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Die Tanzfläche ist bis auf den letzten Zentimeter gefüllt. Die Leute in der ersten Reihe werden an die Absperrgitter gedrückt. Das stört aber keinen. Möglichst nahe an der Bühne sein, das ist die Hauptsache. Dann ertönen die ersten leisen, aber harten Riffs der tief gestimmten Gitarren. Die Menge jubelt. Einige bewegen den Kopf rhythmisch zu den ersten Takten. Dann kommen elektronische Einwürfe und ein Rap, der die Leute bereits mitreißt. Die ersten Headbanger und ausgestreckten Arme zur Metalhand geformt sind zu sehen. Dann beginnt der Sänger mit den ersten melodischen Strophen. Nach zwei Minuten legt der zweite Sänger los. Spätestens jetzt werden auch die letzten Zuhörer, die vorher nur im Takt der Musik gewippt haben, mitgerissen. Seine tiefe, harte Death-Metal-Stimme überrascht und bringt das Publikum zum Grölen.
Auf der Bühne stehen Last Lookout, eine Nu Metal und Crossover Band aus Barbian. Entgegen aller Vorurteile ist Nu Metal mehr als nur Geschrei. Mit rhythmischen Elementen, elektronischer Musik und den beiden Sängern, die zwei total unterschiedliche Stile in die Band bringen, schaffen sie ein abwechslungsreiches Grundkonzept und einen Mix, den man nicht so schnell in einer Band findet. „Es ist ein Mischmasch“, sagt Matthias Larcher, Keyboarder, der auch für die Synthesizer-Effekte zuständig ist.
„Spätestens dann, wenn wir auf der Bühne stehen und das erste Lied anstimmen, kommt der Adrenalinkick und das Konzert ist in gefühlten fünf Minuten vorbei“, sagt Sänger Manuel Seresin und lacht. Kurz vor dem Auftritt machen die sechs jungen Männer im Alter von 21 bis 25 Jahren erst mal ein Bier auf. Das sei mittlerweile Tradition, sagen sie. Nervös sind sie nicht mehr so sehr wie am Anfang. Sie seien ein gutes Team und könnten sich aufeinander verlassen. Auf der Bühne geben sie 100 Prozent. Der Dank dafür ist eine immer gut gefüllte Tanzfläche. In nur einem Jahr konnten sie sich bereits eine kleine Fangemeinde aufbauen.
Diesen Sommer traten sie bereits beim Sunside Festival in Villanders auf, wo die Barbianer einmal mehr ihr Können unter Beweis stellten. Sie spielten wie auf jedem Konzert bisher gratis. Die Menge tobte und nach dem Auftritt feierten die Jungs noch standesgemäß mit den Fans. „Oh ja, wir sind oft fast schlimmer beim Feiern“, sagt Manuel und alle lachen. „Aber das gehört ja auch dazu.“ So werde der Zusammenhalt der Band gestärkt und es mache natürlich Spaß, ohne Frage. Die Band ist gerne gemeinsam auf Festivals unterwegs, auch wenn sie einmal keinen Auftritt haben.
Davide Puddu, der in einem Second Hand Shop arbeitet, sorgt für die Rap-Einlagen und die harten stimmlichen Parts. Er liebt das Musikmachen und die gemeinsame Zeit mit seinen Kollegen. „Und das Lieder schreiben“, sagt Puddu. Mittlerweile haben sie 17 eigene Lieder im Proberaum entwickelt, wo sie sich mindestens einmal pro Woche treffen. „Wir schreiben alle Lieder zusammen. Wie eines entsteht ist aber jedes Mal anders und spontan“, sagt Larcher. Die Texte von Last Lookout handeln vom Mensch im Kampf mit der Gesellschaft und mit sich selbst. Sie besingen alles, was einem im Leben beschäftigt.
Den ersten Auftritt hatten die sechs Musiker im Club „Max“ als erste Band beim Final Collapse-Festival. Jeder weiß, wie schwierig es ist, als erster Act die Menge zu begeistern. „Wir hatten mehr Leute auf der Tanzfläche als die zweite Band“, sagt Larcher, der hauptberuflich in der Gastronomie tätig ist, und fügt grinsend hinzu: „Das war heftig.“ Von Anfang an hatte die Band eine kleine Fangemeinde, die zunächst aus Kollegen bestand. Nach und nach kamen immer mehr Fans dazu. Gegründet wurde die Band 2013, nachdem sich die Rockband von Gittarist Hannes Leiter, Matthias Larcher und Schlagzeuger Andreas Girtler aufgelöst hatte. Die Suche nach neuen Bandmitgliedern und einer neuen Musikrichtung begann. In einem Nightclub trafen sie auf den Studenten Manuel Seresin, dieser gewann Davide Puddu als Rapper für die Band. Michael Niederstätter, ein guter Freund der Bandmitglieder, besetzte schließlich den Posten des Bassisten. Der Startschuss für Last Lookout war gefallen.
„Wir sind alle Linkin Park Fans, seit wir etwa 13 Jahre alt sind“, sagt Seresin. Zuerst coverten sie deshalb Lieder der Crossoverband. Aber schon bei der ersten Bandprobe entstand ein eigenes Lied. Heute, ein Jahr später, arbeiten die Jungs an ihrem ersten selbst produzierten Album. Wenn es Ende des Jahres aufgenommen ist, dann wollen sie auch für ihre Konzerte Geld verlangen, um die Kosten ihrer Geräte hereinzuholen, sagen sie. Zuerst fiebern sie aber ihrem nächsten Auftritt entgegen: am 23. August auf dem Rocking Mountain Festival in Unterfennberg oberhalb von Margreid. „Alle sollen zum Konzert kommen und mit uns mitfeiern“, sind sich die Musiker einig. Irgendwann, sagen sie, möchten sie von der Musik leben können. „Aber Hauptsache wir stehen auf einer großen Bühne mit jeder Menge Leute.“
Last Lookout sind:
Manuel Seresin (Vocal)
Davide Puddu (Rap)
Hannes Leiter (Lead guitar)
Matthias Larcher (Synth- & Sample-Engineer)
Michael Niederstätter (Bass)
Andreas Girtler (Drums)
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