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Petra Schwienbacher
Veröffentlicht
am 08.06.2015
LeuteAuf a Glas'l

Ein Leben als Clown

Veröffentlicht
am 08.06.2015
Jordi Beltramo ist Künstler, Clown und künstlerischer Leiter von Asfaltart. Von sich selbst sagt der Freigeist: „Ich denke und fühle wie ein Clown."
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Von der lebenden Statue, über den romantischen Pantomimen bis hin zum verrückten Gesellen spielt er alles, was das Clown-Repertoire zu bieten hat: Jordi Beltramo, 37 Jahre, Sohn eines Italieners und einer Französin, ist seit 19 Jahren als Clown mit seinen Straßenauftritten in ganz Europa unterwegs. In letzter Zeit tritt er auch im normalen Theater, auf Festivals oder Tourismus-Events auf. Zusammen mit Claudia Bellasi ist er künstlerischer Leiter des Straßentheaterfestivals Asfaltart in Meran, das dieses Jahr vom 12. bis 14. Juni stattfindet. Am meisten Spaß, sagt er, habe er aber immer noch auf der Straße, obwohl er mittlerweile nicht mehr ganz so oft unterwegs ist wie früher. Grund dafür sind seine Frau, mit der er seit 2004 in Meran lebt, und seine zwei Kinder Felix und Leon. Sie haben es geschafft, den Freigeist ein bisschen zu zähmen.

Heute treffe ich Beltramo in der Kunstbar Meran. Er bestellt einen Ingwer-Holunder-Tee und das Interview beginnt.

Herr Beltramo, warum beschließt man Clown zu werden?
Ich habe mit 16 Jahren einen Straßenkünstler in Frankreich gesehen. Das hat mich wahnsinnig fasziniert. Seitdem wollte ich das auch machen. Mit 18 trampte ich von meiner Heimat Piemont nach Barcelona, wo ich ganz klassisch auf der Rambla als Straßenkünstler begonnen habe. Seit dem ersten Tag lebe ich davon.

Als Clown muss man ein bisschen verrückt sein. Wie verrückt sind Sie?
Man muss sehr verrückt sein, (lacht) aber im positiven Sinn. Das ist jeder Künstler. Aber wenn man mit Offenheit und Leidenschaft dabei ist, dann darf man auch verrückt sein.

Sie sind in ganz Europa aufgetreten. Wo sind die Leute am lustigsten?
Schwierige Frage. In jeder Stadt ist das Publikum anders. Ich habe sehr viele schöne Erinnerungen von vielen Städten Europas. Generell kann man sagen, dass die Italiener ein gutes Publikum sind, obwohl es aufgrund der Krise nicht mehr so gut funktioniert wie früher. Heute verdient man viel weniger.

Und was war das schönste Erlebnis?
Das war bei einem Auftritt in Neapel. Daran erinnere ich mich immer wieder gerne zurück. Es war Wahnsinn. Es war so, als würden die Leute ein Fußballspiel im Stadion schauen. Auch in Russland. Die Leute sind dort sehr, sehr warm und freundlich. Es war toll. Es gibt aber auch Städte, in denen es ganz schwierig ist, in denen man keinen direkten Kontakt mit den Leuten bekommt. Das ist aber die Hauptsache beim Straßentheater.

Gibt es auch mal negative Reaktionen?
Ja. Es gibt immer mal wieder Probleme, zum Beispiel mit der Polizei. Ich habe auch schon ein paar Mal eine Strafe bekommen, weil man in manchen Städten eine Genehmigung braucht.

Was sagt Ihre Freundin zu Ihrem Beruf?
Sie ist Ärztin, es sind also zwei verschiedene Welten. (lacht) Es passt aber.

Wie haben Sie sich kennengelernt?
Ich war auf meiner Reise durch Europa, es war kurz nachdem ich in Spanien angefangen habe. Dann habe ich sie in Galway in Irland kennengelernt. Eine sehr schöne Stadt mit vielen Straßenkünstlern. Sie ist eine Meranerin, deshalb bin ich hier geblieben.

Wie bringen Sie Ihre Kinder zum Lachen?
Ich spiele mit ihnen und bin ehrlich. Als Clown kommt man bei den Kindern super an.

Und schaffen Sie es dann auch mal ernst zu sein?
Als Papa muss man auch mal ernst sein, aber sie nehmen mich manchmal auch nicht so ernst und sagen: Papa ist ein Clown (lacht). Aber dann sage ich immer: Aber Papa ist auch Papa. Die Mama ist aber schon ein bisschen strenger und ich bin eher der Lockere.

Legen Sie das Clown-Sein privat ab?
Um ein guter Clown sein, muss man es auch im Leben sein. Ich bin nicht jeden Tag ein Clown, aber man kann sagen, ich denke und fühle vielleicht wie ein Clown.

Sie sind zusammen mit Claudia Bellasi künstlerischer Leiter des Straßentheaterfestivals Asfaltart. Wie kam es dazu?
Vor neun Jahren haben wir angefangen. Ich wurde von Meinhard Khuen, Gründungsvater des Kunstvereins Kallmünz, und Joachim Ellmenreich, Initiator des Festivals Asfaltart, gefragt, weil wir uns schon von Festivals kannten. Dann haben wir ein Team zusammengestellt und sind gestartet.

Was gehört zu Ihren Aufgaben als künstlerischer Leiter?
Wir wählen die Künstler aus. Einige laden wir ein, sehr viele bewerben sich. Wir organisieren alles, was mit der Show der Künstler zu tun hat. Wer spielt wann und wo … Dann gibt es noch sehr viele andere Dinge zu organisieren. Wir versuchen jedes Jahr ein vielfältiges Programm zu haben, so dass verschiedene Nationalitäten auftreten, die ins Budget passen.

Was sind die Herausforderungen?
Es ist kompliziert, es gibt sehr viele Dinge, auf die man achten muss. Wir müssen für die Künstler da sein, sie empfangen, Kontakte herstellen, darauf achten, dass sie versorgt sind und jeder Künstler das bekommt, was er braucht. Im Januar beginnt bereits die gesamte Organisation. Während der drei Festivaltage sind wir 24 Stunden für das Festival da. Es wird immer etwas gebraucht.

Worauf freuen Sie sich am meisten?
Es gibt wieder viele tolle Sachen. Auf die Highlights freue ich mich besonders. Es kommen drei Mädels aus Belgien mit einem Trapez-Akt auf dem Thermenplatz, dann kommt eine Gruppe aus Slowenien, ein Zirkus … Mehr will ich noch nicht verraten. Es kommen aber viele tolle Künstler, das kann schon gesagt werden.

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