Werde Unterstützer:in und fördere unabhängigen Journalismus
Große Bögen zieren die hohen Wände des weitläufigen Weinkellers in der Sterzinger Innenstadt. Die Mauer ist gespickt mit Regalen voller kleiner und großer Schätze: Weine, so weit das Auge reicht. Unter dem Gewölbe laden zu Stehtischen umfunktionierte Weinfässer zum Verweilen ein. Beim Rundgang erhalten Gäste Kostproben edler Tropfen aus Sizilien oder regionaler Klassiker. „Wir legen viel Wert darauf, jeden Gast individuell zu beraten“, sagt Matthias Mair, während er durch die großen Räume des Familienunternehmens führt. 1922 von seinem Urgroßvater gegründet, bietet das Feinkostgeschäft Mair Mair wahre Raritäten an – und das nicht nur Weine und seltene Spirituosen. In der Feinkostabteilung warten besondere Delikatessen wie Speck, Käse, Schüttelbrot oder Olivenöl, Parmaschinken und Bresaola. Ein typischer Feinkostladen, in dem Genuss großgeschrieben wird. Möchte man meinen. Wäre da nicht auch noch die Abteilung mit Lederwaren und Dekorationsartikeln. Feinkost meets Fashion. „Wir tanzen etwas aus der Reihe, aber das ist okay“, sagt Matthias Mair und grinst. Wo gebe es schließlich Modeaccessoires wie Taschen oder Geldbörsen und Geschenksideen neben delikaten Speisen und Getränken? Exklusivität auf 700 Quadratmetern, verteilt auf zwei Etagen. Die Zwillingsbrüder und Juniorchefs Johannes und Matthias Mair bringen jungen Wind in das traditionelle Unternehmen.
Von Südtirol bis Japan
„Es ist uns wichtig, dass die Lebensmittel vorwiegend aus der Region kommen“, so Mair. So stammen mit Ausnahme der exklusiven Schaumweine, Champagner und dem Portwein alle übrigen 1.000 unterschiedlichen Weine aus Italien. Bei den über 100 verschiedenen Grappa-Sorten werde natürlich die nationale Produktpalette abgedeckt, erklärt der Jungunternehmer. Trotz der großen Vielfalt, achten die Juniorchefs darauf, vor allem kleine Produzenten in ihr Geschäft zu bringen. Mair Mair bietet Produkte von kleinen und vielfach noch unbekannten Unternehmen an, die alles „a mano“, also traditionell handwerklich, herstellen. Matthias Mair empfiehlt Weine kleiner Winzerbetriebe, da sie qualitativ hochwertig, aber dennoch nicht zu teuer seien. „Man zahlt nur das Produkt und nicht wie so oft die Marke“, weiß der 22-Jährige.
Genuss bedeutet für ihn, bewusst zu essen und sich mit den Lebensmitteln auseinanderzusetzen. „Ich will wissen, was drin ist und wo es herkommt, die Geschichte dahinter eben“, so der Juniorchef. Und entscheidend ist die Frage: Welche Lebens- und Genussmittel harmonieren miteinander? Hierfür stehen die Mitarbeiter beratend zur Seite. Hat man sich für ein Menü entschieden, berät Sommelier Johannes, welcher Wein dazu am besten schmeckt. „Ich bin nicht sehr wählerisch“, gibt Matthias Mair zu, während er weiter durch die vor einem Jahr renovierten Geschäftsräume führt. Er bevorzuge einen eleganten Nebbiolo – ein trockener Rotwein. Whisky möge er nicht so gerne, wenn es doch mal einer sein sollte, dann ein fruchtiger. Aber alles mit Maß und Ziel. „Mir reicht auch ein sauber gemachter Basiswein aus der Toscana“, sagt der Sterzinger und lacht. Der Raum mit den Spirituosen ist hell und ebenfalls hoch. Destillate und Liköre aus Südtirol und Italien reihen sich hier direkt an karibischem Rum und Whisky aus Schottland oder Japan.
Sich Zeit nehmen
Neben zwei großen Weinverkostungen mit rund vierzig verschiedenen Weinproduzenten im Frühling und Herbst, gebe es bei Mair Mair auch noch ein besonderes Highlight, verrät Matthias Mair. Personalisierte Weinevents. Jeder, der sich beispielsweise zum Geburtstag schon einmal eine einzigartige Weinprobe nur für sich und seine Freunde gewünscht hat, kann sich jetzt freuen. „Wir stellen auf Wunsch ein Verkostungsprogramm zusammen“, erklärt der Juniorchef. Alles, was man tun muss, ist seine Wünsche und Vorstellungen mitzuteilen. Möchte man lieber Weine aus einer besonderen Region, oder eine Mischung aus ganz Italien, alles ist möglich. Johannes zeigt, wie eine Verkostung richtig funktioniert. Dazu gibt es leckere Feinkostplatten. Ein solches Event könne dann schon mal über die Öffnungszeiten hinausgehen, gibt der junge Unternehmer zu und zwinkert: „Man muss ja schließlich flexibel sein.“
Nach Abschluss des wissenschaftlichen Lyzeums ging der Sterzinger ein Jahr nach Graz, bevor es ihn wieder zurück in die Heimat und in das überwölbte Bürgerhaus verschlug. „Ich habe mich entschieden, in den Familienbetrieb einzusteigen“, sagt Matthias Mair, der sich vor allem um den Onlineshop des Unternehmens kümmert. Er hat seinen Traumjob gefunden und genießt die familiäre Atmosphäre und die Arbeit mit dem rund zehnköpfigen Team von Mair Mair. Abschließend möchte der Jungunternehmer noch allen kleinen und großen Genießern mit auf den Weg geben: „Ich empfehle allen, dass man sich mit dem auseinandersetzt, was man isst“. Genuss entstehe nämlich erst dann, und nicht in den endlosen Regalen im Supermarkt. Man solle vermeiden, etwas auszusuchen, nur weil die Verpackung besonders hervorsticht. „Genuss ist, sich Zeit für das Lebensmittel zu nehmen.“ Und sich beim Essen wirklich nur auf das Essen zu konzentrieren.
Support BARFUSS!
Werde Unterstützer:in und fördere unabhängigen Journalismus:
https://www.barfuss.it/support