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Veröffentlicht
am 29.06.2017
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Gold glänzt nicht immer

Veröffentlicht
am 29.06.2017
Beim Goldabbau liegen Glanz und Zerstörung nahe beieinander. Mathilde Moser wollte deswegen keinen neuen Goldschmuck, sondern schmolz ihren alten für einen neuen Ring ein.
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Sie mag besonderen Schmuck, aber kein neues Gold. Auffällige Ringe, Reifen oder Ketten trägt sie nur zu ausgewählten Anlässen, den schlichten Ehering immer. Mathilde Moser liebt Kunsthandwerk, das keinen großen Materialwert hat, sich aber durch Können und den persönlichen Bezug zum Hersteller auszeichnet: Das können ein schön verarbeitetes Lederband, eine Halskette aus Samen oder ein Armreif aus upcycelten Materialien sein.

Vor vielen Jahren hat die Krankenpflegerin von ihren Schwiegereltern eine Goldkette geschenkt bekommen. Sie hat sie anfangs öfters getragen, dann aber für lange Zeit in der Schmuckschatulle abgelegt. Im vergangenen Jahr stieß die Brixnerin wieder darauf, nahm noch einen alten Goldring mit und besuchte die befreundete Christa Plößnig in deren Schmuckatelier in Stufels. Die Goldschmiedin ist über Brixen hinaus bekannt für ihren ganz eigenen Stil. Sie hat faires Gold im Sortiment, schmilzt das Gold ihrer Kunden ein und entwickelt gemeinsam mit ihnen neue Schmuckstücke. Zwei Zeichnungen hat Christa Plößnig für einen neuen Ring von Mathilde Moser angefertigt und sie eingeladen, beim Schmelzen des Altgoldes dabei zu sein. Die Krankenpflegerin freut sich über das Ergebnis: Die Goldschmiedin habe ein Auge für Menschentypen und fertige auf die Persönlichkeit zugeschnittene Kunstwerke an.

Bei der Goldgewinnung in Südafrika, China, Australien, Russland und den USA liegen Glanz und Zerstörung nahe beieinander. Im Kleinbergbau wird Gold auf unterschiedliche Arten gewonnen. Es zieht sich durch harte Gesteinsformationen und ist in Flussbetten und Schwemmebenen zu finden. Fluss- und Schwemmgold lässt sich mit einfachem Werkzeug vom Sediment trennen. Allerdings wird häufig Quecksilber eingesetzt, um das Gold zügig vom Restabfall zu lösen. Quecksilber ist billig und effizient, aber sein Gebrauch mit hohen gesundheitlichen Kosten für die Bergbauarbeiter, ihre Familien und die umliegende Gegend verbunden. Mit unkontrolliertem Goldabbau sind illegale Machenschaften verbunden: Zwangsarbeit, Ausbeutung, Drogenhandel, illegaler Waffenhandel, Geldwäsche und Menschenrechtsverletzungen. Diese ethischen Fragen beschäftigen Mathilde Moser. Sie und ihr Mann haben vor 25 Jahren mit ihren Eheringen zum letzten Mal Gold gekauft.

Hohe Preise in Kleidergeschäften sind nicht gleichzusetzen mit fair. Beim Gold ist es genauso.

Die 53-Jährige ist in Lüsen groß geworden, hat sich zur Krankenpflegerin und später in der Waldorfpädagogik ausbilden lassen. Seit zwei Jahren arbeitet Mathilde Moser in einer Wohngemeinschaft für psychisch kranke Menschen in Brixen. Sie verbindet Gold mit Reichtum und Macht, weiß aber auch um die unterstützende Wirkung des Arzneimittels „Aurum metallicum“ bei schweren Depressionen.

Global zu denken und kleinkreisläufig zu handeln hat sie von ihren Eltern gelernt. Sie kauft Obst und Gemüse am liebsten auf dem Bauernmarkt und wählt im Supermarkt regionale Lebensmittel. Notfalls zieht sie behandelte Südtiroler Kartoffeln den Biokartoffeln aus Ägypten vor. Sie will den dortigen Wasserhaushalt nicht zusätzlich stören und nimmt lange Lieferwege nicht in Kauf. Das ausgeweitete faire Kleidersortiment in den Südtiroler Weltläden freut sie. Sie hat sich kundig gemacht: Hohe Preise in Kleidergeschäften sind nicht gleichzusetzen mit fair. Beim Gold ist es genauso.

von Maria Lobis

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