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Petra Schwienbacher
Veröffentlicht
am 19.09.2016
PRLeuteWorldskills Italy

Ran ans Blech

Veröffentlicht
am 19.09.2016
Johannes Hofer nimmt als Bau- und Galanteriespengler am Berufswettbewerb Worldskills teil. Aufgeregt ist er nicht, er sieht das Ganze locker.
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Johannes Hofer sieht die angehende Landesmeisterschaft der Berufe locker.

Jetzt bloß auf die Finger aufpassen. Konzentriert legt er den Eisenwinkel auf, zeichnet an und schneidet ein großes Stück vom hellgrauen Aluminium mit der Blechschere ab. Seine Handgriffe sind routiniert. Im Nullkommanichts ist die Blechplatte abgetrennt. Johannes Hofer, 19 Jahre alt und aus St. Nikolaus im Ultental, arbeitet bereits seit vier Jahren als Lehrling in der Spenglerei Tratter in St. Pankraz. Die Werkstatt ist geräumig. Mitten drin stehen mehrere Maschinen, in den Regalen unterschiedliche Blechrollen aus Aluminium und Kupfer. Johannes ist im letzten Lehrjahr, im November kann er sich gelernter Bau- und Galanteriespengler nennen.

Mit der Schlagschere, einer klobigen Maschine, schert er die Bleche zwischen einem festen und einem beweglichen Messer laut krachend in sechs gleich große Stücke. Später sollen daraus Ausspeier für ein Kondominium entstehen – für den Laien: sechs Ablaufrohre zur Wasserableitung an Traufrinnen von Dächern. Noch liegen erst die Blechplatten auf dem Werktisch. Und eine Skizze, wie sie später mal aussehen sollen.

Abwechslungsreicher Beruf

Früher gab es nur wenige Spenglerlehrlinge, mittlerweile sind es jährlich rund 15, Tendenz steigend. Dabei ist der Beruf besonders abwechslungsreich. Spengler verarbeiten alle Arten von Metallblechen, verlegen, montieren und reparieren sie. Im Galanteriebereich fallen Arbeiten für den Haushalt an, wie Wasserkessel, Wetterhähne oder Kaminabzüge. Diese Arbeiten seien allerdings nicht mehr sehr gefragt, sagt Johannes, weswegen er zusammen mit seinen drei Chefs und einem Arbeitskollegen zu 80 Prozent auf dem Bau arbeitet. Als Bauspengler stellt der Ultner regelmäßig Dachrinnen, Einfassungen und Rohre, Blech- und Fassadenverkleidungen, Abdeckungen und Blechdächer her, aber auch Kanäle oder eben Wasserspeier. Jeder Bau ist anders, jedes Mal gibt es neue Herausforderungen. „Ich mag die Abwechslung“, sagt er. Höhenangst darf er dabei keine haben.

Johannes geht von einer Station zur nächsten. Jetzt ist die Segmentbiegemaschine dran, mit der er, wie der Name bereits verrät, das Blech zurechtbiegt. Dabei muss er vor allem darauf achten, dass der Winkel stimmt. Im nächsten Schritt ist die Rundmaschine dran, mit der Johannes das Blech formt. Dank der vielen Übung gehen alle Handgriffe schnell, dennoch ist Johannes vorsichtig. „An den scharfen Blechen könnte man sich leicht verletzen“, erklärt er. Das passiere immer mal wieder. Richtig verletzt hat er sich bisher aber nur einmal, mit einem Winkelschneider.

Vier Jahre hat Johannes die Landesberufsschule für Handel, Handwerk und Industrie „Christian Josef Tschuggmall” in Brixen besucht. Zweimal im Jahr für je einen Monat. Die restliche Zeit hat er gearbeitet. Nach der Lehre kann er im Betrieb im Ultental bleiben. Warum er sich für den Beruf Spengler entschieden hat, das weiß er selber nicht mehr so genau. Johannes grinst: „Aber zurzeit könnte ich mir nicht anderes vorstellen.“

„Ich bereite mich eigentlich nicht wirklich auf die Landesmeisterschaft vor.“

Dieses Jahr nimmt Johannes am Leistungswettbewerb Worldskills in Bozen teil. Insgesamt 28 Berufe und 200 Teilnehmer messen sich bei den WorldSkills Italy, dem Berufswettbewerb auf Landesebene, der vom 29. September bis zum 1. Oktober stattfindet. Gerade mal zehn Tage noch bis zum Auftakt. Nervös macht ihn der bevorstehende Wettkampf nicht. „Ich bereite mich eigentlich nicht wirklich darauf vor“, gibt er lachend zu. „Wir hören sowieso erst vor Ort, was genau wir machen müssen.“ Was er weiß, ist, dass er ein Muster von einem Dach bekommt und er unter anderem ein Blechdach, eine Kamineinfassung und eine Dachrinne machen muss. Drei Tage hat er für alle Aufgaben Zeit.

„Natürlich würde ich mich freuen, wenn ich gut abschneiden würde“, sagt er. Dennoch sieht er das ganze sichtlich locker. „Ich probiere es einfach und erwarte nicht zu viel.“ Würde Johannes gewinnen, könnte er an der Europameisterschaft der Junghandwerker teilnehmen. An der Weltmeisterschaft 2017 in Abu Dhabi allerdings nicht, denn dieses Jahr nehmen zu wenige Länder in seinem Beruf daran teil.

Durch den gebogenen Teil hält das Rohr später bombenfest.

In seiner Freizeit arbeitet Johannes für das Weiße Kreuz in St. Walburg, fährt Motocross und trifft sich mit seinen Kumpels in der Bar. Bevor er Feierabend machen kann, muss er aber noch das Blechrohr mit der Falzzange und einem Plastikhammer bearbeiten.

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