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Demnächst erscheint sein neues Buch, und auch in seiner Band „Chaos Junkies“ brüllt Max Silbernagl Texte ins Mikrofon, die aufrütteln, die unbequem sind – wie er selbst. Seine Behinderung ist für ihn kein Grund, sich zurückzuhalten. Und doch merkt er immer wieder: Die Welt da draußen hat noch Nachholbedarf, wenn es um echte Inklusion geht.
BARFUSS: Welche Frage, die dich unheimlich nervt, wird dir oft gestellt?
Verdienst du eigentlich etwas mit dem Scheiß, den du machst?
Diese Frage – auch wenn sie mir in letzter Zeit etwas weniger oft gestellt wird und wenn, dann eher in Innsbruck als in Südtirol – sagt mehr über die Fragenden aus als über mich. Sie kommt nicht aus Interesse, sondern aus einer Mischung aus Zweifel, Herablassung und Sensationsgier. Als ob mein Leben und mein Schaffen weniger wert wären, nur weil ich im Rollstuhl sitze. Da schwingt so viel mit: der unausgesprochene Gedanke, dass es doch „eh schon bewundernswert“ sei, wenn ich überhaupt etwas mache. Oder die Vorstellung, dass das, was ich tue – schreiben etwa und Musik machen – ein netter Zeitvertreib sei, aber doch keine „richtige Arbeit“.
Solche Fragen reduzieren mich auf meine Behinderung. Sie ignorieren meine Fähigkeiten, meine Leistungen, meine Träume. Dabei müsste die Frage doch eher lauten: „Was kannst du alles – und wie können wir das feiern, statt es zu hinterfragen?“
Welche Frage würdest du stattdessen gerne gestellt bekommen?
Was brauchst du eigentlich alles, damit du so selbstständig wie möglich leben kannst? Und was macht dich glücklich?
Diese Frage ist so viel mehr als nett gemeint. Sie ist ein Türöffner – für echte Begegnung, für gemeinsames Nachdenken, für Veränderungen, die zählen. Denn Selbstständigkeit fällt nicht einfach vom Himmel. Sie braucht Strukturen, Unterstützung, Barrierefreiheit – im Alltag, im Kopf, in den Herzen. Ich bin nicht „trotz allem“ selbstständig. Ich bin es, weil ich darum kämpfe. Weil ich auf Menschen angewiesen bin, die mich ernst nehmen und nicht über mich hinweg entscheiden.
Was mich glücklich macht? Wenn ich tun kann, was ich liebe – ohne ständig erklären zu müssen, warum ich das darf. Wenn Menschen mir nicht sagen, was ich nicht kann, sondern fragen, wie sie mich in dem unterstützen können, was ich will. Ich erwarte kein Mitleid. Keine Heldengeschichten. Nur Respekt. Und ehrliches Interesse. Denn wer fragt, um zu verstehen, der sieht mich nicht nur als Rollstuhlfahrer, sondern als Mensch.
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