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Als 20-Jährige besaß Christiane Gruber rund 30 Produkte in Bad, Schminkkoffer und Handtasche. Die damalige Hotelsekretärin wechselte die Haarfarbe mit den Jahreszeiten und besorgte sich bei Make-up und Parfum das Aktuellste, was die Kosmetikindustrie hergab. Ein Vortrag der Naturfriseurin Susanne Kehrbusch mit dem Titel „Alles klar mit Haut und Haar?“ weckte das Interesse der Brixnerin und änderte alles. Von einem Tag auf den anderen ließ die heute 35-Jährige herkömmliche Cremes, Lippenstifte, Mascara, Nagellack und Duftfläschchen in den Geschäftsregalen.
Auf ihre Haut kommt seither nur mehr Wasser, die Haare wäscht sie seltener und mit einem hautverträglichen Haarshampoo aus Zuckertensiden oder Lavaerde. Sie mixt für ihren Tagesspray Wasser mit Kräutern, nutzt bei Bedarf das Universalmittel Natron als Deoersatz und streut es als Geruchskiller in die Sportschuhe der Kinder. Für die Tagescreme setzt sie naturreine Pflanzenöle an und konserviert sie mit Bienenwachs.
Ein Nachteil bei Grüner Kosmetik sei für manche die kurze Haltbarkeit, sagt Christiane Gruber. Sie stört diese Tatsache nicht, da sie wenig braucht und alles in kleinen Mengen zubereitet. Zudem seien alle Stoffe abbaubar, upcycelbar und das Grundwasser werde nicht belastet. Das ist bei herkömmlichen Kosmetika mit chemischen Inhaltsstoffen und Plastikpartikeln nämlich anders.
Mit dem Verzicht auf künstliche Kosmetik kam bei Christiane Gruber vor 15 Jahren die Umstellung beim Essen dazu. Ihr Partner stellte mit ihr um. Die drei gemeinsamen Kinder wuchsen mit Vollwertkost auf. Vor allem junge Menschen wollen zunehmend wissen, welche Zutaten in den gekauften Produkten stecken, sagt Christiane Gruber. Bei Grüner Kosmetik bestehe Transparenz, jede und jeder könne sofort damit beginnen. Die Produkte aus der Vorratskammer reichen oft schon: gutes Öl, Apfelessig, Quark, Bio-Obst, Gemüse und Kräuter.
Christiane Gruber mag sich „pur“ und liebt das Gefühl, auch „ohne“ aus dem Haus zu gehen und ihr Essen einfach und vollwertig zu gestalten. Sie versucht, Plastik zu vermeiden, beim Bauern oder im Bioladen einzukaufen und isst seit 13 Jahren kein Fleisch mehr. Ein Jahr lang lebte sie als Rohköstlerin und ist froh um diese Reinigung des Körpers. Lebensmittel sollen Lebensmittel bleiben, sagt sie und verzichtet gänzlich auf raffinierten Zucker. Das Wohlgefühl stehe im Zentrum: „Jede Person spürt, wenn es ihr gutgeht.“
Viele Menschen hätten Angst, natürlich zu riechen und glauben, Wasser reiche nicht für die tägliche Reinigung und ziehen daher synthetisch hergestellte Düfte, die nach Orange, Vanille oder Rose riechen, vor. Sie lassen das Allergierisiko steigen.
Die selbstgemachten Produkte darf die ausgebildete Gesundheitsberaterin nicht verkaufen. Ihr Wissen aber gibt Christiane Gruber bei Kursen zum Thema Grüne Kosmetik, Kräuter und Vollwertküche weiter.
Wenn ihre Kinder nach Schleckereien wie ihre Schulkollegen fragen oder sich ihre Tochter schminken möchte, diskutiert sie mit ihnen. Gemeinsam suchen sie im Bioladen nach Alternativen. „Herkömmliche Kosmetika machen abhängig“, sagt sie. Sie nähmen Haut und Haar, was andere Produkte wieder hinzufügen müssten. Die Brixnerin weiß um die Angst der Frauen, nicht perfekt zu sein und um die Sorge, dass der Körper sich zeige, wenn es ihm nicht gut geht. „Jede Frau ist schön“, sagt sie. Aber das müsse jede für sich herausfinden. Es gehe um die bewusste Entscheidung und die Suche nach natürlichen Alternativen. Bioläden setzen auf Naturkosmetik, halten dekorative Kosmetika bereit und bieten natürliche Schminkberatung an. Eine gesunde Ernährung sei die Voraussetzung. Das alte Sprichwort, dass wahre Schönheit von innen kommt, gilt umso mehr.
Beruhigende Blütensalbe
Zutaten für einen Cremetiegel: 50 ml Mandelöl, 200 ml Sonnenblumenöl, 25 g Bienenwachs, 1 kleine Handvoll Blüten von Frauenmantel, Lavendel, Ringelblume, Schafgarbe und Malve, 1 Marille.
Die Blüten mit dem Sonnenblumenöl kurz mixen, 15 Minuten stehen lassen und das Ganze anschließend mit der klein geschnittenen Marille erwärmen. Auf sehr kleiner Hitze ca. 45 Minuten ausziehen lassen, evtl. über Nacht stehen und ziehen lassen. Alles abseihen, das Mandelöl dazu gießen. Etwas erwärmen, das Bienenwachs dazugeben und warten, bis es schmilzt. Die Salbe in saubere Tiegel füllen, beschriften und an einem kühlen Ort aufbewahren.
Verwendung: zur Hautpflege, Lippenpflege, für trockene und sensible Haut
Ca. 10-12 Monate haltbar
Upcycling: die abgeseihten Blüten für die Badewanne, Suppen, im Kuchen oder zur Düngung verwenden
Erfrischungsspray
Zutaten: 1 kleine Handvoll Minzblätter, 150 ml Wasser.
Minzblätter und Wasser gut mixen, einige Stunden ziehen lassen, abseihen und in eine Zerstäuberflasche füllen.
Verwendung: als Erfrischungsspray an heißen Tagen, bei Insektenstichen, zur Hautberuhigung, als Gesichtswasser, nach dem Sonnenbaden
Im Kühlschrank ca. 4 bis 6 Tage haltbar
Upcycling: zum Pflanzengießen, für die Badewanne
Christiane Grubers Lieblingsdeo
Zutaten: Ätherisches Zitronen- oder Orangenöl, Lavendelöl, evtl. Salbeiöl, 50 g Natron.
Die ätherischen Öle zum Natron geben, mit einem Holzlöffel mischen oder schütteln, in ein Glas füllen und bei Bedarf in die Achselhöhle tupfen.
Verwendung: Ganzkörper-Deodorant, Geruchskiller, gelegentlich als Zahnputzmittel, als Fußdeo, bei Schweißfüßen
Bei Zimmertemperatur ca. 3 Monate haltbar
Upcycling: 3 bis 4 Teelöffel als Erfrischung in die Badewanne geben, als Geruchskiller für Turnschuhe, Polster oder Autositze verwenden
von Maria Lobis
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