerichteten Wohnküche und bastelt an einem neuen Paar Hängeohrringen. Diesmal mit verspielt roten Achaten. Rot ist neben Rosé zurzeit ihre Lieblingsfarbe, verrät Windisch. Damit könne man schlichte Kleidung mit Akzenten versehen, weiß die Schmuckliebhaberin. Gemeinsam mit ihrem Freund und der vierjährigen Tochter wohnt Windisch in Riffian. Im Hinterzimmer ihrer Wohnung hat sie sich ihr kleines Atelier eingerichtet – mit Aussicht auf die umliegenden Berge. „Ich könnte den ganzen Tag in meinem Kammerle sitzen und Schmuck machen“, beschreibt die Schmuckdesignerin ihren Kreativitätsdrang.
Inspiration holt sich Windisch auf Kreativmessen, aber vor allem in Baumärkten. „Wenn ich mich durch neue Materialien wühle, kommen mir die Ideen“, sagt die junge Frau. Für die Umsetzung zieht sie sich in ihr Kammerle zurück. Nach wenigen Handgriffen liegen die Grundmaterialien, zusammengesammelt aus Kartonschachteln, Schubladen und Schüsseln, auf dem Tisch. Wie in so manchen Ateliers herrscht auch bei Windisch das kleine kreative Chaos. Dann schnappt sie sich Juwelierzangen und beginnt zu biegen, schneiden und feilen. Die Detailarbeit erfordert viel Geduld und es läuft auch manchmal etwas schief: „Erst gestern hat es mich gefuxt“, sagt Windisch. Bei einem Ring aus Edelstahl und einer Messing-Beilagscheibe lief ihr Klebstoff über das Material, erzählt sie. Sie löste die Panne, indem sie kleine, funkelnde Swarovskisteine aufklebte: eine neue Kreation.
Windisch arbeitet vor allem dann, wenn ihre Tochter im Kindergarten ist. Abends organisiert die Quereinsteigerin Schmuckpartys. Zuerst nur bei Freundinnen, dann auch bei anderen interessierten Frauen zu Hause. Selbst die Tochter der Schmuckdesignerin ist bereits kreativ. Windisch zeigt den lieblichen Armreif, den ihre Tochter ihr gebastelt hat. „Ist das nicht nett?“, sagt sie und lächelt.
Vor vier Jahren begann Windisch, Schmuck zu designen, seit drei Jahren ist sie selbstständig. Zuvor arbeitete sie sieben Jahre lang in der Personalberatung. Nach der Geburt ihrer Tochter beschloss Windisch, nicht mehr an den Bürostuhl zurückzukehren.
Angefangen hat alles mit einer Kette aus der Modelliermasse „Fimo“, die Windisch auf der Kreativmesse in Bozen entdeckt. „Sie hat mir gleich gefallen, war mir aber für 80 Euro zu teuer“, erzählt Windisch. Der Wunsch, sich kreativ zu entfalten, war schon immer in ihr. Sie kaufte sich ein Schmuck-Starterpaket und begann ihre eigenen Ketten aus lackiertem Fimo zu machen. Schon bald wollten ihre Freundinnen und deren Freundinnen auch eine. Die Nachfrage stieg, bis die junge Frau ihren Schmuck auch in einem Hotel in Naturns und einem in St. Martin im Passeiertal präsentierte. Das macht sie heute immer noch. Im Winter findet man ihren Schmuck auf dem Weihnachtsmarkt in Lana, mittlerweile ohne die anfänglichen Ketten aus Fimo. Auch mit Kaffeekapseln arbeitet Windisch nicht mehr so oft. Die sehe man mittlerweile zu oft, sagt sie. Die Kaffeekapsel dient heute nur noch als Basis für einige Ringe. „Man muss immer wieder etwas Neues machen, sonst wird man eingeholt“, weiß Windisch.
Ob sie irgendwann ihren eigenen Laden aufmachen wird, wisse die 33-Jährige nicht. Noch habe sie Angst vor den Fixkosten. Ein großer Traum wäre aber, einmal ausgefallenen Schmuck für eine Modedesignerin zu kreieren. „Richtig große, außergewöhnliche Ketten für Modeschauen”, träumt die junge Frau. Bis dahin entwirft und bastelt Windisch weiterhin neue Ketten, Ringe und Armschmuck. „Am liebsten mag ich an meiner Arbeit, dass ich den Leuten durch den Schmuck meine Freude vermitteln kann“, sagt sie. Das habe ihr in ihrem früheren Beruf gefehlt. Jeden Tag vor dem Computer, als eine Nummer von vielen. „Jetzt kann ich endlich das machen, was ich von Herzen mache“, sagt die Schmuckdesignerin und strahlt.
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