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Petra Schwienbacher
Veröffentlicht
am 20.11.2013
Leute

Eppes fir olle Tog

Veröffentlicht
am 20.11.2013
Wer braucht schon Freitag- oder Somstigtaschen, wenn man „Olle Tog" haben kann. Mariana Frühauf entwirft die neuen flippigen Planentaschen.
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Die Nähmaschine rattert. Mariana Frühauf macht die letzten Handgriffe. Sie heftet die Vorderseite an das Grundmodell einer Tasche, das sie zuvor gefertigt hat. Dann werden die Teile zusammengenäht. Ein schwarzes Band bildet den Abschluss an den Rändern. Mariana näht so schnell, dass man mit seinen Blicken kaum nachkommt. Hier, in ihrem Atelier in Meran, entstehen die neuen „Olle Tog"-Planentaschen.

Alte Idee, neu erfunden

Planentaschen gibt es ohne Frage schon lange. Einmal seit dem Jahr 1993, als die Gebrüder Freitag die berühmten Freitagtaschen ins Leben riefen. Aus alten Lkw-Planen nähten sie Taschen und ihre Idee schlug ein wie eine Bombe. Dann entdeckte Doris Niedermayr aus Auer die Idee mit den PVC-Planen für sich. Die Somstigtaschen gibt es bereits seit einigen Jahren. Wer jetzt denkt, es kann nichts besonderes mehr an den Taschen von Mariana geben, der irrt. Das Material und der Name ist das einzige, was „Olle Tog" mit den anderen verbindet. „Olle Tog" ist bunt, frech und auffallend.

Das Grundmodell der Tasche besteht aus gekauften Planen, die Vorderseite aus den unterschiedlichsten Aufdrucken. Die Fotos dafür macht Mariana zum Großteil selbst. Häufig kämen ihr die Ideen unterwegs; am Bahnhof, auf dem Berg oder im Urlaub. „Wenn mir etwas gefällt mache ich Fotos, auch mal mit dem Handy“, sagt die Künstlerin. Die unzähligen Fotos lässt sie auf weiße Planen drucken, alles andere macht sie alleine und in Handarbeit. Für eine ihrer besonderen Taschen braucht sie etwa eineinhalb Stunden. Stolz zeigt die Meranerin ihre bedruckten Planen. Alle bilden irgendwann den Deckel für eine individuelle Tasche. Zwar fertige sie bei großer Nachfrage die selbe Tasche auch mehrmals, aber äußerst ungern und maximal vier gleiche. „Ich versuche immer etwas neues zu machen, denn es gibt unmöglich bärige Sachen“, so Mariana.

Von Glurns bis Sterzing

Von den bunten Taschen gibt es insgesamt sieben Modelle. Mariana verfolgt ein pfiffiges Konzept. Die Größen der jeweiligen Taschen orientieren sich an den Städten von Südtirol. Die Kleinste ist somit das Modell Glurns, das mittlere Modell Meran. Dann folgen Bozen, Brixen, Bruneck und Klausen. Die Laptoptasche und somit die größte trägt den Städtenamen Sterzing, sie kam erst später dazu. Bozen sei dann schon vergeben gewesen. Damit die kleinen Dinge, die Mariana anfertigt, nicht zu kurz kommen, hat sich die 47-Jährige auch da etwas einfallen lassen. Geldtaschen, Griffelschachteln und Hefte, die sie seit kurzem in ihrem Sortiment hat, bekommen Dorfnamen. Die vielen verschiedenen Drucke bekommen Straßennamen, auch um sich besser zwischen Geschäft und Studio verständigen zu können. „Es gibt also, um ein Beispiel zu nennen, das Modell Meran Freiheitsstraße“, erklärt Mariana.

Neben den vielen exakt zugeschnittenen Planen, liegen immer mal wieder Reste auf den großen Arbeitstischen im Atelier. Kein Abfall – die kreative Frau hat noch etwas damit vor. Daraus entsteht die Spezialität der Textilkünstlerin, nennen wir sie mal Streifentaschen. „Ich schneide die Streifen zu, vernähe sie, und setze sie zusammen“, erklärt Mariana die Entstehung der Unikate. Und die PVC-Taschen seien sehr strapazierfähig, einfach ideal für olle Tog.

Verschnitte werden als Streifen nochmal verwendet. Unikate.

Neue Wege

Mariana war immer schon kreativ. Angefangen hat sie vor vielen Jahren mit dem sogenannten Quilten. Ähnlich wie beim Patchwork, entstehen ihre Art-Quilts, textile Bilder, die sie demnächst in ihrem Geschäft in Meran ausstellt. Auf die Planentaschen ist die freischaffende Künstlerin mehr durch Zufall gekommen. In ihrem Geschäft verkaufte sie die Somstigtaschen. Sie seien der quirligen Frau aber nicht bunt und witzig genug gewesen. Außerdem wollte sie unbedingt etwas mit solchen Planen fertigen. „Ich habe es einfach mal probiert und es hat sofort eingeschlagen“, sagt Mariana. Seit Juni vorigen Jahres ist sie dabei und die Nachfrage nach den außergewöhnlichen Taschen sei sehr groß. Im Moment ist der gesamte Eingangsbereich ihres Geschäfts voll von ihren Taschen, aber die seien innerhalb einer Woche weg. Obwohl das Produkt selbst nichts neues ist, gibt es einen gewissen Hype. „Es ist alles handgemacht, ich sitze im Geschäft und die Leute sehen, wie eine Tasche entsteht“, erklärt Mariana.

Ende November öffnet sie ihr Geschäft in der Meraner Sparkassenstraße, wo sie auch mit ihrem Atelier Platz finden wird. Mit dem Internetshop geht sie Anfang Dezember online. „Ich habe noch brutal viel zu tun“, sagt sie. Jetzt ist sie auf der Suche nach Leuten, die mit ihr gemeinsam Nähen und kreativ sind. „Alleine schaffe ich es nicht mehr“, so die Textilkünstlerin. Bisher hat sie um die 1.000 Taschen genäht. Aber sie ist sich sicher, dass es noch viel mehr werden, denn das Handgemachte sei stark im Kommen. Mariana hat noch viel geplant: Rucksäcke, Koffer und „Hackenporsche“, die Trolleys für ältere Menschen. Und so wird sie weiterhin ihrem Traum nachgehen und olle Tog fleißig die verschiedensten Taschen nähen.

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