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Hunger hat Michael Aster eigentlich immer. Außer wenn er vor seinem Computer sitzt und an einem neuen Song tüftelt. „Das ist echt faszinierend“, meint er, „in so einem Moment gibt es bei mir keine Zeit mehr.“ Seit einem knappen Jahr macht der Girlaner selbst Musik. Der Erschaffungsprozess, der als Endresultat ein eigenes Produkt ausspuckt, ist das Schönste, das es für ihn auf dieser Welt gibt. Heute erscheint seine neue Single „Lissabon“.
Michael, machst du schon lange Musik?
Früher habe ich ein bisschen Klavier gespielt, das wars dann auch schon. Aber emotionale Lieder haben mich immer schon fasziniert. Vor vier Jahren habe ich mir schließlich eine Gitarre gekauft, um ein paar Songs darauf nachzuspielen. Beim Üben war ich aber nie sonderlich fleißig. (grinst)
Und trotzdem hast du bald schon erste Lieder selbst geschrieben?
Irgendwann letztes Jahr im September habe ich auf meiner Gitarre rumgeklimpert und plötzlich sind mir einige Zeilen zur Melodie eingefallen. Aus Spaß habe ich dann versucht, einen eigenen Song zu schreiben, und hatte nach einem Tag schon ungefähr eineinhalb Minuten des Liedes fertig. Als ich es abends meinem Vater vorgespielt habe, war er begeistert. Bis ich den fertigen Song aber vor jemand anderem performt habe, hat es noch ein Weilchen gedauert. Vor allem wenn man sensible Lieder spielt, traut man sich nicht gleich am Anfang damit an die Öffentlichkeit.
Kurz später warst du aber schon bei deinem ersten Produzenten in Meran im Tonstudio?
Ja genau. Ich habe ihn einfach mal angeschrieben und musste kurz später schon zum Vorspielen vorbeikommen. So aufgeregt war ich wohl noch nie.
Ende Juni hat Michael sein erstes Lied veröffentlicht. Das passende Musikvideo dazu ist schließlich durch einen guten Freund und seine Digitalkamera entstanden. Mittlerweile hat „Dein Leben“ bereits 11.000 Klicks auf youtube.
„Authentizität ist das Wichtigste für mich.”
Du machst Popmusik. Was ist deine Philosophie dahinter?
Ich will nie daran denken müssen, was den Leuten gefallen könnte. Authentizität ist das Wichtigste für mich. Ansonsten würde ich mich nicht wohl fühlen. Ein Lied muss für mich Bilder und Gefühle bei Menschen erwecken und berühren. Das gefällt mir selbst auch am besten.
Vor einigen Jahren hatte Michael mit Musik noch gar nichts am Hut. Damals hat er sein Pharmaziestudium für die Karriere als Rennrad-Fahrer abgebrochen. Neben seinem Halbtagsjob hat er täglich trainiert und schließlich 2015 auch den ersten Platz in der Kategorie Elite Master der Landesmeisterschaft und den dritten in der Italienmeisterschaft geholt. Und dann hat er angefangen Psychologie zu studieren.
Warum hast du deine Sportlerkarriere nicht weiter verfolgt?
Es war eine super Zeit, aber irgendwann hatte ich keine Lust mehr, auf alles zu verzichten, um regional unter den Besten zu landen. Weil mich Mentaltraining schon immer interessiert hat, habe ich schließlich Psychologie studiert.
Welche Musik hörst du denn privat?
Pop-Musik gefällt mir gut. Ich höre selbst viel Tagträumer und Clueso.
Clueso hat vor seiner Karriere eine Friseurlehre gemacht und auch du machst praktisch erst seit einem knappen Jahr wirklich Musik.
Ja genau. Und eigentlich verstehe ich ja nichts von Musik, Harmonielehre und so weiter. Deshalb ist es für mich manchmal schwierig, wenn ich Melodien im Kopf habe, weil ich diese dann nicht wirklich umsetzen kann, wie ich es gerne hätte. Meine Musik lebt daher von meinen Geschichten und Emotionen.
Baust du dir in den Liedern deine eigene Parallelwelt auf?
(überlegt) Eigentlich schon, ja. Früher war es für mich unglaublich schwierig, mich auszudrücken. Seit ich Musik mache, habe ich mich völlig verändert. Die positive Resonanz hat mich echt überrascht. Ich habe einfach gesehen, dass man so leicht Hilfe bekommt, wenn man sich an andere Menschen wendet.
Und wie hast du den Mut gefasst, deinen Song an die Südtiroler Medienvertreter zu senden?
Das weiß ich gar nicht. Irgendwie war das einfach die richtige Entscheidung in diesem Moment. Ich wollte die Musik nicht nur für mich behalten, sondern nach außen bringen und damit berühren.
Für Michael haben sich durch diesen anfänglichen Erfolg viele Türen geöffnet. Unter anderem hat er so seinen jetzigen Produzenten und Gitarrist der deutschen Countryband „Truck Stop“ Chris Kaufmann kennengelernt.
Aus einer Idee in deinem Kopf werden durch den Produzenten richtige Songs. Wie kann man sich einen solchen Prozess vorstellen?
Ideen schießen mir meistens in den Kopf, wenn ich unterwegs bin. Dann zeichne ich Melodien beispielsweise mit meinem Handy einfach auf und arbeite dann zu Hause die Begleitung mit der Gitarre und die Texte dazu aus. Die besten Lieder entstehen immer dann, wenn ich eine starke Emotion empfinde. Wenn das Lied soweit fertig ist, nehme ich es als Demo auf und füge mit dem Computer noch das eine und andere Detail hinzu. Dann landen meine Vorschläge beim Produzenten. Was schlussendlich daraus wird, hängt von unserer guten Zusammenarbeit ab.
So hat Michael in den letzten Monaten an die 30 Song-Entwürfe kreiert. Sein aktueller Song „Lissabon“ ist einer davon. Gemeinsam mit Sängerin Tamira hat er diesen im Tonstudio in Kaltenbrunn aufgenommen und später ein Video dazu gedreht.
Kann heutzutage eigentlich jeder Musiker werden?
Die neuen Musikprogramme ermöglichen es eigentlich allen Leuten, mit Musik und Liedern zu experimentieren. Das begünstigt sicher auch die Tatsache, dass zur Zeit so viele neue und gute Südtiroler Musiker aus dem Boden sprießen. Jeder kann Musik machen, aber es braucht eben auch gewisse Momente, die man nicht einfach so in einem Lied erzeugen kann.
Möchtest du irgendwann von deiner Musik leben können?
Wenn es sich ergeben würde, sage ich bestimmt nicht nein. Möglich ist alles.
Was bringt die Zukunft für dich?
Auf jeden Fall mehr in Sachen Musik dazulernen und natürlich meine 30 unfertigen Songs verfeinern. Außerdem muss ich Gitarre üben, um für meine Live-Auftritte gerüstet zu sein. Und zusehen, dass ich das alles unter einen Hut kriege.
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